Ratgeber

Tenhagens Tipps Vorsicht vor diesen Geldanlagen!

Wenn das Geschäftsmodell nicht funktioniert, gibt es erstmal keine Rendite und dann auch kein  Geld zurück.

Wenn das Geschäftsmodell nicht funktioniert, gibt es erstmal keine Rendite und dann auch kein Geld zurück.

(Foto: imago/CHROMORANGE)

8, 10 oder 12 Prozent Zinsen? Derartige Angebote für die Geldanlage sind zu schön um wahr zu sein. Dennoch investieren Anleger in den grauen Kapitalmarkt. Doch statt der versprochenen Rendite ist oftmals das investierte Kapital futsch, wie Finanztip-Chefredakteur Tenhagen weiß. 

n-tv.de: Der graue Kapitalmarkt verspricht satte Renditen – sollten Anleger zugreifen?

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der unabhängigen Verbraucher-Webseite Finanztip.

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der unabhängigen Verbraucher-Webseite Finanztip.

Hermann-Josef Tenhagen: Der Graue Kapitalmarkt ist nichts für Kleinanleger. Auch wer meint, sich auszukennen, sollte vorsichtig sein Das Prinzip ist immer das gleiche. Es werden Zinsen angeboten und Zinsen signalisieren dem normalen Anleger, dass es sich um ein sicheres Angebot handelt. Diese Art von Fehleinschätzung gab es früher auch bei geschlossenen Fonds: Hier gab es dann Ausschüttungen, die wie Zinsen funktionierten. Im Grunde hat  man aber zunächst nur sein eigenes Geld zurückbekommen  - also eigentlich gar keine Rendite. Viele Leute haben dies als Zinsen begriffen.

Genauso verhält es sich bei den viel beworbenen Genussscheinen, die meist auf dem sogenannten grauen Kapitalmarkt gehandelt werden. Grundsätzlich gilt: Je höher die versprochene Rendite, desto größer ist auch das Risiko einer Anlage – bis hin zum Totalverlust. Auch deshalb, weil die Renditen von den Unternehmen ja auch erwirtschaftet werden müssen. Oftmals sind hohe Renditen aber eben ein Hinweis darauf, dass es sich nicht um einen seriöses Angebot handelt.

Was sind Genußscheine?

Früher hat man den Leuten geschlossene Fonds angeboten, heute bietet man ihnen einen Genussschein an. Also eine Beteiligung an einem Unternehmen, bei der man keine Rechte hat, aber regelmäßig Zinsen bekommt, wenn denn das Geschäftsmodell funktioniert. Wenn nicht, bekommt man erstmal keine Rendite und dann auch sein Geld nicht zurück.

Wie werden Anleger davor geschützt?

Genussscheine sind kaum reguliert.  Anbieter müssen lediglich einen Verkaufsprospekt auflegen, um ein entsprechendes Produkt zu verkaufen. Die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (Bafin) kontrolliert dann, ob die formalen Kriterien für diesen Prospekt erfüllt sind. Die Aufsichtsbehörde bewertet eben nicht, wie aussichtsreich das Geschäftsmodell ist, sondern prüft zum Beispiel, dass bei dem Verkaufsprospekt an halbwegs prominenter Stelle darauf hingewiesen werden muss, dass möglicherweise ein Totalverlust droht.

Kann man aussteigen, wenn einem die Anlage nicht geheuer ist und sich die Warnungen vor dem Produkt häufen?

Solche Beteiligungen wird man leider so ohne Weiteres nicht wieder los. Manchmal sind die Anlagen so angelegt, dass sie lange Laufzeiten haben, welche einen vorzeitigen Ausstieg verhindern. Dann gibt es zwar auch oftmals einen Zweitmarkt, aber mögliche Interessenten haben ja auch gelesen, dass eine spezielle Beteiligung problematisch ist. Was zur Folge hat, dass der Verkäufer große Abschläge in Kauf nehmen muss. So geht gerne schon mal die Hälfte des ursprünglichen Wertes der Beteiligung verloren. Selbst wenn die Genussscheine als Wertpapiere an der Börse gehandelt werden, kann es passieren, dass der Handel so dünn ist, dass man keinen vernünftigen Preis für sein Wertpapier bekommt


Was ist bei einer Pleite des Unternehmens?

Normalerweise ist das Geld weg. Genussscheininhaber stehen ganz hinten in der Schlange der Gläubiger. Also Totalverlust.


Wie finde ich heraus, ob ein Angebot seriös ist?

Indem man sich intensiv damit beschäftigt und die vielen Seiten Prospekt genauestens durcharbeitet, so dass man das Geschäftsmodell am Ende auch bewerten kann. Mit anderen Worten: als Kleinanleger häufig gar nicht.

Mit Hermann-Josef Tenhagen sprach Axel Witte

Quelle: ntv.de

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