Wirtschaft

Kommt die Förderkürzung? Opec widerspricht Russland

Förderung in Sibirien: Arbeiter des russischen Öl-Riesen Rosneft.

Förderung in Sibirien: Arbeiter des russischen Öl-Riesen Rosneft.

(Foto: REUTERS)

Angesichts abstürzender Ölpreise ist Russland nun doch damit einverstanden, mit dem von Saudi-Arabien angeführten Opec-Kartell zusammenzutreffen. Das Ziel: Die Preise nach oben treiben. Doch offenbar prescht Moskau etwas zu weit vor.

Im Ringen um eine erzwungene Anhebung der Ölpreise kommen aus Russland und vom Förderkartell Opec widersprüchliche Signale. Zunächst hatte Moskau mitgeteilt, dass Saudi-Arabien angesichts des Preisverfalls eine Drosselung der Ölproduktion vorgeschlagen habe. Demnach sollen die Förderländer ihren Ausstoß um jeweils bis zu fünf Prozent senken, sagte der russische Energieminister Alexander Nowak. Dem widersprach später jedoch ein hochrangige Opec-Vertreter. Dieser Vorschlag sei alt - und stamme von Algerien und Venezuela, aber nicht von Saudi-Arabien.

Russlands Energieminister Alexander Nowak hatte gesagt, dass bei einem angedachten Treffen mit der Opec im Februar eine fünfprozentige Förderkürzung zur Diskussion stehe. Russland hat sich nach seinen Worten zu einem Treffen mit der Opec bereit erklärt, um über eine "mögliche Koordination" bei der Ölförderung zu sprechen. Die Konsultationen könnten eine Bewertung der aktuellen Marktsituation, die niedrigen Ölpreise und Optionen über eine Koordination der Förderung umfassen, hatte Nowak nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur RIA gesagt.

Saudi-Arabiens Position ist unverändert

Dazu hieß es vom Förderkartell, dass Saudi-Arabien bereit sei, mit anderen Ölförderländern zusammenzuarbeiten, um den Ölmarkt zu stabilisieren. Die Position Saudi-Arabiens sei unverändert: Alle Türen seien offen, und alle Möglichkeiten könnten in Erwägung gezogen werden.

Nach den Äußerungen Nowaks verteuerte sich der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent um bis zu acht Prozent auf fast 36 Dollar und erreichte ein Drei-Wochen-Hoch. Doch dann gab der Preis einen Teil der Gewinne wieder ab und lag bei rund 34 Dollar.

Zuletzt war der Ölpreis massiv gefallen, wegen hoher Produktion und zugleich mangelnder Nachfrage infolge mauer Weltkonjunktur. Russland müsste laut dem Vorschlag als großer Ölproduzent täglich 500.000 Fass weniger produzieren. Die allgemeine Drosselung um fünf Prozent sei jetzt Gegenstand der Diskussionen, sagte Nowak. "Es ist noch zu früh, um darüber zu reden", fügte der Minister in St. Petersburg vor Reportern hinzu. "Es gibt noch viele Fragen, was die Kontrolle der Kürzungen angeht."

Vertreter Saudi-Arabiens äußerten sich zunächst nicht zu dem Vorschlag, aber ein ranghoher Opec-Delegierter vom Persischen  Golf sagte: "Die Opec-Staaten aus der Golf-Region und Saudi-Arabien sind zu jedweder Kooperation bereit, um den internationalen Ölmarkt zu stabilisieren. Vor kurzem war der Ölpreis auf ein Zwölf-Jahres-Tief von rund 27 Dollar pro Fass gesunken. Noch vor etwa 18 Monaten kosteten 159 Liter von dem Rohstoff 115 Dollar.

Kehrtwende Russlands

Die Gespräche sind eine Kehrtwende Russlands. Bisher hatte die Regierung in Moskau das stets abgelehnt. Der russische Ölminister Alexander Nowak drückte es verklausuliert aus: Die Konsultationen könnten eine Bewertung der Marksituation, die niedrigen Ölpreise und Optionen über eine Koordination der Förderung umfassen, zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur RIA.

Bisher hat die russische Seite stets betont, es gebe keine Pläne zu einer Förderdrosselung. Sie hatte dabei vor allem auf die widrigen klimatischen Verhältnisse nahe der Arktis verwiesen, die ein Auf und Ab der Förderung sehr schwierig machten.

Nowak sagte nun, die Situation habe sich gegenüber früheren Konsultationen "etwas geändert". Die Preise seien gefallen, und alle Experten gingen davon aus, dass eine Erholung der Preise eine langfristige Angelegenheit sei. "Daher denke ich, es ist angemessen, diese Situation zu diskutieren", sagte der Minister.

Am Mittwoch hatten sich hochrangige Vertreter der russischen Ölindustrie getroffen. Dabei wurde Medienberichten zufolge auch über Abstimmungen zwischen Russland und der Organisation Erdöl exportierender Länder gesprochen. Der Chef des russischen Pipeline-Monopolisten Transneft, Nikolai Tokarew, sagte, es sei um konkrete Schritte gegangen, wie die Situation gemeinsam zum Besseren gewendet werden könnte. Bei Gesprächen mit der Opec würde es eine mögliche Kürzung der Produktion auf der Tagesordnung stehen. Zunächst müsse allerdings sowieso mit Saudi-Arabien verhandelt werden. Das Treffen könnte Tokarew zufolge im Februar stattfinden.

Im Kampf um Marktanteile haben die größten Ölförderstaaten bislang verzichtet, die Förderung zu drosseln. Im Gegenteil: Die Opec und Russland fluten den Markt. Zudem darf der Iran nun sein Öl wieder frei auf dem Weltmarkt verkaufen, nachdem der Westen die Sanktionen zum Teil aufgehoben hat.

Die Einnahmen brechen weg

Das Überangebot und die maue Weltkonjunktur haben die Ölpreise seit Mitte 2014 kräftig fallen lassen. Vor eineinhalb Jahren mussten noch gut 115 Dollar je Barrel (159 Liter) bezahlt werden. Nunmehr kostet ein Fass rund 30 Dollar.  

Für die Verteidigung von Marktanteilen zahlen die Länder in Form deutlich geringerer Einnahmen einen hohen Preis, der sich in Haushaltsdefiziten, sinkenden Währungskursen oder - wie im Fall von Russland - einer scharfen Rezession ausdrückt.

Saudi-Arabien muss ein Haushaltsdefizit von umgerechnet etwa 90 Milliarden Euro stemmen und kündigte bereits an, seine Wirtschaft breiter aufstellen zu wollen. Das Opec-Mitglied Venezuela steht kurz vor der Staatspleite.

Noch Anfang Dezember hatten die Opec-Länder beschlossen, an ihrer bisherigen Förderpolitik festzuhalten. Ein reguläres nächstes Treffen der Staaten, die für rund ein Drittel der weltweiten Ölförderung verantwortlich sind, steht erst am 2. Juni an.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ

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