Wirtschaft

Steigender Rohstoffpreis Ölsektor wittert Morgenluft

Der Preisverfall bremst die Investitionen aus: Wenn die Notierungen am Ölmarkt wieder klettern, ergeben sich auch Chancen für Ölfeldausrüster.

Der Preisverfall bremst die Investitionen aus: Wenn die Notierungen am Ölmarkt wieder klettern, ergeben sich auch Chancen für Ölfeldausrüster.

(Foto: REUTERS)

Der Ölpreis ist kräftig auf dem Weg nach oben. Die Investoren steigen wieder bei Ölmultis, wie Total und BP ein, zumal die Aktien mit guten Dividendenrenditen überzeugen. Ein Segment läuft sogar noch besser als die Papiere der Multis.

Der hohe Druck auf die Ölmultis lässt allmählich nach. Der Preis der US-Sorte WTI kratzt an der Marke von 50 Dollar je Barrel und notiert damit in der Nähe des 52-Wochen-Hochs. Für die deutliche Stimmungsaufhellung bei Investoren hat das Opec-Treffen in Algier Ende September gesorgt. Die Mitglieder haben sich auf eine Kürzung der Förderung geeinigt. Die genauen Details des Deals sollen auf einem weiteren Opec-Treffen am 30. November in Wien festgezurrt werden.

Die Opec strebt eine Kürzung der Förderung auf 32,5 bis 33 Millionen Barrel pro Tag an, nachdem die Produktion von August auf September von 33,5 auf 33,75 Millionen Barrel gestiegen war. Bleibt die Frage, welche der Länder tatsächlich die Förderung kürzen werden. Nigeria und Libyen haben ebenso wie der Iran bereits angekündigt, dass sie ihre Förderung steigern wollen. Die Saudis hätten zwar mit einer Reduktion um rund 0,5 Millionen Barrel im vierten Quartal wahrscheinlich kein großes Problem, weil die heimische Nachfrage nach Öl wegen der sinkenden Nachfrage nach Strom für den Betrieb von Klimaanlagen aus saisonalen Gründen ohnehin sinkt.

Opec als Vorreiter?

Sollten die anderen Länder aber ihre Produktion tatsächlich noch weiter steigern, müssten vor allem die Saudis ihre Quote entsprechend stärker kürzen, was den Saudis angesichts der wirtschaftlichen Probleme und der desolaten Haushaltslage nicht leicht fallen dürfte. Nichts desto trotz könnte die Aussicht, dass sich die Opec auf die Details einigen könnte, den Ölpreis weiter beflügeln, zumal Venezuela bereits spekuliert hat, dass sich etliche Nicht-Opec-Länder dem Deal anschließend könnten und ihrerseits die Förderung um 0,5 Millionen Barrel drosseln könnten. Damit könne das weltweite Angebot um insgesamt 1,2 Millionen Barrel pro Tag sinken, was laut dem Ölminister Venezuelas die Preise um 10 bis 15 Dollar je Barrel nach oben treiben würde.

Mit dem Preisanstieg hellen sich auch die Perspektiven der Ölfirmen allmählich auf. Sie haben in den vergangenen Jahren kräftig auf die Kosten- und Investitionsbremse gedrückt. Mitte September hat der französische Ölriese Total noch angekündigt, dass er die Kosten weiter reduzieren wird. "Zudem sollen die Investitionen ab 2017 nachhaltig bei 15 bis 17 Milliarden Dollar pro Jahr liegen und damit um zwei Milliarden unter den ursprünglichen Plänen", erklärt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. Dennoch soll die Öl- und Gasförderung bis 2020 um fünf Prozent pro Jahr steigen und anschließend um ein bis zwei Prozent jährlich wachsen.

Attraktive Dividendenrenditen

Die Entscheidung von Total ist verständlich, reichen doch die bisherigen Ölpreise nicht aus, damit Total - ebenso wie viele andere Unternehmen - aus dem Cash Flow die Investitionen und die Dividenden zahlen kann, ohne neue Schulden machen zu müssen. So strebt Total an, dass 2017 ein Ölpreis für die Nordseesorte Brent von 55 Dollar ausreicht, damit der Cash Flow die Investitionen und die Ausschüttungen an die Aktionäre finanziert. Der englische Wettbewerber BP peilt einen Wert von 50 bis 55 Dollar an. In dem Umfeld steigender Ölpreise sind die Aktien der Multis daher wieder gefragt, zumal sie über eine hohe Dividendenrendite verfügen. So liegt jene für BP bei 6,5 Prozent und jene von Total bei 5,6 Prozent.

Aktien der Ölzulieferer auf der Überholspur

Noch stärker als die Aktien der Ölmultis sind die ihrer Zulieferer gestiegen. Zwar rechnet die International Energy Agency (IEA) damit, dass die Multis im laufenden Jahr ihre Investitionen um 24 Prozent auf 450 Milliarden Dollar senken werden, nachdem sie bereits 2015 um 25 Prozent zurückgingen. Das ist das erste Mal seit 40 Jahren, dass die Branche die Investitionen zwei Jahre in Folge reduziert. Sollte die Erholung der Ölpreise weitergehen, hellen sich die Perspektiven für die Servicefirmen dennoch deutlich auf, denn die Multis dürften im nächsten Jahr allmählich von der Investitionsbremse gehen.

Die Zulieferer hatten den Multis in den vergangenen Jahren starke Preisnachlässe zugestehen müssen. Das dürfte sich nun aber zusehends ändern. "Einige der Effizienzgewinne, die wir gemeinsam mit unseren Kunden gemacht haben, sind tatsächlich nachhaltig und werden weitergehen. Aber andere, inklusive sehr unwirtschaftlicher Preissenkungen sind nicht nachhaltig und werden umgekehrt werden müssen", sagte Dave Lesar, Vorstandschef des großen US-Ölzulieferers Halliburton zuletzt. Der Konzern hat im zweiten Quartal weitere 5000 Mitarbeiter abgebaut. Lesar erwartet, dass vor allem das wichtige Geschäft in Nordamerika, das knapp die Hälfte der Konzernerlöse beisteuert, sich im zweiten Halbjahr allmählich belebt. Der französische Wettbewerber Technip hat zuletzt zwar einen Einbruch der Auftragseingänge verbucht. Der Konzern baut aber 16 Prozent seiner Mitarbeiter ab, sowie mehr als ein Drittel seiner Schiffsflotte. Damit sollen Einsparungen von 830 Millionen Euro bis Ende 2017 erwirtschaftet werden. Bei steigenden Ölpreisen hellen sich die Perspektiven für den Sektor zusehends auf. In dem Umfeld dürften die Aktien der Servicefirmen deutlicher steigen als die der Multis.

Quelle: ntv.de

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