Wirtschaft

El Niño Von Wetterkapriolen profitieren

Bauern in Srinagar (Indien) bei der Reisernte.

Bauern in Srinagar (Indien) bei der Reisernte.

(Foto: REUTERS)

Das Wetterphänomen El Niño dürfte ab der zweiten Jahreshälfte stärker werden. In der Vergangenheit hat dies zu großen Turbulenzen bei den Agrarpreisen geführt – auch in diesem Jahr?

El Niño beschreibt eine Klimaanomalie, die das Wetter auf zwei Dritteln der Erde maßgeblich beeinflusst. Sie ist ursächlich eine Abschwächung der Passatwinde, die zu einer deutlichen Erwärmung des tropischen Pazifiks führen. Dies erlaubt, dass das warme Wasser - statt kalt auf die asiatischen Küsten zu treffen - nach Osten strömt und eine höhere Niederschlagswahrscheinlichkeit mit sich trägt. Dies verursacht in einigen Regionen Dürren, während andere von heftigen Regenfällen betroffen sind. Das Phänomen tritt alle zwei bis sieben Jahre auf.

Die jüngsten Messwerte im Pazifik signalisieren für dieses Jahr eine ähnliche Ausprägung wie beim bisher stärksten Ereignis in den Jahren 1997/98, was verheerende Folgen hatte. Damals starben weltweit 24.000 Menschen und ein wirtschaftlicher Schaden von etwa 34 Milliarden US-Dollar entstand. Dem US-Wetterdienst NOAA zufolge werden die stärksten El-Niño-Auswirkungen im Winter erwartet.   

Unterschied Süd- und Nordhalbkugel

In der Regel führt dies zu Überschwemmungen in Südamerika und kräftigen Regenfällen in den USA. Hingegen ist in Asien eine stärkere Trockenheit festzustellen ebenso wie in West- und Südafrika. Das hat erhebliche Auswirkungen auf alle Agrarrohstoffe.

Sollte Südostasien von stärkerer Trockenheit betroffen sein, so dürften die Ernten bei Reis, Sojabohnen, Zucker oder auch Palmöl schlecht ausfallen. Auch Australien würde nicht verschont werden. Als fünftgrößter Weizenexporteur ist das Land von Bedeutung. Mittlerweile rechnet man mit einer geringeren Ernte als in 2007/08. Auch der größte Weizenproduzent in Europa Frankreich ist von Trockenheit heimgesucht, während im Mittleren Westen der USA zu viel Regen gefallen ist. Teile dieser Region haben bisher dreimal so viel Niederschlag erlebt wie in einem normalen Jahr. In Illinois - ein Hauptanbaustaat - wurde der regenreichste Juni seit 1895 gemessen. Diese Entwicklungen haben negative Auswirkungen auf die Quantität und Qualität des Getreides. 

Damit aber nicht genug. In Brasilien leiden bei zu starkem Regen Sojabohnen, Kaffee und Zucker. Auch der Kakaoanbau ist nicht ausgenommen. Zwei Drittel der weltweiten Produktion stammt zwar aus Westafrika, dass bei einem El Niño in der Regel ebenfalls von Dürre bedroht ist. Dies würde zu einem Zeitpunkt stattfinden, der ohnehin schon durch ein zweijähriges Angebotsdefizit von 100.000 Tonnen bei Kakao geprägt ist. Die Preise könnten nach oben tendieren.

Auf die Terminkurve achten

Diese Entwicklungen werden derzeit bei Agrarrohstoffen allerdings eingepreist, was anhand der Terminkurven bei zahlreichen Agrarrohstoffen abzulesen ist. Die Terminkurse signalisieren steigende Preise in den kommenden Monaten, auch wenn aktuell die Preise bei vielen Rohstoffen kaum steigen. Ein Teil der "El-Niño-Rally" dürfte in den Terminkursen eingepreist sein. Diese Erwartungen müssen bei einem Investment übertroffen werden, um Gewinne zu erzielen. Das heißt generell: Wer auf steigende Kurse setzt, streicht Gewinne ein, wenn die aktuellen Rohstoffpreise über die Preise am Terminmarkt hinaus steigen.

Auch neue Allzeithochs sind bei Agrarrohstoffen schwer einzuplanen. Die üppigen Ernten der letzten Jahre haben beispielsweise bei Sojabohnen, Weizen, Mais, Kaffee und Zucker zu Lageraufstockungen geführt, die etwa 20 bis 30 Prozent des jährlichen Verbrauchs ausmachen. Damit ist ein Investment auf die Auswirkungen von El Niño kein Selbstläufer.

Quelle: ntv.de

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