Wirtschaft

Vor allem Minenwerte interessant Rohstoffe vor der Wende

Baufahrzeuge vor eine Nickelmine in Ravensthorpe (Australien). Der Nickelpreis hat deutlich nachgegeben.

Baufahrzeuge vor eine Nickelmine in Ravensthorpe (Australien). Der Nickelpreis hat deutlich nachgegeben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Rohstoffpreise sind seit Anfang 2011 um rund ein Viertel gefallen. Risikotolerante Anleger nutzen das tiefe Kursniveau und steigen jetzt ein.

Der CRB-Index notierte Anfang 2011 bei knapp 260 Punkten – heute steht er bei rund 200 Zählern – das Minus beläuft sich damit in etwa auf 25 Prozent. Der Index umfasst 19 Futures auf Rohstoffe, die an verschiedenen Warenterminbörsen gehandelt werden. Dazu zählen Energierohstoffe wie Öl und Gas, Edel- und Industriemetalle, also beispielsweise Gold und Kupfer, sowie Lebensmittel – unter anderem Orangensaft und Weizen.

Am höchsten gewichtet ist Erdöl, was auch den Einbruch des CRB-Index maßgeblich erklärt. Der Energierohstoff der Sorte Brent ist seit Mitte des vergangenen Jahres von mehr als 110 auf nur noch 50 US-Dollar eingebrochen. Die Nachfrage verlief aufgrund des mageren Wachstums der Weltwirtschaft schwach, das Angebot war dagegen durch die boomende Fracking-Industrie hoch. Erschwerend kommt jetzt noch dazu, dass voraussichtlich die Sanktionen gegen den Iran schrittweise aufgehoben werden und das Land damit wieder mehr Öl auf den Weltmarkt pumpen kann. Auch der Kupferpreis hat sich in den vergangenen viereinhalb Jahren in etwa halbiert. Nickel verbilligte sich sogar noch mehr. Die schlechten Nachrichten dürften jedoch mittlerweile weitgehend eingepreist sein.

China ist entscheidend

Bei der Entwicklung der Rohstoffpreise kommt es maßgeblich auf die Nachfrage aus China an. Kein anderes Land der Welt verbraucht mehr Commodities die Volksrepublik. Zwar wächst die Wirtschaft im Reich der Mitte langsamer als in den vergangenen Jahren. Vereinfacht gesagt bremst der Umbau von einer export- auf eine konsumbasierte Wirtschaft die Konjunktur. Dabei wird jedoch gerne übersehen, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch immer mit einer Jahresrate von rund sieben Prozent pro Jahr expandiert. Absolut betrachtet bedeutet dies, dass die Wirtschaft heute stärker wächst als in den Boomzeiten vor zehn Jahren.

Thomas Wukonigg ist Bankkaufmann und verantwortet bei der Capital-Forum AG u.a. das Portfoliomanagement.

Thomas Wukonigg ist Bankkaufmann und verantwortet bei der Capital-Forum AG u.a. das Portfoliomanagement.

Was für China gilt, gilt auch für die Weltwirtschaft: Sie wächst zwar langsamer als erhofft, aber sie wächst. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass das weltweite BIP in diesem Jahr um immerhin 3,3 Prozent zunimmt, im kommenden Jahr sogar um 3,8 Prozent. Dadurch steigt auch die globale Nachfrage nach Öl und anderen Rohstoffen. In diesem Jahr werden Expertenschätzungen zufolge rund 88 Millionen Fass Öl pro Tag verbraucht – im Jahr 2030 sollen es bereits 105 Millionen Barrel sein. Das  würde in den kommenden 15 Jahren einen zusätzlichen Bedarf von immerhin 20 Prozent bedeuten.

Gleichzeitig wird es immer schwieriger beziehungsweise teurer, fossile Rohstoffe zu fördern. Die günstigen Reserven gehen zur Neige und werden zunehmend durch kostspielige Lagerstätten ersetzt. Die Förderungen aus Ölsanden, Tiefseefeldern und durch das Fracking sind bei den aktuellen Preisen kaum rentabel. Die langfristigen Perspektiven für Öl & Co. sind somit alles andere als negativ.

Technik liefert kurzfristige Impulse

Auch auf kurze Sicht sieht es für die Rohstoffpreise nicht schlecht aus. Der Bärenmarkt im Rohstoffsektor hält mittlerweile bereits mehr als vier Jahre an. Die Verkaufsvolumina der vergangenen Tage weisen jetzt auf einen unteren Wendepunkt hin. Dasselbe signalisieren die Währungsrelationen. Der Australische Dollar zeigt gegenüber dem Goldpreis und der Kanadische Dollar im Vergleich zum Ölpreis eine relative Schwäche. Das ist im Bereich unterer Wendepunkte durchaus üblich. Auch im Tief 2008/2009 stiegen erst die Rohstoffpreise, bevor die entsprechende Rohstoffwährungen nachzogen.

Die M&A-Aktivitäten sprechen ebenfalls für eine Trendwende bei den Rohstoffpreisen. Erst vor wenigen Wochen kündigte Marathon Petroleum an, für umgerechnet 14,3 Milliarden Euro den Erdgas-Spezialisten MarkWest Energy zu übernehmen. Zuvor hatte Shell bekannt gegeben, sich die BG Group für 64 Milliarden Euro einzuverleiben. Weitere Zukäufe von den großen Ölkonzernen sind vor allem in der Frackingindustrie zu erwarten. Die Unternehmen der Branche stehen durch den Ölpreisverfall am stärksten unter Druck. Aber auch herkömmliche Rohstoffaktien, zum Beispiel Rio Tinto, sind so niedrig bewertet wie seit Jahren nicht mehr. Und das, obwohl sie ihre Bilanzen in den zurückliegenden Jahren bereinigt und unrentable Minenprojekte geschlossen haben. Das macht diese Titel für antizyklisch agierende Anleger interessant.

Breit gestreuter Einstieg

Als gut diversifiziertes Investment in den Rohstoffsektor bietet sich der Aktienfonds World Mining von Black Rock (WKN A0BMAR) an. Der Fonds ist schwerpunktmäßig bei den großen Minengesellschaften und Rohstoffhändlern wie BHP Billiton, Rio Tinto oder Glencore engagiert. Der BGF Natural Ressources (WKN A1JJG4) investiert dagegen auch in Mineralölkonzerne (z.B. Exxon, Chevron) und in Hersteller von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln (bspw. Monsanto, Syngenta).

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Quelle: ntv.de

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