Wirtschaft

Bei Ende der Sanktionen Iran will Ölexporte verdoppeln

Unter den strengen Blicken der Revolutionswächter: Straßenszene im Iran.

Unter den strengen Blicken der Revolutionswächter: Straßenszene im Iran.

(Foto: dpa)

In Kürze könnte es zu einer Einigung des Westens mit dem Iran im Atomkonflikt kommen. Die Regierung wappnet sich schon einmal: So verbietet sie etwaige Jubelfeiern - und möchte ihre Ölexporte radikal aufstocken.

Iran will seine Rohölexporte nach einer etwaigen Aufhebung der Sanktionen verdoppeln. "Wir sind wie ein Pilot auf der Startbahn, bereit zum Abheben. Das ganze Land ist so", sagte Mansour Moazami, ein hoher Beamter des iranischen Öl-Ministeriums, in einem Interview. Sollten die Sanktionen aufgehoben werden, würden die Ölexporte auf 2,3 Millionen Barrel pro Tag aufgestockt werden von derzeit 1,2 Millionen.

WTI Oil
WTI Oil 83,14

Iran spricht bereits unter anderen mit ehemaligen Abnehmern in der Europäischen Union, unter anderem Shell, Total und Eni, sowie mit aktuellen Importeuren in Asien über die geplante Erhöhung und ihre Folgen sowie mögliche Investitionen in die Erschließung neuer Ölfelder, wie das iranische Ölministerium und die betroffenen Unternehmen bestätigten.

Am Dienstag läuft eine Frist für die Aushandlung eines umfassenden Abkommens aus. Unterhändlern zufolge gibt es zwar noch einige offene Fragen zu klären. Über das Wochenende seien jedoch Fortschritte bei den Gesprächen der Außenminister der UN-Vetomächte (USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien) sowie Deutschlands mit den iranischen Vertretern erzielt worden.

Im Zusammenhang mit dem iranischen Raketen- und Nuklearprogramm hatte die EU 2012 den Import iranischen Öls und eine Zusammenarbeit großer Ölkonzerne mit dem Land verboten. Ein mögliches Ende der Sanktionen im Austausch für Zugeständnisse Teherans bei seinem Atomprogramm käme zu einer sensiblen Zeit für die weltweiten Ölmärkte. Der Ölpreis ist im vergangenen Jahr um 45 Prozent zurückgegangen und notiert derzeit bei um die 61 US-Dollar je Barrel.

Gigantische Ölreserven

Öltanker in Tibat am Ende der Straße von Hormus.

Öltanker in Tibat am Ende der Straße von Hormus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die iranischen Ölreserven sind die viertgrößten in der Welt, die Produktionskapazität des Landes liegt bei 4 Millionen Barrel pro Tag, was Iran bei einem Ende der Sanktionen zum zweitgrößten Ölproduzenten in der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) machen würde.

Moazami sprach sich auch für die Wiedereinführung des Quotensystems aus, das die OPEC 2011 angesichts von Streitigkeiten und Nichteinhaltung abgeschafft und durch eine gemeinsame Förder-Obergrenze von 30 Millionen Barrel pro Tag ersetzt hat. Aber auch diese wird eher als Richtlinie denn feste Regel aufgefasst, zumal die OPEC-Staaten derzeit mehr als 31 Millionen Barrel pro Tag produzieren.

"Ihr Mechanismus ist nicht richtig. Sie müssen zu ihren alten Fähigkeiten und Kapazitäten zurückkehren", sagte Moazami.

Sein Vorschlag dürfte allerdings vor allem auf saudischen Widerstand treffen. Ein ranghoher OPEC-Vertreter erklärte bereits, nur wenn es "absolut notwendig" sei, würden die Quoten wieder eingeführt. Derzeit sehe er aber trotz des jüngsten Preisverfalls dazu keinen Bedarf.

Verbot von Straßenfesten

Auch sonst bereitet sich die Regierung auf ein mögliches Ende der Sanktion vor: Das iranische Innenministerium werde nach einer möglichen Einigung im Atomstreit keine erneuten Straßenfeste zulassen. Weder die Regierung plane nach einem möglichen Abkommen eine Feier zu veranstalten, noch werde das Ministerium eine Erlaubnis für spontane Straßenfeste gewähren, sagte ein Sprecher des Ministeriums laut iranischen Medien.

Nach der Grundsatz-Einigung im April war es in der iranischen Hauptstadt Teheran zu spontanen Straßenfesten gekommen, die auf wenig Gegenliebe bei der Führung des Landes trafen. Zehntausende feierten in der Nacht die Lausanner Einigung mit Hupkonzerten und dem Slogan "Ruhani, Sarif, wir danken Euch". Es gab auch "Obama, Obama" Sprechchöre. Auf die Straßen zog es hauptsächlich Jugendliche, die auch nach westlicher Musik tanzten.

Quelle: ntv.de, ghö/DJ/dpa

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