Wirtschaft

Öl wird immer billiger Opec streitet um Drosselung

Viele Analysten erwarten, dass die Ölpreise weiter sinken werden.

Viele Analysten erwarten, dass die Ölpreise weiter sinken werden.

(Foto: REUTERS)

Der Ölpreis fällt. Dennoch wird weiter nach Kräften Öl aus der Erde gepumpt – und das Opec-Kartell ist tief zerstritten. Es sieht nicht danach aus, dass sich das ändert.

Ein tiefer Riss geht durch die Opec. Die reichen Golfstaaten stehen den ärmeren Mitgliedern gegenüber. Während der Preis regelrecht abstürzt, bestürmen Länder wie Venezuela die mächtigen Saudis, dass die Förderquoten endlich gesenkt werden. Doch die halten wenig davon – sie verfolgen ihre eigenen Ziele. Ihnen geht es vor allem darum, dass das billige Öl die US-amerikanische Fracking-Konkurrenz zerstört.

Um 60 Prozent hat sich Öl seit Juni vergangenen Jahres verbilligt, von 100 auf nunmehr knapp über 40 US-Dollar. Der Preisverfall hat die Opec-Länder nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur fast eine halbe Billion Dollar Einnahmen gekostet. Die reichen Golfstaaten können das verkraften, auch wenn sie nicht immun gegen die Folgen sind: Die Devisenreserven schwinden, Haushaltsdefizite steigen. Saudi-Arabien emittierte im Herbst zum ersten Mal seit 2007 Staatsanleihen.

Das ist aller allerdings nichts gegen die Schwierigkeiten, in denen ärmere Öl-Produzenten wie Venezuela, Angola oder Nigeria stecken. Venezuela leidet unter einer tiefen Rezession, die Wirtschaft könnte dieses Jahr um zehn Prozent schrumpfen.

Ein Ende des Ölpreisverfalls ist nicht in Sicht. Der Ölpreis könnte nächstes Jahr bis auf rund 25 Dollar je Fass abstürzen, sollte die Opec ihre Politik nicht ändern, sagte Venezuelas Ölminister Eulogio del Pino. Nach Einschätzung der Analysten von Goldman Sachs könnte der Preis im kommenden Jahr sogar bis auf 20 Dollar pro Fass fallen, sollten die Förderländer die Produktion nicht drosseln.

Es deutet wenig darauf hin, dass die Opec sich auf einen solchen Schritt einigt. Aus Saudi-Arabien verlautete zwar, man sei "zur Zusammenarbeit mit anderen Staaten – Mitgliedern und Nichtmitgliedern der Opec – bereit, um den Ölpreis zu stabilisieren". Doch die meisten Analysten gehen davon aus, dass sich die Golfstaaten nicht bewegen werden, solange Nicht-Opec-Länder wie Russland, Mexiko und den Irak ihre Produktion nicht ebenfalls drosseln. "So lange nichts Konkretes verkündet wird, bleiben wir skeptisch", sagte Daniel Aig vom Brokerhaus Phillip Futures. Das nächste Treffen der Opec-Mitgliedsstaaten findet am 4. Dezember in Wien statt.

Der Iran ist wieder da

Energie-Analysten gehen davon aus, dass die Ölpreise noch weiter sinken werden. Denn zum Jahresende sollen die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden. Das Opec-Mitglied drängt zurück auf den Markt, und das weltweite Überangebot wird damit weiter zunehmen. Ölminister Bijan Namdar Zanganeh hatte vergangene Woche betont: Sein Land werde kein grünes Licht seitens des Ölkartells abwarten werde, bevor es die Ölexporte steigert.

Saudi-Arabien pumpt derzeit so viel Rohöl aus dem Boden wie nie zuvor. Gleichzeitig gewährt es Kunden hohe Rabatte, um seinen Marktanteil zu verteidigen. Dabei setzen die Saudis darauf, dass der fallende Ölpreis die Förderung für viele Konkurrenten unrentabel macht.

Diese Politik ist eine Lehre der 1980er-Jahre. Als der Ölpreis damals kräftig fiel, kürzte das Königreich seine Produktion, um ihn zu stützen. Daraufhin büßte der weltweit größte Exporteur spürbar Marktanteile ein und brauchte Jahre, um verlorenes Terrain zurückzuerobern.

Der gegenwärtige Kurs zwingt das Königreich zwar zum Sparen, aber immerhin kann es Öl selbst bei einem Preis um die 40 Dollar noch kostendeckend aus der arabischen Wüste fördern. Den Rohstoff aus russischen Permafrostböden zu holen oder per Fracking zu gewinnen, ist deutlich teurer.

Bisher konnten die US-Firmen den Preisverfall mit einem Produktionsboom bekämpfen: Je billiger Öl wird, desto mehr erhöhten sie die Fördermenge. Sie verfeinerten Bohrtechniken, schalteten langsamere Fördertürme ab und verlegten Personal und Equipment zu den besten Vorkommen mit dem meisten Öl. Doch nun stoßen sie an ihre Grenze: Die US-Energiebehörde EIA erwartet, dass die Fördermenge pro Turm im November erstmals stagniert. Seit 2013 war sie stets gestiegen – die USA wurden damit vor Saudi-Arabien zum weltgrößten Öl-Förderer. Und das soll sich nach dem Willen des Königreichs ändern.

Quelle: ntv.de

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