Wirtschaft

Streit um Gas-Lieferungen Russland und Ukraine wollen verhandeln

Polen teilte mit, am Mittwoch seien 45 Prozent weniger Gas vom russischen Monopolisten Gazprom geliefert worden als angefordert.

Polen teilte mit, am Mittwoch seien 45 Prozent weniger Gas vom russischen Monopolisten Gazprom geliefert worden als angefordert.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Gas-Konflikt zwischen Russland und der Ukraine steht scheinbar eine Annäherung bevor. In Berlin wollen sich beide Parteien wieder an einen Tisch setzen. Gleichzeitig meldet Polen einen weiteren Abfall der Gas-Lieferung aus Russland.

In die Bemühungen um eine Beilegung des Gas-Streits zwischen Russland und der Ukraine kommt wieder Bewegung. Die Europäische Kommission teilte mit, für Samstag kommender Woche sei in Berlin ein Gespräch beider Seiten unter EU-Vermittlung angesetzt. Das russische Energieministerium erklärte, es habe eine Einladung für die Gespräche erhalten. Ort und Termin des Treffens müssten aber noch festgelegt werden.

Russland hat der Ukraine Mitte Juni den Gas-Hahn zugedreht. Die Regierung in Moskau begründet das damit, dass Gasrechnungen in Milliardenhöhe noch nicht beglichen seien. Die beiden Seiten streiten über den Preis, den die Ukraine für das Gas des großen Nachbarn zahlen soll.

Die in der Ukraine gespeicherten Gasmengen reichen nach den Worten des scheidenden deutschen EU-Energiekommissars Günther Oettinger nicht aus, um durch den Winter zu kommen. Oettinger hatte bei den bisherigen Gas-Gesprächen zwischen den Konfliktparteien vermittelt.

Europäische Versorger zeigten sich unterdessen besorgt, dass Gaslieferungen aus Russland im Zuge der Ukraine-Krise zunehmend eingeschränkt würden. Polen teilte mit, am Mittwoch seien 45 Prozent weniger Gas vom russischen Monopolisten Gazprom geliefert worden als angefordert. Russland habe die Drosselung seiner Gaszufuhr bislang nicht begründet, erklärte Polens staatlich kontrollierter Versorger PGNiG. Um den Ausfall auszugleichen, werde nun mehr Gas aus Deutschland und Tschechien importiert. Gazprom dementierte, die gelieferten Mengen seien zur Vorwoche unverändert. Allerdings stellt auch der deutsche Versorger Eon einen leichten Rückgang fest.

In der EU wird befürchtet, dass Russland seine vorherrschende Stellung am europäischen Gasmarkt als Druckmittel in der Ukraine-Krise einsetzt. Europa bezieht etwa ein Drittel seines Gases aus russischen Quellen, die Hälfte davon fließt durch die Ukraine. Die EU plant eine Verschärfung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Im Gespräch sind auch Sanktionen gegen die Öl-Tochter von Gazprom, Gazprom Neft.

"Europäer haben sich für Lieferausfälle gewappnet"

EU-Energiekommissar Oettinger kündigte für die kommende Woche eine Analyse eines möglichen Stopps der Gaslieferungen aus Russland an. Die Europäer hätten sich bereits mit dem Ausbau ihrer Gasspeicher, neuer Terminals für Flüssiggasschiffe und interner Transfermöglichkeiten gewappnet, sagte er.

Der Ukraine-Konflikt spiegelt sich auch in der Bilanz des Gazprom-Konzerns wider. Nach den erst am Donnerstag veröffentlichten Zahlen vom Jahresanfang fiel der Nettogewinn im ersten Quartal um 41 Prozent auf umgerechnet 4,6 Milliarden Euro, obwohl der Umsatz um rund sieben Prozent auf 32,3 Milliarden Euro stieg. Hintergrund sei neben dem schwächeren Rubel eine Senkung des Gaspreises für die Ukraine in dieser Zeit um ein Drittel, teilte das staatlich kontrollierte Unternehmen mit.

Putin hatte den Gaspreis gekürzt, nachdem sich der Nachbarstaat von einem Assoziierungsabkommen mit der EU zurückzog. Nach dem Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch hob Gazprom den Preis im April wieder um 80 Prozent an.

Quelle: ntv.de, kst/rts

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