Wirtschaft

Airlines und Chemie profitieren Preiskrieg auf dem Ölmarkt

Die Nachfrage steigt - doch das Angebot ist üppig,

Die Nachfrage steigt - doch das Angebot ist üppig,

(Foto: picture alliance / dpa)

Ölpreis runter, Dollar rauf - von dieser Kombination profitieren derzeit nicht nur Fluggesellschaften. Von Saudi-Arabien ist nicht zu erwarten, dass es den Ölpreis wie sonst stützen wird. Ganz im Gegenteil.

Öl der Sorte Brent notiert auf dem tiefsten Niveau seit fast vier Jahren. WTI Light ist in den vergangenen Monaten ebenfalls schwer abgeschmiert. Normalerweise fällt der Ölpreis, wenn die Konjunktur nicht läuft. Doch dieses Mal ist es anderes. Zwar ist es nicht so, dass die Weltwirtschaft gerade brummt. Im laufenden Jahr steht beim Wachstum des globalen BIPs aber voraussichtlich zumindest eine drei vor dem Komma. Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass 2014 die weltweite Nachfrage nach Öl um 0,65 Millionen Barrel (1 Barrel = 159 Liter) pro Tag zunimmt. Das ist nicht gerade viel, bedeutet aber im Vergleich mit 2013 immerhin ein Plus von rund drei Viertel Prozent.

WTI Oil
WTI Oil 83,85

Allerdings steigt das Angebot des schwarzen Goldes noch stärker – vor allem durch das Fracking in den USA. Die IEA schätzt den Anstieg der amerikanischen Ölproduktion in diesem und im kommenden Jahr auf jeweils rund 1 Million Fass pro Tag. Dazu kommt, dass in Ländern wie dem Irak und Libyen trotz der kriegerischen Auseinandersetzungen die Ölquellen wieder sprudeln.

Ein Paradigmenwechsel

Carsten Riehemann ist Geschäftsführender Gesellschafter bei Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und seit Mitte der 90er Jahre als Vermögensverwalter und Vermögensberater für Unternehmer, Privatkunden und Stiftungen tätig.

Carsten Riehemann ist Geschäftsführender Gesellschafter bei Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und seit Mitte der 90er Jahre als Vermögensverwalter und Vermögensberater für Unternehmer, Privatkunden und Stiftungen tätig.

In der Vergangenheit war es so, dass vor allem die OPEC-Staaten in vergleichbaren Situationen mit Förderkürzungen reagiert haben, um den Ölpreis zu stabilisieren. Bislang fordert aber nur Libyen, die Produktion zu verknappen. Vor allem Saudi-Arabien wird nachgesagt, bewusst einen niedrigeren Ölpreis in Kauf zu nehmen, wenn nicht sogar zu forcieren. Dadurch könnten die Saudis ihre Marktanteile vor allem in den USA verteidigen beziehungsweise ausbauen. In den Vereinigten Staaten stammt mittlerweile rund jeder zweite verbrauchte Liter Öl aus heimischer Produktion. Und die Tendenz steigt. Wenn der Ölpreis der Sorte WTI aber unter die Marke von circa 80 Dollar fällt, rutschen viele der US-Produzenten ins Minus. Denn das Fracking gilt nicht nur als umweltschädlich, es ist auch noch vergleichsweise teuer. Aktuell kostet ein Fass WTI-Öl rund 79 Dollar. Die Saudis verdienen dagegen auch bei einem deutlich niedrigeren Preis noch gutes Geld und könnten so die Fracking-Konkurrenz aus dem Markt drängen. Mit Angebotskürzungen ist also vorerst nicht zu rechnen. Damit schwimmt die Welt gewissermaßen in Öl.

