Wirtschaft

Trotz Spannungen im Nahen Osten Ölpreis stürzt auf neues Tief

Iraner demonstrieren gegen die Hinrichtung des schiitischen Geistlichen Sheikh Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien.

Iraner demonstrieren gegen die Hinrichtung des schiitischen Geistlichen Sheikh Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien.

(Foto: REUTERS)

Der Ton zwischen den Ölförderstaaten Saudi-Arabien und Iran wird rauer. Doch trotz der sich verschärfenden Krise steigen die Ölpreise nicht. Im Gegenteil: Die Nordseesorte Brent fällt sogar auf ein neues Mehrjahrestief. Das hat möglicherweise mehrere Gründe.

Der Verfall der Ölpreise hat an Fahrt aufgenommen: Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um 4,4 Prozent auf 34,83 Dollar je Barrel (159 Liter) und kostete damit so wenig wie zuletzt am 1. Juli 2004. "Die Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran werden von der Mehrheit der Marktteilnehmer negativ für den Ölpreis gesehen, weil dadurch eine gemeinsame Linie der Opec zum Abbau des Überangebots unwahrscheinlich wird", schrieben die Analysten der Commerzbank.

Nach dem Ende der Sanktionen gegen den Iran wird bald mit einer Wiederaufnahme der Ölexporte durch die Islamische Republik gerechnet. Seit der Eskalation des Streits zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran über den Jahreswechsel ist der Ölpreis an den vergangenen drei Handelstagen um fast acht Prozent gefallen. US-Leichtöl der Sorte WTI notierte mit 34,80 Dollar 3,3 Prozent schwächer.

Saudis werden Iran wohl nichts gönnen

Der Ölboom in den USA hat maßgeblich zum Preisverfall bei dem Rohstoff beigetragen, der im Juni 2014 noch rund 115 Dollar gekostet hatte. Zudem hatte die Opec anders als in früheren Jahren nicht die Produktion gedrosselt, um damit die Preise zu stützen. Vielmehr fördern die Mitglieder des Kartells weiter mehr Öl als an den Märkten nachgefragt wird. Saudi-Arabien, der weltweit größte Ölexporteur, werde aber gewiss seine Fördermengen nicht senken, um für den politischen und religiösen Erzrivalen Iran Platz zu machen, sagte ein Börsianer.

Marktteilnehmer führen den Rückfall der Preise auch auf Nervosität vieler Akteure vor der Bekanntgabe der wöchentlichen US-Rohölvorräte zurück. Zuletzt waren die Vorräte mehrfach wider Erwarten immer weiter gestiegen und erreichten jahrzehntelang nicht mehr gesehene Niveaus.

"Der Market ist weiter negativ gestimmt, da gibt es keine Zweifel", sagt Tamas Varga, Ölanalyst beim Brokerhaus PVM. Der starke Dollar und die schwachen Daten aus China verstärkten dies noch, ergänzt er mit Blick auf den schwächer als erwartet ausgefallenen Einkaufsmanagerindex des chinesischen Dienstleistungssektors.

Auch Kupferpreis fällt, Gold hingegen wird teurer

Zusätzlich trüben Spekulationen auf eine sinkende Nachfrage die Stimmung. Vor allem die Sorge um Chinas Konjunktur drückt die Preise für die Industriemetalle: Kupfer fiel um 1,1 Prozent auf 4593 Dollar je Tonne. Die Volksrepublik ist der weltgrößte Konsument von Kupfer, das vor allem in der Bauindustrie verwendet wird.

Von der Unsicherheit profitiert erneut der Goldpreis, der 2015 das dritte Jahr in Folge mit Verlust geschlossen hatte. Die Feinunze verteuerte sich um ein Prozent auf 1088,05 Dollar. Die Krisenwährung sei auch angesichts des Atomtests von Nordkorea gefragt gewesen, sagten Analysten. Nach eigenen Angaben hat das Land eine Wasserstoffbombe getestet, was international auf scharfe Kritik stieß.

Quelle: ntv.de, rts/DJ/kst

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen