Wirtschaft

Rubel und Börse steigen Russland freut sich über den Ölpreis

Der Ölkonzern Baschneft fördert in der Republik Baschkortostan in Russland.

Der Ölkonzern Baschneft fördert in der Republik Baschkortostan in Russland.

(Foto: REUTERS)

Der steigende Ölpreis stützt die russische Wirtschaft und sorgt für eine starke Erholung des Rubels. Dennoch steht die Wirtschaft vor großen Herausforderungen. Wie geht es mit der Konjunktur und am Aktienmarkt weiter?

Die jüngsten Kursausschläge beim Ölpreis dürften viele Investoren sehr erstaunt haben. Obwohl das zuständige US-Ministerium am vergangenen Mittwoch gemeldet hat, dass in der vorangegangenen Handelswoche die US-Öllagervorräte um 13,83 Millionen Barrel innerhalb einer Woche nach oben geschossen waren, - das war der zweithöchste Anstieg aller Zeiten -, ist der Preis der US-Sorte WTI nach der Bekanntgabe der Daten gestiegen und hat den der Nordseesorte Brent gleich mit nach oben gezogen. Das ist eine große Überraschung, zumal die US-Öllagervorräte in der Nähe ihres Rekordhochs liegen.

Was immer auch der Grund für den Kursanstieg gewesen sein mag, ein Land dürfte sich darüber besonders gefreut haben: Russland. Die Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft machen rund 40 Prozent der Steuereinnahmen aus. Ein hoher Ölpreis ist für das Land wichtig, daher hat Russland Anfang Dezember 2016 zugesagt, sich den Förderkürzungen der Opec anzuschließen und im Laufe des Jahres 2017 die Produktion allmählich zu drosseln. Finanzminister Anton Siluanow geht davon aus, dass Ölpreise von 50 Dollar zu zusätzlichen Steuereinnahmen von einer Billion Rubel (16,9 Mrd. Dollar) führen würden. Die Planungen für die Haushaltsbudgets für die Jahre 2017 bis 2019 sind bei einem Ölpreis von lediglich 40 Dollar je Barrel kalkuliert worden. Bisher ist die Strategie der Russen aufgegangen.

Gefahr droht aber von US-Fracking-Unternehmen. Sie könnten die gestiegenen Ölpreise nutzen, um ihre ohnehin hohe Förderung weiter zu steigern, und damit die Drosselung der Opec zu konterkarieren.

Rubel gewinnt an Wert

Hinzu kommt: Der bisherige Anstieg des Ölpreises hat den Rubel kräftig nach oben getrieben. 2016 hat die russische Währung gegenüber dem Dollar fast 20 Prozent an Wert gewonnen. Seit Jahresanfang hat der Rubel um weitere fünf Prozent zugelegt, und tendiert mit Kursen von 59 Rubel je Dollar auf dem Niveau von Juli 2015. Sollte der Ölpreis weiter steigen, dürfte das den Rubel noch weiter beflügeln. Das kommt einerseits zwar den Verbrauchern zugute, weil die Inflationsrate sich allmählich dem Inflationsziel der russischen Zentralbank von vier Prozent annähert. Andererseits sind die reichlich sprudelnden Öl-Einnahmen in US-Dollar fakturiert, weshalb bei einem Dollarrückgang beziehungsweise Rubelanstieg die Staatseinnahmen aus dem Ölgeschäft auf Rubel-Basis sinken.

Eine Stabilisierung des Rubels auf dem aktuellen Niveau, würde allerdings für anhaltenden Druck auf die Verbraucher sorgen, ist der Rubel doch trotz der jüngsten Erholung noch immer um mehr als 40 Prozent weniger wert als Mitte 2014 - als der Einbruch des Ölpreises begann. Die schwache Kaufkraft der russischen Verbraucher spiegeln unter anderem die Einzelhandelsumsätze wider: Sie lagen im Dezember um 5,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Laut Angaben des Wirtschaftsministeriums hat sich die russische Wirtschaft im Jahr 2016 insgesamt allerdings nicht schlecht geschlagen. Demnach lag des Minus bei lediglich 0,2 Prozent. Das heiß: Allmählich dürfte das Land aus der längsten Rezession der vergangenen 20 Jahre herauskommen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt für 2017 ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent voraus, die russische Regierung geht von lediglich 0,6 Prozent aus. Nach der Krise der vergangenen Jahre gibt es allen Grund, vorsichtig zu sein. Dass Investoren trotz des sich aufhellenden Umfelds russische Anleihen immer noch als ziemlich riskant einschätzen, zeigt das Zinsniveau für fünfjährige Anleihen von 8,2 Prozent.

Kräftiges Plus an der Börse

Die Rally beim Ölpreis hat auch den russischen Aktienmarkt kräftig angeheizt. Zuletzt hat der Micex Index allerdings ein wenig korrigiert, vor allem weil sich wegen des gestiegenen Rubels die Perspektiven für die exportabhängigen Unternehmen eintrüben. Die schwersten Werte in dem Index sind der Öl-und Gasmulti Gazprom und die Sberbank mit einem Indexgewicht von jeweils 15 Prozent, gefolgt vom Ölmulti Lukoil mit 12,7 Prozent. Der Konkurrent Surgutneftegas bringt 4,5 Prozent auf die Waage und der Wettbewerber Rosneft 4,0 Prozent. Damit machen diese vier Firmen aus dem Öl- und Gassektor mehr als ein Drittel des Indexgewichts aus.

Die Entwicklung der Öl- und Gaspreise sind also entscheidend für den russischen Index. Das gilt für andere aufstrebende Schwellenländer ebenfalls, sagt Heike Fürpaß-Peter von Lyxor, die Leiterin des öffentlichen ETF-Vertriebs hierzulande ist: "Die gegenwärtige Erholung an den Rohstoffmärkten insgesamt unterstützt den Erholungsprozess in weiten Teilen der Emerging Markets".

So konnte der MSCI Emerging Markte Index seit einem Jahr um fast 40 Prozent zulegen. Der Micex hat im gleichen Zeitraum ein Plus von rund 24 Prozent erreicht. Ganz billig ist der Russland-Index aber nicht mehr. Mit einem 2017er-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 6,9 ist er höher bewertet ist als im Durchschnitt der vergangenen Jahre, der lediglich bei rund sechs liegt. Wegen der hohen politischen Risiken gestehen Investoren dem russischen Aktienmarkt üblicherweise nur ein sehr niedriges KGV zu. Nach wie vor hängt in Russland vieles vom Ölpreis ab.

Quelle: ntv.de

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