Wirtschaft

Scharia-Standard soll Preis treiben Goldproduzenten hoffen auf Muslime

In Goldschmuck oder Münzen legen Muslime in vielen Ländern ihr Geld an. Doch goldbasierte Finanzprodukte sind rar.

In Goldschmuck oder Münzen legen Muslime in vielen Ländern ihr Geld an. Doch goldbasierte Finanzprodukte sind rar.

(Foto: AP)

Das Angebot am Goldmarkt ist größer als die Nachfrage, eine Erholung des Preises nicht in Sicht. Nun könnte sich das ändern. Und zwar wenn Muslime Zugang zu goldbasierten Finanzprodukten bekommen, die ihrer Religion entsprechen.

Geht die Rechnung des World Gold Council (WGC), einer Vereinigung von Goldproduzenten und -anbietern, auf, dann könnten muslimische Anleger den Preis für das Edelmetall bald massiv in die Höhe treiben. Gemeinsam mit islamischen Finanzinstitutionen hat das WGC die weltweit ersten umfassenden Richtlinien für islam-konforme Investitionen in Gold und Goldderivate vorgelegt.

Gold in Euro
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Bisher, so heißt es bei Organisation für Rechnungswesen und -prüfung der Islamischen Finanzinstitutionen (AAOIFI) mit Sitz in Bahrain, gebe es vor allem für Anleihen und Immobilien viele Finanzprodukte, die islamischen Vorschriften, der Scharia, entsprächen. In diese Märkte fließt dementsprechend ein Großteil der etwa 2000 Milliarden Dollar, die derzeit in islam-konformen Anlagen investiert sind. Anlageprodukte, die auf Gold und anderen Rohstoffen basieren, werden mangels etablierter Standards dagegen bislang kaum angeboten.

Mit dem nun veröffentlichen "Shari'ah Standard No. 57 on Gold and ist Trading Controls" soll sich das ändern. Laut dem islamischen Finanzexperten und AAOIFI-Mitglied Yusuf DeLorenzo war Gold historisch gesehen in muslimischen Ländern als Geldanlage immer beliebt und ist es in den vielfach traditionellen Gesellschaften bis heute. Allerdings beschränken sich diese Anlagen bisher weitgehend auf Goldmünzen, Schmuck oder Barren. In der wachsenden islamischen Finanzindustrie spielt das Edelmetall dagegen keine Rolle spielt.

Keine Scharia-Anlage ohne reale Werte

Entscheidend laut dem neuen Gold-Standard ist für muslimische Anleger unter anderem, dass sie tatsächlich in den Besitz des Rohstoffes gelangen. Denn Finanzwetten ohne einen physisch vorhandenen Wert gelten nach Einschätzung vieler muslimischer Religionsgelehrter als verbotenes Glücksspiel. Auch Future-Kontrakte sind daher nur mit Einschränkungen möglich.

Der erleichterte Einstieg in goldbasierte Anlagen für die mehr als 1,5 Milliarden Muslime weltweit könnte den Markt grundlegend verändern, glaubt das WGC. Der Verband rechnet vor: Derzeit liegt die Goldnachfrage 4200 Tonnen jährlich. Das Angebot ist etwas höher, weswegen der Preis seit seinem Allzeithoch im Jahr 2011 deutlich gesunken ist. Flösse auch nur ein kleiner Prozentsatz des derzeit in Scharia-konforme Anlagen investierten Kapitals in den Goldmarkt, stiege die Goldnachfrage "um mehrere hundert Tonnen", heißt es beim WGC.

Das Marktgleichgewicht würde sich damit nachhaltig ändern und der Preis könnte in die Höhe schnellen. Zunächst allerdings muss sich zeigen, ob und welche Anbieter nun entsprechende Finanzprodukte auf den Markt bringen und wie sich angesichts der akuten Wirtschaftsprobleme vieler arabischer Länder infolge des niedrigen Ölpreises die Finanzkraft der muslimischen Anleger entwickelt.

Quelle: ntv.de, mbo

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