Wirtschaft

Kampfansage an den Iran Saudis forcieren den Ölpreis-Krieg

Saudi-Arabien will seinen europäischen Kunden einen überraschenden Preisnachlass auf Öl gewähren.

Saudi-Arabien will seinen europäischen Kunden einen überraschenden Preisnachlass auf Öl gewähren.

(Foto: REUTERS)

Der Plan der Opec, die Ölfördermengen zu reduzieren, ist insbesondere am Widerstand Saudi-Arabiens gescheitert. Nach dem Treffen des Ölkartells senken die Saudis nun die Ölpreise für Europa. Auch der Iran reagiert.

Saudi-Arabien dreht nach dem Scheitern des Opec-Treffens in Wien kräftig an der Preisschraube. Die von den Saudis gesenkten Ölpreise für Europa sind ein deutliches Signal, dass der Wettbewerbsdruck für die Förderländer noch stärker zunimmt. In einem Brief an seine Kunden kündigte der staatliche saudische Ölkonzern Aramco einen um 35 US-Cent niedrigeren Ölpreis je Barrel für Nordwesteuropa und um 10 Cent günstigere Kosten für die Mittelmeerstaaten an.

Der Preisnachlass ist insofern überraschend, als dass die Nachfrage nach Rohöl typischerweise im zweiten Halbjahr zunimmt, da die Raffinerien verstärkt von Wartungsarbeiten auf Verarbeitung umschalten. Zudem verbesserte sich die Lage auf dem Ölmarkt jüngst wegen Ausfällen in Staaten wie Nigeria.

Aber der Schritt der Saudis erfolgt eben nach dem Opec-Scheitern von vergangener Woche, als sich die Kartellmitglieder auf keine Förderhöchstgrenzen einigen konnten. Das Fehlen eines Produktionsdeckels verleiht den beiden einflussreichsten Mitgliedern der Gruppe - den Erzrivalen Iran und Saudi-Arabien - praktisch einen Blankoscheck, so viel zu fördern, wie sie möchten.

Geopolitische Spannungen waren ein Hauptgrund für das Ausbleiben eines Förderlimits. Der Iran hielt daran fest, seine Ölproduktion unvermindert wieder hochzufahren und nach dem Ende der westlichen Sanktionen im Januar nicht gleich wieder im Wirtschaftsaufschwung gedrosselt zu werden. Demgegenüber zeigte sich Saudi-Arabien offen für eine kollektive Förderdeckelung. Beide Nationen, die als Schiiten und Sunniten zu zwei rivalisierenden Richtungen des Islams gehören, buhlen um politischen Einfluss in solchen Krisenländern wie Jemen und Syrien.

Harter Kampf um Abnehmer aus Europa

Der Preisnachlass für die Europäer verdeutlicht aber, wie intensiv der Wettbewerb auf den Ölmärkten ausgetragen wird. Der Iran nahm im Februar wieder die Lieferungen in die EU auf, nachdem die Staatengemeinschaft ihr Embargo aufgehoben hatte. Mittlerweile konkurrieren Saudis und Iraner wieder mit harten Bandagen um europäische Abnehmer.

Die Öllieferungen des Iran in die EU kletterten bereits wieder auf tägliche 400.000 Barrel. In den kommenden Monaten sollten diese Ausfuhren auf 700.000 Fass am Tag klettern, da der Iran Abnahmevereinbarungen mit griechischen, französischen und italienischen Raffinieren traf. Zum Vergleich: Saudi-Arabien exportierte laut der Internationalen Energie-Agentur vergangenes Jahr im Schnitt 800.000 Barrel am Tag nach Europa.

Iran gibt sich siegessicher

Der Iran ist davon überzeugt, im Wettbewerb mit den Saudis letztlich die Oberhand zu behalten, da das Land nicht so stark vom Öl abhänge. "Saudi-Arabien wird der große Verlierer im Preiskrieg sein", gibt sich PR-Chef Akbar Nematollahi vom Ölministerium der Mullahs siegessicher.

Einige Ölproduzenten Europas könnten vom Konkurrenzkampf schwer in Mitleidenschaft gezogen werden. Vor allem Firmen aus Großbritannien und Norwegen tun sich schwer damit, in Zeiten mauer Ölpreise neue Investments einzuwerben.

In Asien dagegen fällt der Kampf um Marktanteile weniger intensiv aus. Dorthin konnte der Iran auch zu Zeiten der Sanktionen frei exportieren. Entsprechend kündigten die Saudis sogar an, den Ölpreis für Ausfuhren in den Fernen Osten um 35 Cent je Barrel zu erhöhen. Zugleich ging es auch um 10 Cent das Fass in den USA herauf. Dorthin darf der Iran immer noch nicht wieder exportieren.

Quelle: ntv.de, cri/DJ

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