Wirtschaft

Edelmetall sendet Lebenszeichen Zweifel an Trump stützen Goldpreis

Handelskrieg mit China? Trump verunsichert Anleger mit seinem Gebaren - trotzt beabsichtigter Billionen-Investitionen.

Handelskrieg mit China? Trump verunsichert Anleger mit seinem Gebaren - trotzt beabsichtigter Billionen-Investitionen.

(Foto: imago/UPI Photo)

Für viele Investoren scheint die Sache ausgemacht: Aktien setzen 2017 ihren Höhenflug fort, der Goldpreis hingegen fällt. Doch Zweifel an Trumps Wirtschaftspolitik könnten Gold als sicheren Hafen wiederbeleben.

Der Goldpreis hat in den vergangenen Wochen fast genau die gleiche Entwicklung vollzogen wie ein Jahr zuvor. Bereits Mitte Dezember 2015 hatte er ein Tief erreicht und in den Folgemonaten eine kräftige Rally hingelegt. Ein Jahr später ein ähnliches Bild: Der Preis für Gold markierte Mitte Dezember 2016 erneut ein Tief - und erneut kam es zu einer deutlichen Erholung.

Dieses Jahr kommt die Unterstützung vom neuen US-Präsidenten Donald Trump und der Zinsentwicklung. Letztere hatte mit ihrem kräftigen Anstieg Ende 2016 den Goldpreis zunächst abwärts geschickt, weil das Edelmetall keine Zinserträge abwirft und bei einem Renditeanstieg im Nachteil ist.

Doch zuletzt sanken die Zinsen und Renditen, obwohl es zuletzt eine Serie guter US-Konjunkturdaten gegeben hatte und die Einkaufsmanagerindizes eine deutliche Konjunkturbelebung für die nächsten Monate signalisieren. Häufig verkaufen Anleger Anleihen, wenn sich die Konjunktur bessert, weil andere Anlagen wie Aktien in diesem Umfeld attraktiver sind. Die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen fiel zuletzt auf 2,35 Prozent, nachdem sie Mitte Dezember mit 2,6 Prozent noch ein Mehr-Jahres-Hoch markiert hatte.

Risiken werden vernachlässigt

Offensichtlich beschleichen etliche Investoren Zweifel, ob Trump durch das geplante Infrastrukturprogramm von einer Billion Dollar und billionenschwere Steuersenkungen, vor allem für Unternehmen, tatsächlich eine so starke Erholung der US-Wirtschaft auslösen kann, wie derzeit viele Investoren erwarten. Schließlich schürt er gleichzeitig Konflikte.

So zettelt der designierte US-Präsident nicht nur einen Handelskrieg mit China an, sondern beabsichtigt auch, Einfuhrzölle auf sämtliche ausländischen Güter einzuführen. Damit würden ausländische Produkte in den USA deutlich teurer, wodurch die Weltwirtschaft spürbar gebremst würde, zumal nicht nur China mit eigenen Maßnahmen auf Trumps Handelskrieg reagieren dürfte.

Eine derartige Entwicklung würde dazu führen, dass sich Investoren nach der Trump-Euphorie der vergangenen Monate verstärkt auf potenzielle Risiken am Finanzmarkt konzentrieren, womit der Goldpreis zusehends Auftrieb bekommen könnte.

Frankreich-Wahl rückt in den Fokus

Denn Risiken gibt es mehr als genug. Neben einem möglichen Handelskrieg mit China beispielsweise auch die zunehmende politische Unsicherheit, weil Großbritannien im März den Austritt aus der EU nach Artikel 50 einleiten könnte.

Für Unsicherheit sorgt auch die Präsidentschaftswahl in Frankreich am 23. April. Nachdem Präsident Francois Hollande von den Sozialdemokraten wegen verheerender Umfragewerte im nächsten Jahr nicht wieder antreten wird, könnte es laut den Umfragen zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Francois Fillon, dem Kandidaten der Konservativen, und Marine Le Pen vom rechtskonservativen Front National kommen. Le Pen hat zuletzt einmal mehr angekündigt, dass sie Frankreich aus dem Euro herausführen wolle und anschließend die französischen Staatsschulden in einer neuen Währung notieren sollen.

