Wirtschaft

Opec will Fördermenge drosseln Kommt die Wende am Öl-Markt?

Die Opec hat eine Drosselung der Fördermenge beschlossen. Mittelfristig dürften die Preise steigen.

Die Opec hat eine Drosselung der Fördermenge beschlossen. Mittelfristig dürften die Preise steigen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Staaten der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) haben sich nach zweieinhalbjährigen Marathon-Verhandlungen darauf geeinigt, ihre Fördermengen um rund 700.000 Barrel täglich zu senken. Der Schritt ist ein wichtiges Signal: Weil Russland, die USA und die Opec-Staaten wie Iran und Saudi-Arabien bislang immer mehr Öl fördern, sind die Ölpreise zeitweise auf unter 30 Dollar je Barrel abgeschmiert. Durch die geplante Drosselung der Förderung könnten sich die Preise nun erholen. n-tv.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie kam es zur Kehrtwende?

Die Opec-Entscheidung ist eine Folge des globalen Ölkriegs. Bislang fluten die Opec-Staaten - allen voran Saudi-Arabien - die Märkte, um den Preis für das schwarze Gold künstlich niedrig zu halten. Mit dem Preis-Crash will das Königreich US-Firmen vom Markt verdrängen, die Öl mit der umstrittenen Fracking-Methode fördern. Die Scheichs versuchen die unliebsame neue Konkurrenz zu Tode pumpen: Sie hoffen, dass sie bei den geringen Preisen nicht mehr gewinnbringend produzieren kann und aufgeben muss.

Bisher schien es so, als würde Riad das Wettpumpen gewinnen. Wüsten-Öl lässt sich am Persischen Golf viel günstiger fördern als Fracking-Öl in Texas. Zudem hat Saudi-Arabien nach Venezuela weltweit die zweitgrößten Reserven. Doch die niedrigen Preise setzen dem Golfstaat inzwischen massiv zu.

Im Staatshaushalt, der überwiegend aus Öleinnahmen finanziert wird, klaffte im vergangenen Jahr ein Loch von rund 100 Milliarden Dollar. Um es zu stopfen, hat Riad bereits seinen Ministern das Gehalt gekürzt. Das saudische Königshaus hat offenbar erkannt, dass seine Mittel nicht unbegrenzt sind und es sich einen Dauer-Krieg nicht leisten kann. König Salman hat die Notbremse gezogen. Es ist allerdings fraglich, ob er vollends von seiner Strategie abrückt.

Wird der Kurswechsel erfolgreich sein?

Noch ist unklar, wie die Lasten der Förderdrosselung innerhalb der Opec verteilt werden. Die Festlegung genauer Quoten für jedes einzelne Land hat die Opec auf November vertagt. Hieran könnte der Deal noch scheitern. Denn Venezuela, Saudi-Arabien und alle anderen Opec-Staaten möchten zwar gerne höhere Ölpreise. Sie wollen dafür aber ihre eigene Produktion möglichst wenig herunterfahren, um bei gleicher Menge von höheren Preisen zu profitieren.

Vor allem die Rivalität zwischen Saudi-Arabien und Iran blockiert eine Einigung in dem Verteilungskonflikt. Die beiden Erzfeinde streiten seit Jahrzehnten um die Vormacht am Persischen Golf. Im Syrien-Krieg liefern sie sich einen Stellvertreter-Krieg: Teheran stützt das Assad-Regime, Riad die Rebellen. Zudem will Iran nach dem Ende der westlichen Sanktionen eigentlich wieder mehr Öl fördern, um seine Wirtschaft zu modernisieren. Und selbst wenn im November wirklich verbindliche Quoten festgelegt werden, ist fraglich, ob sich auch wirklich alle Länder daran halten.

Wie schnell werden Öl- und Benzinpreise jetzt steigen?

Nach der Veröffentlichung der Opec-Einigung zogen die Ölpreise spürbar auf rund 48 Dollar an. Sollte die vereinbarte Drosselung von 700.000 Barrel in der ersten Hälfte des kommenden Jahres eingehalten werden, könnten die Ölpreise um sieben bis zehn Dollar steigen, glauben Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs.

Ein dauerhafter Anstieg ist kurzfristig aber nicht zu erwarten. "Die überraschende Einigung sollte nicht überbewertet werden", finden auch die Experten der Privatbank Metzler. Damit die Preise wirklich nachhaltig steigen, müssten auch Länder außerhalb des Preiskartells bei der Drosselung mitziehen, allen voran Russland.

Deshalb saß Moskau bei der Opec-Einigung auch mit am Tisch. Am Ende aber dürfte die finanzielle Situation Saudi-Arabiens und Irans für den Kreml zweitrangig sein. Er fährt besser damit, einfach weiterzupumpen. Auch die USA haben kaum Interesse, ihre Förderung herunterzufahren. Im Gegenteil, sie haben im Preiskampf mit Saudi-Arabien viele Bohrtürme stillgelegt, die nun womöglich wieder angeworfen werden. Das kann den Preis wieder drücken.

Auf den Heizöl-Preis hat die Opec-Einigung bislang kaum Einfluss. Er liegt momentan bei etwa 51 Euro für 100 Liter. Zuletzt war er 2009 so niedrig. Auch der Liter Super-Benzin ist mit bundesweit durchschnittlich 1,28 Euro noch zwei bis drei Cent günstiger als vor einem Jahr. Die Wende am Ölmarkt ist zwar eingeleitet, aber es wird noch dauern, bis sie tatsächlich beim Verbraucher ankommt.

Quelle: ntv.de

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