Wirtschaft

"Markt wird sich stabilisieren" Saudi-Arabien will nicht am Ölhahn drehen

Mehrere Länder würden die Ölförderung gern drosseln, damit sich der Preis erholt - doch Saudi-Arabien zieht nicht mit.

Mehrere Länder würden die Ölförderung gern drosseln, damit sich der Preis erholt - doch Saudi-Arabien zieht nicht mit.

(Foto: REUTERS)

Seit Monaten kennt der Preis für Öl nur eine Richtung: Davon profitieren Industrie und Verbraucher. Doch für die Förderstaaten wird dies zunehmend zum Problem und bringt Staatshaushalte ins Wanken. Doch der größte Förderer will die Sache aussitzen.

Vor dem mit Spannung erwarteten Opec-Treffen in Wien hat der Ölminister des mächtigen Förderstaates Saudi-Arabien eine mögliche Förderkürzung abgelehnt. "Niemand sollte kürzen, und der Markt wird sich von selbst stabilisieren", sagte Ali Al-Naimi. "Warum sollte Saudi-Arabien kürzen? Die USA sind mittlerweile auch ein großer Produzent. Sollten sie kürzen?"

Am morgigen Donnerstag treffen sich die Förderstaaten der Organisation erdölexportierender Länder (Opec). Um sich gegen den Preisverfall am Ölmarkt zu stemmen, wollen einige von den Öleinnahmen abhängige Länder wie Venezuela Förderkürzungen erreichen.

Zuvor hatten bereits Gespräche zwischen den Opec-Mitgliedern Saudi-Arabien und Venezuela sowie Mexiko und Russland keine Einigung auf eine Förderkürzung ergeben, wie Venezuelas Außenminister Rafael Ramirez gesagt hatte. Alle Teilnehmer der Sitzung hätten einem weiteren Treffen in drei Monaten zugestimmt. Sie seien der Auffassung gewesen, dass der aktuelle Ölpreis von unter 80 Dollar je Barrel nachteilig sei.

Zur Wochenmitte blieben die Ölpreise nach zuvor deutlichen Verlusten nahezu unverändert. Zeitweise kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar 78,38 Dollar und damit fünf Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Referenzsorte WTI fiel hingegen leicht um vier Cent bei 74,05 Dollar.

Experte prognostiziert weiteren Preisverfall

Das Opec-Treffen in Wien ist das alles beherrschende Thema am Ölmarkt. Zuletzt haben sich Hinweise verdichtet, dass die Mitgliedsstaaten nicht mit einer Kürzung der Fördermenge auf die rasante Talfahrt der Preise reagieren werden, insbesondere weil Saudi-Arabien dagegen ist. Der Ölstaat steht für etwa ein Drittel der Opec-Produktion, die wiederum ein Drittel der weltweiten Ölproduktion ausmacht. Im Gegensatz zur Nummer eins der Opec sprechen sich weniger schwergewichtige Länder wie Venezuela für eine Produktionskürzung aus.

Das Produktionsziel der Opec liegt derzeit bei 30 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag, die tatsächliche Produktion dagegen knapp eine Million Barrel höher. Zusammen mit der konjunkturbedingt schwachen Ölnachfrage und der hohen US-Produktion wegen des Frackingbooms hat dies zu starken Preisrückgängen am Ölmarkt geführt. Seit Juni sind die Preise für Rohöl um 30 Prozent gefallen.

"Sollte es keine Einigung über eine Kürzung der Fördermenge geben, dann droht ein weiterer Ölpreisverfall", sagte Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank. Außerdem dürfte dann der Einfluss des Ölkartells in der Welt weiter abnehmen: "Sollten entscheidenden Aktionen ausbleiben, würde das bereits angeschlagene Vertrauen in die Preissetzungsmacht der Opec endgültig erschüttert", sagte Weinberg.

Verbraucher, etliche Unternehmen und Länder würden indes von einem weiteren Preisverfall profitieren.  Der Preis für Rohöl der Opec sank zuletzt kräftig. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats kostete ein Barrel (159 Liter) zuletzt im Durchschnitt 74,28 Dollar. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells.

Niedriger Ölpreis könnte Fracking unrentabel machen

Allerdings ist der Preisverfall für etliche Länder dramatisch: Russland etwa bezieht rund 40 Prozent seiner staatlichen Einnahmen aus dem Öl-Export. Im Haushaltsplan für 2014 rechnet die Regierung in Moskau mit einem durchschnittlichen Preis von 104 Dollar je Barrel (159 Liter). In Moskau ist daher längst von einem Komplott die Rede. Auch der Iran hat den beiden Feinden USA und Saudi-Arabien konspirative Absprachen vorgeworfen, die sich gegen die Wirtschaft des Landes richteten.

Doch auch für die USA könnte der sinkende Ölpreis über kurz oder lang zum Problem werden. Denn die Schieferölproduktion ist kostspielig. Der Rohstoff muss mit hohem technischem Aufwand aus Schiefergestein gelöst werden. Mehrere US-Produzenten haben signalisiert, dass sie profitabel bleiben können, wenn die Preise über 70 Dollar bleiben. Die Internationale Energiebehörde IEA rechnet damit, dass die Investitionen in die US-Schieferölproduktion im nächsten Jahr um rund zehn Prozent sinken.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts

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