Neben dem weltweiten Überangebot drückt auch der feste Dollar auf den Ölpreis. Denn wie bei den meisten Rohstoffen gilt: Steigt der Dollar fällt der Ölpreis und umgekehrt. Seit Mai hat der Greenback gegenüber dem Euro und dem Yen um zehn beziehungsweise 13 Prozent aufgewertet. Bei der Beurteilung, wer vom gesunkenen Ölpreis profitiert und wer darunter leidet, ist also auch der Wechselkurseffekt zu berücksichtigen. Volkswirtschaftlich betrachtet zählen die Öl importierenden Länder klar zu den Gewinnern. Denn der Preis für den so wichtigen Energierohstoff ist zuletzt deutlich stärker gefallen als der Dollar zugelegt hat. Unter dem Strich verbilligt sich somit der Einkauf von Öl. Das wirkt zum Beispiel für die Länder der Eurozone wie ein zusätzliches Konjunkturprogramm. China profitiert noch stärker, weil der Yuan weitgehend an den Dollar gekoppelt ist. Zu den Leidtragenden zählen dagegen die Öl-Exporteure und hier vor allem diejenigen, die einen hohen Ölpreis brauchen, um ihren Staatshaushalt zu finanzieren. Das erklärt, warum sich beispielsweise verschiedene russische Politiker zuletzt bitter beschwert haben. Auch Länder wie der Iran oder Nigeria benötigen eigentlich einen deutlich höheren Preis.

Rückenwind für Fluggesellschaften

Auf Branchenebene gehören vor allem die Airlines zu den großen Gewinnern eines niedrigen Ölpreises. Bei ihnen entfällt fast ein Drittel der Betriebskosten auf den Kauf von Kerosin. Allerdings profitieren die europäischen Gesellschaften etwas weniger als die amerikanischen. Denn Lufthansa & Co. bezahlen das Kerosin und die Flugzeuge (auch die von Airbus) in Dollar – und der ist zuletzt für sie teurer geworden. Ihre Tickets verkaufen sie dagegen überwiegend in Euro – und die Gemeinschaftswährung befindet sich seit Mai dieses Jahres auf Talfahrt. Dennoch hat es dazu gereicht, dass beispielsweise die traditionell defizitäre Air Berlin im zweiten Quartal 2014 erstmals seit fünf Jahren einen kleinen Gewinn auswies. Deutlich besser gefällt uns aber Easyjet. Gleich mehrere Unternehmensanalysten erhöhten zuletzt ihre Gewinnerwartungen für die britische Low-Cost-Airline nach oben. Gleichzeitig ist die Aktie im Vergleich zur Konkurrenz deutlich unterbewertet.

Auch die Chemiekonzerne profitieren von niedrigeren Kosten für das schwarze Gold. Das gilt insbesondere für die Unternehmen, die einen guten Teil ihrer Umsätze im Dollarraum erwirtschaften. Allerdings gilt es auch hier zu differenzieren. Denn einige Konzerne - wie beispielsweise BASF - sind mittlerweile selbst massiv im Ölgeschäft engagiert. Daher favorisieren wir eher die Aktie von Bayer. Während bei mehreren Konkurrenten die Gewinnerwartungen zuletzt sanken, erhöhten sie sich bei den Leverkusenern. Trotz des dreijährigen Kursanstiegs, ist auch dieser Titel noch immer spürbar unterbewertet.

Unter den nordamerikanischen Chemiewerten bewerten wir unter anderem Agrium positiv. Der kanadische Hersteller von Spezialchemikalien beliefert vor allem die Agrarindustrie mit verschiedenen Düngern und Pflanzenschutzmitteln. Anlegern bietet das Unternehmen eine Dividendenrendite von rund drei Prozent. Da die Ausschüttungsquote nur bei etwa einem Drittel liegt, ist die Dividendenkontinuität gewährlistet.

Neben verschiedenen Unternehmen zählen natürlich auch die Verbraucher zu den Nutznießern niedriger Ölpreise: Denn Heizen und Tanken verbilligen sich spürbar.

Disclaimer

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung GmbH zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar. Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen wurden aus Quellen zusammengetragen, die als zuverlässig gelten. Die Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung GmbH gibt jedoch keine Gewähr hinsichtlich deren Zuverlässigkeit und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung dieser Information ergeben. www.albrecht-kitta-co.de

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen