Wirtschaft

"Falsche Hoffnung" Moskau redet den Ölpreis nach oben

Ölförderung in Sibirien: Eine Arbeiter des russischen Lukoil-Konzerns.

Ölförderung in Sibirien: Eine Arbeiter des russischen Lukoil-Konzerns.

(Foto: REUTERS)

Das nennt man wohl gelungene Optimierung des Ölpreises: Russlands Energieminister denkt laut über eine Zusammenarbeit mit der Opec nach – und das Öl wird teuer. Dabei ist völlig offen, ob es überhaupt zu einem Treffen der Konkurrenten kommt.

Einigen sich die von Saudi-Arabien geführte Opec und die Förderländer außerhalb des Kartells angesichts des niedrigen Ölpreises und riesiger Löcher in den Staatskassen auf eine Förderkürzung? Die russische Regierung stellt eine Zusammenarbeit in Aussicht und spricht von konkreten Vorschlägen der Saudis. Doch die geben sich demonstrativ zurückhaltend und wollen von eigenen Vorschlägen nichts wissen. Dem Markt ist das Dementi allerdings einerlei: Die Ölpreise ziehen kräftig an.

Und das, obwohl Analysten derzeit keine durchgreifende Drosselung erwarten – zu unterschiedlich seien die Interessen der einzelnen Staaten. "Gerüchte über eine Kürzung der Opec sind wahrscheinlich nur ein Versuch, die Stimmung am Markt zu ändern", sagte Michael Cohen von Barclays. Der russische Energieminister Alexander Nowak nähre an den Märkten lediglich "falsche Hoffnung".

Nowak hatte zuvor von einem Vorschlag Saudi-Arabiens gesprochen, angesichts des Preisverfalls solle jedes Förderland die Produktion um bis zu fünf Prozent reduzieren. Russland sei außerdem bereit, an einem Treffen der Mitglieder der Opec und anderer Förderländer teilzunehmen, um über eine "mögliche Koordination" zu reden.

Die Reaktion der Opec kam prompt. Saudi-Arabien habe eine solche Förderkürzung nicht vorgeschlagen, hieß es aus Kreisen des Kartells. Die Anregung sei alt und stamme von Venezuela und Algerien. Allerdings seien die Saudis bereit, mit anderen Ölförderern zusammenzuarbeiten, um den Ölmarkt zu stabilisieren.

Saudi-Arabien und seine Partner am Persischen Golf hatten stets erklärt, grundsätzlich zu einer Förderkürzung bereit zu sein, wenn andere große Ölförderländer wie Russland, der Iran und der Irak mitziehen würden. Der Irak hatte diese Woche erstmals seine Bereitschaft zu einem solchen Schritt erklärt. Der Iran drängt nach dem Ende der vom Westen verhängten Sanktionen allerdings zurück auf den Markt und will von Förderkürzungen nichts wissen.

Derzeit tobt zudem ein Preiskampf zwischen Saudi-Arabien, Russland und den USA. Alle drei Länder pumpen um die Wette, um den anderen Marktanteile abzujagen, und drücken dabei den Preis.

Förderländer pumpen fleißig

Macquarie-Analyst Vikas Dwivedi sagte, Nowaks Vorstoß sei keinesfalls als Hinweis darauf zu werten, dass die genannten Vorschläge auch Realität werden. Der russische Minister hatte selbst eingeschränkt: "Es gibt noch viele Fragen, was die Kontrolle der Kürzungen angeht."

Michael Wittner von der Societe Generale hält eine Verständigung für unwahrscheinlich. Selbst wenn es zu der von Nowak ins Spiel gebrachten Kürzung Russlands und der Opec um jeweils fünf Prozent käme, würde dies kaum große Auswirkungen auf das Angebot haben, sagte er.

Das Überangebot und die maue Weltkonjunktur haben die Ölpreise seit Mitte 2014 verfallen lassen. Vor eineinhalb Jahren mussten noch gut 115 Dollar je Barrel bezahlt werden, derzeit sind es um die 33 Dollar.

Für die Verteidigung von Marktanteilen zahlen die Länder in Form deutlich geringerer Einnahmen einen hohen Preis, der sich in Haushaltsdefiziten, sinkenden Währungskursen oder - wie im Fall von Russland - einer scharfen Rezession ausdrückt. Saudi-Arabien muss ein Haushaltsdefizit von umgerechnet etwa 90 Milliarden Euro stemmen, hat aber hohe Devisenreserven. Dem Opec-Mitglied Venezuela droht dagegen die Staatspleite.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ

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