Wirtschaft

Boom der Goldproduzenten Hedgefonds gehen auf die Jagd

Nicht das Gold an sich, sondern die Minenbetreiber sind derzeit gesucht.

Nicht das Gold an sich, sondern die Minenbetreiber sind derzeit gesucht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Gold-Aktien fallen in der Regel noch stärker, wenn der Goldpreis sinkt - aber sie klettern auch schneller, wenn der Goldpreis wieder steigt. Die Aussichten für das Edelmetall sind Investoren zufolge glänzend. Besonders hohe Gewinne versprechen Minenunternehmen.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Jedenfalls für Investoren, die statt beim Edelmetall selbst lieber bei den Unternehmen zugreifen, die es ans Tageslicht bringen. Jahrelang standen die in dessen Schatten, jetzt trumpfen die Minenunternehmen auf: Starke Gewinne und geringere Förderkosten machen es möglich.

Der Nyse Arca Gold Miners Index, der 39 Goldproduzenten abbildet, ist in diesem Jahr um 26 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Gold hat nur um 8,9 Prozent und der S&P-500 lediglich um 4,5 Prozent zugelegt.

Der Boom der Goldproduzenten ist sowohl ein Segen für große Hedgefonds wie die von George Soros und John Paulson als auch für Händler mit einer Schwäche für Gold wie Peter Palmedo und Eric Sprott. Ihre Goldwetten kamen im vergangenen Jahr unter die Räder, als höhere Anleiherenditen und die niedrige Inflation den Reiz des Goldes schmälerten. Es wurde massiv verkauft, sodass der Preis um 28 Prozent fiel und der Index der Goldproduzenten sogar um 54 Prozent einbrach.

Aktien noch vergleichsweise billig

Gold-Aktien fallen in der Regel noch stärker, wenn der Goldpreis sinkt, aber sie klettern zumeist auch schneller, wenn der Goldpreis wieder anzieht. Die Aussichten für Gold seien vielversprechend, sagen einige Investoren, doch für Goldproduzenten sehe es noch viel besser aus. Die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten haben dazu geführt, dass Vermögensverwalter sich in relativ sichere Anlageklassen wie Gold zurückziehen, dessen Preis dadurch in die Höhe getrieben wird.

Investoren kaufen jetzt Aktien von Goldproduzenten, um ihre Goldwetten auszuweiten. Denn diese Unternehmen schlagen aus einem höheren Goldpreis nicht nur mehr Umsatz und Gewinn raus, sondern viele von ihnen haben auch unter Beweis gestellt, dass sie ihre Gewinne durch Produktionsausweitungen und Sparmaßnahmen erhöhen können. Auch wenn die Marktbewertungen über den Tiefstständen liegen, seien die Aktien aus historischer Sicht immer noch vergleichsweise billig, sagen Investoren.

"Goldproduzenten wirken einfach nicht so teuer wie in den vergangenen Jahren, man hat den Eindruck, dass sich der Markt für Gold erwärmt", sagt Catherine Raw, Portfolio-Manager beim 451 Millionen Dollar schweren Rohstofffonds von BlackRock. Sie hat den Anteil an Goldproduzenten in ihrem Portfolio zu Jahresbeginn erhöht.

Wenig Alternativen auf der Renditejagd

Das wiedererwachte Interesse zeigt, wie begrenzt die Optionen für Investoren sind, trotz der niedrigen Zinsen vernünftige Renditen zu erzielen. Renditen für Staatsanleihen der Industriestaaten verharren derzeit auf Rekordtiefs. Auch der seit fünf Jahren währende Höhenflug der US-Aktienindizes ist in diesem Jahr nicht mehr das, was er einmal war. Grund dafür ist, dass allgemein mit der ersten Zinserhöhung der US-Notenbank seit 2006 gerechnet wird.

Der Hedgefonds Sun Valley Gold LLC von Palmedo, der von der Investorenlegende Julian Robertson unterstützt wird, hat in der ersten Jahreshälfte in Plus von 16 Prozent erzielt, sagt ein Insider. Der wichtigste Hedgefonds von Sprott ist im Juni um 18 Prozent und auf Jahressicht um 16 Prozent geklettert, wie aus einer Mitteilung an die Investoren hervorgeht. Beide Vermögensverwalter hatten 2013 Geld verloren, als die Kurse der Goldproduzenten fielen.

