Wirtschaft

IfW-Chef erwartet Ende der Talfahrt "Niedriger Ölpreis nützt Deutschland"

Ölförderung in Bahrain.

Ölförderung in Bahrain.

(Foto: AP)

Langfristig werde Öl wieder teurer, sagt Wirtschaftsforscher Snower. Doch derzeit proftitiere Deutschland spürbar von dem billigeren Rohstoff. Für Russland stellt sich die Situation anders dar.

Der Preisverfall beim Öl hat aus Sicht des Ökonomen Dennis Snower für die Weltwirtschaft kaum negative Folgen. "Aber es gibt natürlich Verlierer, und der größte Verlierer unter den Öl exportierenden Ländern ist Russland", sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW).

In Deutschland trage der niedrige Preis wesentlich dazu bei, dass 2015 das Wirtschaftswachstum um 0,2 Prozentpunkte höher als im Vorjahr erwartet werde, sagte Snower. Insgesamt seien die direkten Effekte für Deutschland aber nicht so groß, weil es nicht sehr ölintensiv wirtschafte. Längerfristig erwartet Snower einen höheren Ölpreis, weil die Umstellung auf erneuerbare Energien lange dauern werde.

Wie dramatisch die ökonomischen Folgen des derzeit niedrigen Preises für Russland sein werden, hängt aus Sicht Snowers wesentlich davon ab, wie die Finanzmärkte reagieren und wie viel Kapital aus dem Land abfließt. Bei einem entsprechenden Ausmaß der Krise könnte es dazu kommen, dass Russland seine Schulden nicht mehr bedienen kann. "Die Frage wird dann sein, wie es damit politisch umgeht", sagte Snower. Heftige Reaktionen könnten große ökonomische Auswirkungen haben.

Die Sanktionen des Westens gegen Russland sind nach Einschätzung Snowers nicht primär aus wirtschaftlicher Sicht zu beurteilen, sondern haben eher eine politische Dimension. "Wenn ein Land sich nicht an abgeschlossene Abkommen hält oder Sachverhalte nicht korrekt darstellt, wie von Russland oft behauptet wird, dann muss es Konsequenzen geben, denn sonst wird es ein Präzedenzfall, der dann künftig große Konsequenzen haben kann." Russland sei nicht in der Lage, wichtige Produkte zu erzeugen, die es infolge der Sanktionen nicht mehr aus dem Ausland bekommt. "Das Land hat sich in der Zeit unter Putin nicht erfolgreich umgestellt, weg von der Rohstoffabhängigkeit."

Dem Westen schadeten die Sanktionen hauptsächlich wegen der damit verbundenen Unsicherheiten. "Man kennt ja nicht die politischen Konsequenzen und weiß damit auch nicht, welche ökonomischen Folgen eine Überschuldung Russlands hätte." Die Situation sei brenzlig, weil die Finanzmärkte nicht nachhaltig aufgestellt sind. "Wir haben weiterhin die Möglichkeit systemischer Krisen, und da könnten relativ kleine Schocks große Wirkungen haben."

Um den Euro dauerhaft stabil zu halten, müssten die Euro-Länder aus Sicht Snowers noch wichtige Voraussetzungen schaffen. So müsse mit einer nachhaltigen Fiskalpolitik gesichert werden, dass sich kein Euro-Land unendlich überschulden kann. Zudem würden noch zahlreiche Regulierungsinstrumente gebraucht, um Ansteckungsgefahren in der Eurozone zu verhindern. Ländern wie Griechenland sollte mit Mitteln der Europäischen Investitionsbank geholfen werden, das Wachstum anzukurbeln und das Ausbildungsniveau der Menschen zu erhöhen. Dies könne dazu beitragen, dass innerhalb Europas die Wettbewerbsfähigkeit der Länder nicht zu sehr auseinanderklafft.

"Man muss an mehreren Schrauben zugleich drehen", sagte Snower. Würden die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt, könnte sich auch die Geldpolitik darauf konzentrieren, die Inflation im Griff zu behalten, und müsste sich nicht auch um die Stabilisierung der Finanzmärkte kümmern.

Beim Bankensektor sei das größte Problem das Fortbestehen systemrelevanter Institute, die zwangsläufig unterstützt werden müssen, wenn sie ins Wanken kommen. "Sie können in guten Zeiten die Gewinne behalten, während in schlechten Zeiten der Steuerzahler geradesteht." Dies sei nicht der richtige Anreiz, die Risiken zu begrenzen. "Dem Problem können wir aus dem Weg gehen, indem sich die Institute zunehmend mit Zwangswandelanleihen finanzieren müssen."

Quelle: ntv.de, jga/dpa

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