Wirtschaft

Nach der Opec-Einigung Ölpreis vor neuer Kursrally?

Die Opec will die Produktion drosseln, um für höhere Preise zu sorgen.

Die Opec will die Produktion drosseln, um für höhere Preise zu sorgen.

(Foto: REUTERS)

Der Ölpreis zeigt sich schon seit Wochen robust. Nun einigt sich die Opec final auf konkrete Produktionskürzungen. Der Rohstoff dürfte teurer werden.

Öl ist teurer geworden. Grund ist die Einigung der Opec, die Förderquoten zum ersten Mal seit acht Jahren verbindlich zu reduzieren. Die Produktion soll von 33,6 Millionen Barrel pro Tag auf nur mehr rund 32,5 Millionen Barrel sinken. Damit entspricht die Kürzung einem Prozent der weltweiten Ölproduktion. Saudi-Arabien übernimmt mit 486.000 Barrel den Löwenanteil, der Irak hat in letzter Minute ebenfalls zugestimmt und verspricht, täglich 200.000 Barrel weniger zu produzieren als bisher. Nach den Querelen im Vorfeld kam die Einigung überraschend, in sechs Monaten will die OPEC eine Neueinschätzung der Situation vornehmen.

Und was bedeutet das für den Ölpreis? Vereinbarte Produktionskürzungen der Opec wurden nicht immer eingehalten. Daher werden Investoren sehr auf die Disziplin der Organisation achten. Bernstein Research erwartet, dass der Ölmarkt im kommenden Jahr durch die Maßnahmen in ein Defizit abrutschen wird. Zuletzt hatte ein Angebotsüberhang die Preise in Schach gehalten. Das Defizit, meint Bernstein, werde im ersten Halbjahr 500.000 Barrel am Tag betragen und könne sich in der zweiten Jahreshälfte auf bis zu einer Million Barrel ausweiten.

Doch im Öl-Poker ist die Position der US-Förderer nicht zu vernachlässigen. Sie pumpen den Rohstoff zwar teurer aus dem Boden als die meisten Opec-Mitglieder, aber bei steigenden Ölpreisen wird dies attraktiver, insbesondere wenn Ressourcen nach der schnell wieder aufzubauenden Fracking-Methode ausgeweitet werden. In den vergangenen Monaten haben zahlreiche US-Ölproduzenten ihre Aktivitäten bereits hochgefahren und geschlossene Bohrlöcher wieder geöffnet. Daher könnten Ölpreissteigerungen trotz Opec-Deal mit globalen Produktionsausweitungen einhergehen - auch weil Russland sich als Nicht-Opec-Mitglied zwar einer Produktionskürzung anschließen will, aber die Aussagen hierzu nicht eindeutig formuliert.

Analysten erwarten, dass sämtliche Nicht-Opec-Mitglieder die Förderung um 6000.000 Barrel am Tag kürzen wollen. Russland soll den Hauptteil mit 300.000 Barrel übernehmen. Dabei ist aber nicht klar, wie viel von den 300.000 Barrel bereits umgesetzte Produktionseinschnitte sind. Entsprechend weniger dürfte künftig gekürzt werden. Es könnte sogar sein, dass Russland bei einem weiteren Ölpreisanstieg gar keine Reduzierungen umsetzt.

Inflation und Zinsen steigen

Große Auswirkungen hat die Opec-Einigung auf die Inflationserwartungen, die angesichts von tendenziell höheren Ölpreisen kräftig zulegen. Das wiederum hat zur Folge, dass die Renditen steigen. Denn Anleihebesitzer fordern bei einer steigenden Inflation eine höhere Risikoprämie in Form eines höheren Zinses.

Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen ist inzwischen wieder bei rund 2,4 Prozent angelangt – und liegt damit nah am Jahreshoch. Ein weiterer Ölpreisanstieg dürfte die Inflationserwartung und damit die Zinsen weiter nach oben treiben. Eine US-Leitzinsanhebung im Dezember wird ohnehin bereits erwartet.

Die Opec-Einigung kann den Ölpreis zunächst weiter steigen lassen, nicht nur in Form einer Jahresendrally. Das Ende wird vermutlich durch fehlende Opec-Disziplin oder eine gehörige Produktionsausweitung der US-Produzenten erreicht – noch stellt sich der Markt aber auf die angekündigten Förderkürzungen der Opec ein.

Quelle: ntv.de

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