Kostensenkungen zahlen sich aus

Die Goldminenbetreiber, die jetzt mit die größten Kursgewinne verzeichnen, sind jene, die ihre Sanierung mit drastischen Maßnahmen vorantrieben. Ein Beispiel: Agnico Eagle Mines hat im ersten Quartal einen Gewinn verzeichnet, da die Förderkosten pro Goldunze innerhalb eines Jahres um 27 Prozent auf 537 Dollar gesenkt und gleichzeitig so viel wie noch nie gefördert wurde. Im letzten Quartal 2013 hatte das Unternehmen noch Verluste verzeichnet.

Der Soros Fund Management und der Discovery Capital Management von Robert Citrone haben im ersten Quartal Aktien des Unternehmens gekauft. Paulson & Co hält seit 2011 Anteile. Der Aktienkurs von Agnico ist in diesem Jahr bereits um gut die Hälfte gestiegen. Im vergangenen Jahr war es noch 46 Prozent abwärts gegangen.

Auch wenn einige Aktien wie Agnico schon einen großen Teil ihrer Vorjahresverluste aufgeholt haben, liegen die Kurse vieler Minenunternehmen noch deutlich unter dem Vorjahresniveau. Einige Investoren halten sich weiterhin lieber zurück.

Starke Wirtschaft, schwaches Gold

"Was mich zögern lässt, ist die Sorge, dass der Goldpreis mit einer erstarkenden Wirtschaft ein weiteres Stück sinken könnte", sagt Mark Luschini, Chefstratege bei Janney Montgomery Scott LLC, die 67 Milliarden Dollar verwalten. "Ich bin mir nicht sicher, dass Goldproduzenten, obwohl sie bereits deutlich abgestraft wurden, nicht noch tiefer fallen könnten." Der Vermögensverwalter hält seit 18 Monaten keinen Aktien an Goldproduzenten.

Bessere Wirtschaftsaussichten könnten die Nachfrage nach als sicher geltenden Anlagen wie Gold beeinträchtigen und die Attraktivität von risikoreicheren Anlagen wie Aktien erhöhen, die mit besserem Geschäft auch bessere Renditen abwerfen.

Nach der Finanzkrise ist der Goldpreis in die Höhe geschnellt. Im August 2011 erreichte er mit 1.888,70 Dollar je Feinunze ein Allzeithoch. Die US-Notenbank hatte zuvor Staatsanleihen in großen Stil gekauft, um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten. Gold wurde gekauft, da Investoren davon ausgingen, dass die Staatsanleihekäufe zu Inflation führen und Gold in einem Umfeld steigender Preise seinen Wert behalten werde.

Doch die Inflation zog keineswegs schnell an. So schichteten Investoren schon bald in Anlageklassen um, die mehr Rendite versprachen. Am Montagvormittag steht der Goldpreis bei 1.308 Dollar je Feinunze.

  Auch wenn sich die Aktien von Goldproduzenten inzwischen erholt haben, halten sie einige Investoren immer noch für Schnäppchen. Aktien im NYSE Arca Gold Miners Index werden zu dem 1,3-fachen des Nettowerts ihrer Assets gehandelt. Die Bewertung lag auch schon niedriger: Im Juni 2013 erreichten sie ihren Tiefststand mit dem 0,79-Fachen; Gleichwohl liegen sie noch immer unter ihrem langfristigen Durchschnitt des 2,18-Fachen.

Übernahme- statt Goldfieber?

Die gebeutelten Marktbewertungen haben Händler wie John Burbank von der 4 Milliarden Dollar schweren Hedgefonds-Firma Passport Capital LLC und Joe Wickwire, der für den Fonds Fidelity Select Gold Portfolio 1,4 Milliarden Dollar verwaltet, veranlasst, darauf zu wetten, dass einige der Unternehmen für Übernahmen ins Visier geraten. Die Investoren profitieren, wenn der Übernahmepreis über dem Aktienkurs liegt.

Laut Burbank ist etwa Detour Gold ein "attraktiver Übernahmekandidat". Wickwire empfiehlt Osisko Mining - das Unternehmen wurde in einem Bieterwettstreit letztlich gemeinsam von Agnico und Yamana Gold gekauft. Dabei wurde Osisko mit 8,15 Kanadischen Dollar pro Aktie bewertet. Dies entspricht einem Aufschlag von 58 Prozent zum Schlusskurs vor der ersten Übernahmeofferte.

"Die Industrie hat den Gürtel enger geschnallt und alles auf den Prüfstand gestellt. Deshalb ist sie heute besser aufgestellt als vor zwei Jahren", sagt John Hathaway, der 1,6 Milliarden Dollar für den Tocqueville -Goldfonds verwaltet.

Quelle: ntv.de, bad/DJ

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