Ohne Frankreich ist der Euro aber kaum denkbar, ist Frankreich doch die zweigrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Entsprechend sind die Kurse der französischen Staatsanleihen in den vergangenen Monaten deutlich gesunken, während im Gegenzug die Zinsen für zehnjährige Anleihen, die im September noch bei 0,1 Prozent lagen, zuletzt auf 0,8 Prozent geklettert sind. Das ist zwar immer noch ein sehr niedriges Niveau. Allerdings dürfte ein weiterer Anstieg für zunehmende Unruhe bei Investoren sorgen, zumal der Zinsaufschlag gegenüber deutschen Anleihen allmählich steigt.

Charttechnik trübt Hoffnung der Gold-Bullen

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 2.388,83

Die Perspektiven für Gold sind daher bei Weitem nicht so schlecht, wie viele Investoren derzeit erwarten. Sollten die US-Zinsen weiter sinken, dürfte der Goldpreis deutlich Rückenwind bekommen. Weil Trump in den nächsten Jahren massiv Schulden machen dürfte und die Inflation damit stark anheizen dürfte, werden die mittel- und langfristigen Perspektiven von Gold ohnehin besser. Immerhin kann Notenbankchefin Janet Yellen angesichts der Schulden der Amerikaner, die von Staat, privaten Haushalten und Unternehmen außerhalb des Finanzsektors rund 360 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung ausmachen, einen starken Zinsanstieg nicht zulassen. Deutlich steigende Inflation bei möglicherweise nur sehr langsam steigenden US-Zinsen sprechen für Gold.

Etwas Wasser in den Wein der Gold-Bullen gießt jedoch Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse bei HSBC Trinkaus: "Der Goldpreis bleibt aus charttechnischer Sicht in einem mittelfristigen Abwärtstrend. Erst bei einer Erholung, die über den Widerstand von 1328 US-Dollar hinausgeht, besteht die Chance auf eine nachhaltige Bodenbildung. Als Bremsklötze erweisen sich derzeit noch die Marken bei 1218 und 1174 US-Dollar aus dem Abwärtstrend seit August 2013." Mit der Überwindung dieser Kursniveaus wäre ein erster Schritt der Gold-Bullen gemacht.

Dabei hat das Edelmetall durchaus Gegenwind. So notiert der S&P 500 in der Nähe des Rekordhochs. In dem Umfeld sind viele Investoren der Überzeugung, dass sie Gold zur Absicherung gegen mögliche Turbulenzen am Aktienmarkt nicht brauchen.

Carry-Trader sichern sich mit Gold ab

Von zwei Seiten hingegen hatte der Goldpreis in den vergangenen Wochen etwas Rückenwind, die zuvor deutlichen Gegenwind brachten: vom Währungspaar Dollar-Yen und den US-Zinsen. Bis Mitte Dezember war der Dollar gegenüber dem Yen kräftig gestiegen, weshalb der Carry Trade auf Hochtouren gelaufen war. Damit hatte der weltweite Aktienmarkt deutlichen Auftrieb, während der Goldpreis belastet worden war.

Die Sache funktioniert so: In den vergangenen Jahren hatten die Investoren den zunehmenden Rückgang des Yen gegenüber dem Dollar genutzt, um verstärkt Kredite auf Yen-Basis aufzunehmen, und das Geld in riskante Vermögenswerte, wie europäische oder US-Aktien zu stecken. Das nennt man Carry Trade. Investoren profitieren dabei von zwei Seiten: einerseits von Währungsgewinnen und andererseits von Kursgewinnen am Aktienmarkt.

Das Spiel geht aber nur solange gut, wie der Yen fällt. Wenn die Unsicherheit der Investoren aber zunimmt, wie jetzt vor dem Amtsantritt von Trump am 20. Januar, flüchten Investoren wieder in den Yen und lösen den Carry Trade auf. Das drückt den weltweiten Aktienmarkt etwas, wohingegen der Goldpreis deutlich steigt. An den Charts ist die enge Korrelation zwischen dem Währungspaar Dollar-Yen und dem Goldpreis seit dem Rekordhoch beim Goldpreis vom August/ September 2011 deutlich sichtbar.

Quelle: ntv.de

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