Wirtschaft

"Sehr lustiger Witz" Russland deckelt Ölproduktion

Düstere Stimmung für die Ölförderung.

Düstere Stimmung für die Ölförderung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Russland weitet seine Ölförderung nicht mehr aus und hofft, dass andere Länder diesem Beispiel folgen. Da Russland und Saudi-Arabien aber weiterhin auf Rekordniveau Öl aus der Erde holen, gibt sich der Iran belustigt.

Russland hat seine Ölförderung im Februar konstant gehalten und sendet damit ein Signal an andere wichtige Produzenten des Rohstoffs – vor allem an die von Saudi-Arabien dominierte  Organisation erdölexportierender Länder (Opec). Dem russischen Energieministerium zufolge wurden wie im Januar fast elf Millionen Fass pro Tag gefördert.

In Doha hatten sich zuletzt Russland, Saudi-Arabien, Katar und Venezuela darauf verständigt, die Produktion auf dem Stand von Anfang 2016 einzufrieren, um den Ölpreisverfall zu stoppen. Der Ölpreis ist seit Mitte Juni um rund 70 Prozent eingebrochen, weil es ein riesiges Überangebot auf dem Weltmarkt gibt. Die vier Länder wollen mit einer konstanten Förderung andere Staaten dazu bewegen, ihre Produktion ebenfalls nicht mehr auszuweiten.

Auf Förderkürzungen wurde sich in Doha nicht geeinigt. Opec-Insider hatten der Nachrichtenagentur Reuters zuletzt gesagt, es sei sehr unwahrscheinlich, dass die Förderung beim nächsten Treffen des Kartells im Juni gedrosselt werde. Und so bleibt die Produktion auf vorerst Rekordniveau.

Russland fördert derzeit mit rund 46 Millionen Tonnen monatlich so viel Öl, wie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr. Verglichen mit dem Februar 2015 liegt die Produktion zwei Prozent höher. Russland ist einer der größten Produzenten der Welt, gehört aber nicht der Opec an. Seit Mitte 2014 waren die Ölpreise um bis zu 70 Prozent eingebrochen. In Folge hatte dies einen Absturz des Rubelkurses ausgelöst und die schwere Wirtschaftskrise in Russland verschlimmert.

Ein Einfrieren oder gar eine Kürzung der Förderung ist auch in Russland umstritten. Konzerne wie Lukoil, Gazprom-Neft und Baschneft fürchten, ihre Marktanteile zu verlieren. Vielen Firmen auf dem russischen Energiesektor steht das Wasser offenbar bis zum Halse: Einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte zufolge droht etwa einem Drittel von ihnen noch in diesem Jahr das Aus.

"Sehr lustiger Witz"

Derweil sorgt der Iran sorgt für zusätzlichen Preisdruck, das Land lehnt eine Begrenzung der Ölproduktion vehement ab. Laut dem iranischen Öl-Minister Bidschan Sanganeh hätten "einige Staaten" ihre Produktion in den vergangenen Jahren auf bis zu zehn Millionen Barrel pro Tag ausgeweitet; dass diese Länder ihre Fördermenge bei eben jenen zehn Millionen Barrel und der Iran bei einer Million Barrel einfrieren solle, sei "ein sehr lustiger Witz".

Um Maßnahmen gegen den historisch niedrigen Ölpreis zu ergreifen, hatten Russland und Saudi-Arabien – zusammen immerhin für ein Fünftel der weltweiten Öl-Produktion zuständig – gemeinsam mit Katar und Venezuela vergangene Woche angekündigt, über ein Einfrieren der Förderung auf dem Stand von Januar nachzudenken. Bedingung sei jedoch, dass andere Öl-exportierende Nationen mitzögen. Der saudi-arabische Ölminister Ali al-Naimi äußerte sich hoffnungsvoll, dass sich in den nächsten Monaten weitere Länder dem Beispiel anschließen würden.

Eine Einigung mit dem Iran erscheint jedoch mehr als fraglich, streiten sich doch Teheran und Riad um die politische Vorherrschaft in der Region. Der Iran wirft Saudia-Arabien vor, während der Zeit der Sanktionen gegen das Land seine Fördermenge hochgefahren und sich so wichtige Marktanteile gesichert zu haben.

Der Iran verfügt weltweit über das zweitgrößte Vorkommen an Öl – nach der Aufhebung der westlichen Sanktionen möchte das Land nun seine Ölproduktion ausweiten.

Quelle: ntv.de, lvbg/rts/AFP

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