Wirtschaft

Ist das Tafelsilber dran? Saudis peilen Börsengang von Aramco an

Vize-Kronprinz Mohammad bin Salman Al Saud

Vize-Kronprinz Mohammad bin Salman Al Saud

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Börsengang des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco rückt näher. Saudi-Arabien braucht dringend Geld. Wegen des Verfalls des Rohölpreises stehen die Finanzen unter Druck. Aramco ist angeblich "Billionen von Dollar" wert.

Der Einbruch des Ölpreises lässt Saudi-Arabien über den Verkauf eines Teils der staatseigenen Ölfördergesellschaft Aramco nachdenken. Eine Entscheidung werde in den kommenden Monaten getroffen, sagte Vize-Kronprinz Mohammad bin Salman Al Saud dem britischen Magazin The Economist. Das Land hat wegen der niedrigen Ölpreise Probleme mit der Finanzierung seines Haushalts.

Er glaube, ein solcher Schritt sei im Interesse des saudischen Marktes und im Interesse von Aramco, ergänzte der Vize-Kronprinz. Zudem sei es gut für mehr Transparenz und um Korruption rund um Aramco zu begegnen, sollte es solche geben. Weitere Details nannte er nicht. Vom Unternehmen war zunächst keine Stellungnahme erhältlich.

Ein Verkauf von Aktien der Saudi Arabian Oil Co, besser bekannt als Aramco, würde vermutlich die strategischen Fördergeschäfte ausschließen. Auch wenn nur ein kleiner Teil des Unternehmens an die Börse gebracht würde, das allgemein zu den wertvollsten der Welt gerechnet wird, könnte der IPO Milliarden von Dollar einbringen. Für die Kassen des Königreichs wären das willkommene Einnahmen in einer Zeit, da die Ölpreise immer neue Tiefstände erreichen.

Riad hat ein ziemlich großes Devisen-Polster, mit dem Saudi-Arabien verlorene Öleinnahmen abfedern kann. Das Land hat aber dennoch seine Ausgaben und die großzügigen Energiesubventionen gekürzt, um Geld zu sparen.

Über einen Teilbörsengang von Aramco ist seit Jahren immer wieder spekuliert worden. Die Aussagen des Vize-Kronprinzen gegenüber dem Magazin The Economist sind die bislang konkretesten zu dieser Möglichkeit.

Kerngeschäft Ölförderung exklusive

Laut einer mit der Sache vertrauten Person ist der Gedanke aber noch in einer sehr frühen Planungsphase. Die saudische Regierung würde die vollständige Kontrolle über das Unternehmen behalten, und ein Aktienverkauf würde das Kerngeschäft Rohölförderung ausschließen, sagte der Informant.

Aramco hat größere nachgewiesene Reserven als jeder andere Ölkonzern weltweit und fördert rund 10 Millionen Barrel pro Tag. Die Kapazität des Unternehmens liegt bei bis zu 12 Millionen Barrel. Zudem kontrolliert der Konzern enorme Raffinerieaktivitäten sowohl in Saudi-Arabien als auch im Ausland. Zwar wird Aramco direkt von der Regierung überwacht, arbeitet aber schon lange unabhängig vom Ölministerium des Landes. Seine Manager sind stolz auf ihre operative Unabhängigkeit von der Regierung.

Die Bewertung der saudischen Börse, dem Tadawul All Share Index, ging 2015 um mehr als 14 Prozent zurück.

Die Bewertung der saudischen Börse, dem Tadawul All Share Index, ging 2015 um mehr als 14 Prozent zurück.

(Foto: REUTERS)

Die offizielle Erwägung einer möglichen Börsennotierung kommt zu einem Zeitpunkt, da Saudi-Arabien ausländischen Investoren erstmals erlaubt, Aktien an seiner Börse Tadawul zu kaufen. Die Saudis hoffen darauf, dass die Öffnung des Marktes ausländische Investitionen anzieht. Die staatlichen Einnahmen sind mit den Ölpreisen gesunken, die in den vergangenen 18 Monaten um zwei Drittel einbrachen. Die Regierung verbuchte im vergangenen Jahr ein Rekorddefizit.

Maßnahme gegen Korruption

Laut Prinz Mohammed bin Salman würde ein Börsengang von Aramco an beiden Fronten helfen. "Ich glaube, dass es im Interesse des saudischen Marktes ist, und im Interesse von Aramco, und im Interesse größerer Transparenz, und um gegen Korruption vorzugehen, sofern es sie gibt, die möglicherweise um Aramco kreist", zitierte ihn das Magazin.

Aramco hatte 2008 Anteile einer ihrer führenden Raffinerien an die Börse gebracht. An der Rabigh Refining and Petrochemical Company ist die japanische Sumitomo Chemical beteiligt, 25 Prozent der Anteile werden an der saudischen Börse gehandelt. Der Marktwert der Raffinerie beläuft sich auf 2,33 Milliarden Dollar.

Angesichts der strategischen Wichtigkeit von Aramco werden viele operative und geologische Einzelheiten zur saudischen Produktion und den Reserven im Wesentlichen wie Staatsgeheimnisse behandelt. Nach einer Börsennotierung müsste das Unternehmen Veröffentlichungspflichten einhalten und der Ruf nach einem neuen Transparenzniveau könnte mit der Vorliebe der Regierung, außerhalb des Blickes der Öffentlichkeit zu agieren, in Konflikt geraten. Das ist ein Grund, warum Regierungsvertreter das Herz von Aramco beim Verkauf an der Börse außen vorlassen möchten.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ

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