Wirtschaft

Fed im Blick Gold wird unterschätzt

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(Foto: REUTERS)

Tut sie es, oder tut sie es nicht? Die Diskussion um eine US-Zinserhöhung bremst die Rally beim Goldpreis. Dabei ist der Schritt eher unwahrscheinlich und lässt Gold so attraktiv erscheinen wie lange nicht mehr.

Der Goldpreis hat die vergangene Woche mit einem kleinen Gewinn abgeschlossen - aber es fehlen die nachhaltigen Impulse. Zu widersprüchlich sind die Signale aus den Reihen der Notenbanker. Vor allem in den USA wechselt die Stimmung für und gegen Leitzinserhöhungen gefühlt fast stündlich.

Gold, Feinunze
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So hatte am Freitag Fed-Gouverneur Eric Rosengren aus Bosten gesagt, dass er lieber früher als später eine Leitzinserhöhung hätte. Dagegen meinte Rob Kaplan, Fed-Verantwortlicher in Dallas, am gleichen Tag, eine schnelle Zinsanhebung sei nicht notwendig sei. Die Fed könne es sich erlauben, geduldig zu sein. Fazit: Die geldpolitischen Absichten sind unklar. Zumindest bis zum 20./21. September. Denn dann findet das nächste Fed-Meeting statt, um über eine Leitzinsänderung zu entscheiden.

Eigentlich sollte der Goldpreis von dieser Unsicherheit um die US-Geldpolitik stärker profitieren. Doch die immer wiederkehrenden Aussichten auf eine Zinserhöhung in diesem Jahr bremsen einen weiteren Kursanstieg. Denn steigende Zinsen benachteiligen Gold-Anleger, da der Zinsnachteil zu anderen Assetklassen wie beispielsweise Anleihen dadurch größer wird.

Mit einem Plus von mehr als 20 Prozent ist Gold zudem bereits einer der am besten performenden Anlagen in diesem Jahr - trotz langfristigem Abwärtstrend seit dem Rekordhoch aus dem Jahr 2011. Außerdem steht Gold im Spannungsfeld zwischen den Notenbanken. So wird im Gegensatz zu den USA in anderen wichtigen Wirtschaftsregionen wie etwa in Europa oder Japan über weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen diskutiert.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Am vergangenen Donnerstag hatte die europäische Zentralbank EZB viele Investoren enttäuscht, als sie nicht einmal eine Ausweitung ihres Anleihenkaufprogramms über den März 2017 hinaus beschlossen hat. Auch in Japan enttäuschte die Geldpolitik zuletzt, weil ebenfalls keine weiteren Lockerungsmaßnahmen angekündigt wurden. Doch aufgeschoben ist wohl nicht aufgehoben, da die Konjunkturrisiken in beiden Regionen enorm sind. So hatte die EZB am Donnerstag ihre Wachstums- und Inflationserwartungen gesenkt. Auch in den USA läuft es nicht mehr rund. So fiel der Einkaufsmanagerindex für den so wichtigen Dienstleistungsindex auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren.

Bevor es also zu einer Zinserhöhung in den USA kommt, sollten die Wirtschaftsdaten in den USA konstant robuster sein. Davon kann derzeit keine Rede sein, weshalb eine US-Zinserhöhung nach wie vor unwahrscheinlich ist. Und sollte die Fed tatsächlich, ähnlich wie im Vorjahr, doch die Leitzinsen erhöhen, dürfte es aufgrund der fehlenden wirtschaftlichen Stärke der letzte Zinsschritt für einen längeren Zeitraum gewesen sein. Das dürfte sich ebenfalls positiv auf den Goldpreis auswirken, so dass ohne eine robuste Konjunkturentwicklung die Perspektiven für Gold so gut wie lange nicht mehr sind.

Gold als defensive Alternative gesucht

Die derzeit fehlende wirtschaftliche Stärke dürfte für weitere geldpolitische Lockerungen in Japan und Europa sprechen. Im Gegensatz zu den Vorjahren als vor allem die Aktienmärkte profitiert haben, dürfte in diesem Jahr Gold als vermeintlich sicherer Alternative zu Staatsanleihen gesucht sein. Da Staatsanleihen aus den Industrieländern im Umfang von mehr zwölf Billionen Euro inzwischen Strafzinsen abwerfen, kommen sie als defensives Investment bei vielen Fondsmanagern nicht mehr in Betracht.

In zahlreichen Ländern zeichnet sich keine wirtschaftliche Besserung ab, daher dürften die Notenbanken ihre Geldpolitik insgesamt weiter lockern und das Niedrigzinsumfeld mit negativen Zinsen weiter Bestand haben – ein optimales Umfeld für Gold-Fans. Dann sind Aktien für viele Anleger nicht mehr alternativlos, und der Goldpreis kann wieder stärker glänzen.

Quelle: ntv.de

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