Wirtschaft

Seismograf der Wirtschaft Ölpreis funkt Warnsignale

Stimmt der Ölpreis nicht, kann die Weltwirtschaft schnell aus dem Gleichgewicht kommen.

Stimmt der Ölpreis nicht, kann die Weltwirtschaft schnell aus dem Gleichgewicht kommen.

(Foto: REUTERS)

An den Börsen wird es allmählich ungemütlich. Besonderes der Ölpreis löst Unsicherheit aus. Der Preis für das schwarze Gold ist rapide gesunken und signalisiert eine schwache Weltwirtschaft. Das trifft besonders Russland.

Kräftiger Rückgang beim Ölpreis: Zum erste Mal seit April 2013 notiert die US-Sorte WTI wieder unter der Marke von 90 Dollar je Barrel. Verantwortlich für den Abwärtstrend sind die zunehmend schwachen Konjunkturdaten, aus der Euro-Zone, Japan aber auch aus China. In Deutschland ist die Industrieproduktion im August um vier Prozent gegenüber dem Vormonat geschrumpft. Das ist der stärkste Rückgang seit Januar 2009.

Da sich die Aussichten für die Konjunkturlokomotive der Euro-Zone stark eintrüben, sieht es für die Euro-Zone insgesamt zunehmend schlecht aus. "Da sich sowohl Lage- als auch Erwartungskomponente des Indikators klar im negativen Bereich befinden, signalisiert der Sentix-Konjunkturindex für Euroland derzeit Rezession", schrieb zuletzt Sebastian Wanke, Analyst bei Sentix. Das drückt die Nachfrage nach Öl. Zuletzt hat der Internationale Währungsfonds (IWF) die Prognose für die Weltwirtschaft für 2015 gesenkt und erklärt, dass in den Industriestaaten die hohen Schulden des privaten Sektors und der Staaten die Konjunkturerholung beeinträchtigen würden.

Ölnachfrage schwächelt

Wegen der Eintrübung der Konjunkturperspektiven hat das US-Energieministerium die Prognose für den weltweiten Verbrauch für 2014 auf 91,47 Millionen Barrel und für 2015 auf 92,71 Millionen Barrel gekürzt. "Langsam aber sicher realisiert der Markt, dass die schwache Nachfrage nach Öl der entscheidende Grund für den Preisrückgang ist", sagte Amrita Sen, Analystin bei der Londoner Beratungsfirma Energy Aspects. Überraschend kommt hinzu, dass auch die OPEC bislang nichts unternommen hat, um den Verfall der Notierung zu stoppen. Vielmehr hat der saudische Ölförderer Saudi Aramco die Preise zuletzt deutlich gesenkt. Für Analysten deutet das auf einen Kampf um Marktanteile hin. Außerdem verstärken Hedgefonds und andere spekulative Investoren den Preisverfall. Sie verkaufen kräftig Futures und Optionen, mit denen sie auf steigende Preise spekuliert haben und kaufen stattdessen Papiere auf fallende Notierungen.

Russland stark belastet

Während die Ölnachfrage schwach ist, ist das Angebot an dem Rohstoff groß. Eine Kombination, die auf die Preise drückt. Das US-Energieministerium prognostiziert, dass wegen des Frackings, also der Förderung von Öl und Gas aus Schiefergestein, die US-Ölproduktion in diesem von 7,45 auf 8,54 Millionen Barrel hochschießen wird. Im nächsten Jahr sollen es 9,5 Millionen Barrel werden. Damit würde es in der Nähe des Rekordhochs liegen. "Das bislang höchste Produktionsniveau ist mit 9,6 Millionen Barrel im Jahr 1970 erreicht worden", erklärte das Ministerium.

Während der Preisrückgang die US-Wirtschaft entlastet, weil sie derzeit rund sieben Millionen Barrel pro Tag netto importiert, ist er für die russische Wirtschaft eine erhebliche Belastung. Laut Experten braucht das Land Preise von rund 100 Dollar, um den Haushalt auszugleichen. Russland erzielt rund die Hälfte seiner Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft. Laut den Berechnungen der russischen Sberbank würde ein Ölpreis von 90 Dollar im nächsten Jahr zu einem Haushaltsdefizit von 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts führen. Die russische Zentralbank reagiert und arbeitet an einem "Stress-Szenario", das von einem Preis von 60 Dollar ausgeht.

Kurzfristig kann es zwar jederzeit zu einer Gegenbewegung beim Ölpreis kommen. Wenn sich aber die schwachen Konjunkturdaten aus vielen Teilen der Welt fortsetzen, dürfte der Abwärtstrend beim Ölpreis weitergehen.

Quelle: ntv.de

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