Wirtschaft

"Zwangsläufig neue Schwäche" IEA: Ölpreisanstieg ist nicht von Dauer

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(Foto: REUTERS)

Am Ölmarkt ist weiter keine Entspannung in Sicht. Entgegen früherer Annahmen haben die Förderer ihre Produktion nicht gedrosselt. Zudem geht die steigende Nachfrage wohl nur zu einem geringeren Teil auf die Konjunkturbelebung zurück.

Für die Internationale Energieagentur (IEA) steht die Erholung der Ölpreise auf wackeligen Füßen. Denn die Förderung in den USA zieht wieder an und die Lagerbestände quellen über. Diese Einschätzung steht im Gegensatz zur herrschenden Ansicht, dass die niedrigen Ölpreise den Förderboom in den USA untergraben. Im IEA-Monatsbericht heißt es weiter, dass "hinter der Fassade der Stabilität die durch den Ölpreiskollaps ausgelöste Neubewertung am Ölmarkt noch stattfinden muss - und es könnte sich als überaus optimistisch herausstellen, dass dieser Prozess glatt vonstatten geht".

Die Schließung vieler Bohrstellen in den USA sei die Hauptursache für den Wiederanstieg des Ölpreises auf rund 60 US-Dollar pro Barrel der Nordseesorte Brent gewesen, nachdem der Preis auf unter 50 Dollar gefallen war. Im vergangenen Monat hatte die IEA erklärt, eine Erholung der Ölpreise sei "unvermeidlich", weil der US-Förderboom eine Pause einlege. Doch in ihrem aktuellen Bericht kommt die IEA zu dem Ergebnis, dass die US-Ölproduktion im Februar um 115.000 Barrel pro Tag höher als im Vormonat gelegen habe.

Grenzen der Lagerbestände werden getestet

Ein Großteil dieser Menge sei in die ausufernden Lagerbestände geflossen. Die Grenzen der Lagerkapazitäten würden schon bald getestet: "Diese Entwicklung wird zwangsläufig eine neue Ölpreisschwäche nach sich ziehen." Eine neue Runde des Preisverfalls werde zu einer Angebotssenkung führen, die aber nur schwer zu fassen sei. Die Experten rechnen aber damit, dass sich das Wachstum der US-Förderung im zweiten Halbjahr abschwächt.

Zur Erholung der Ölpreise habe auch eine höhere Nachfrage beigetragen. Die IEA hob ihre Nachfrageprognose für das laufende Jahr um 75.000 Barrel am Tag an. Damit beliefe sich die globale Tagesnachfrage auf durchschnittlich 93,5 Millionen Fass. Im Dezember und Januar sei der Verbrauch sowohl in den USA als auch in Europa gestiegen. Einen Anstieg über zwei Monate habe es seit 11 und 16 Monaten nicht mehr gegeben.

Der steigende Verbrauch werde vor allem die Nachfrage nach Opec-Öl befeuern. Für das laufenden Jahr gehen die Experten hier nun von einer Nachfrage von 29,5 Millionen Barrel am Tag aus - eine Anhebung der Schätzung um 100.000 Fass. Im vergangenen Monat sei die Förderung des Erdölkartells um 90.000 Barrel täglich geschrumpft, wobei hohe Förderraten am Persischen Golf Produktionsausfälle in Libyen nicht ausgeglichen hätten.

Nachfrageanstieg zur Bevorratung

Die steigende Nachfrage nach Opec-Öl sei Wasser auf die Mühlen von Saudi-Arabien. Denn die Saudis hätten im November an ihrer Fördermenge festgehalten und seien den Forderungen nach einer Reduzierung nicht gefolgt. Damit hätten die Saudis ihre Marktanteile gegen das teurere US-Schieferöl behaupten wollen anstatt das Preisniveau zu verteidigen.

Allerdings warnen die Experten, dass die Nachfragesteigerungen auch auf Käufer zurückzuführen sei, die die günstigen Beschaffungspreise zum Auffüllen ihre Bestände genutzt hätten. Eine solche Entwicklung sei weniger nachhaltig als solche, die auf Wirtschaftswachstum fuße. Nicht nur die Lager in den USA seien randvoll und bewegten sich auf Rekordniveau, auch China und Indien hätten ihre strategischen Rohölreserven erweitert.

Die IEA war 1974 als Reaktion der Industrieländer auf die erste Ölkrise gegründet worden. Die Agentur berät ihre Mitgliedsländer in Energiefragen. Derzeit hat die IEA 29 Mitgliedsstaaten.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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