Wirtschaft

Auf Euro-Basis "Gold steigt um mehr als zehn Prozent"

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(Foto: Reuters)

Nach kräftigen Kurseinbrüchen stabilisieren sich die Preise für Öl und Gold. Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank, erklärt warum. Und gibt im Interview mit telebörse.de einen Ausblick bis Ende 2015.

Eugen Weinberg ist Senior Commodity Analyst bei der Commerzbank.

Eugen Weinberg ist Senior Commodity Analyst bei der Commerzbank.

Telebörse.de: Herr Weinberg, wir haben weltweit zahlreiche Krisen und die Notenbanken drucken weiterhin eine Menge Geld. Trotzdem liegen die Aktienmärkte auf Rekordniveaus, während der Goldpreis schwächelt. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Eugen Weinberg: Der Goldpreis leidet unter dem steigenden Dollar und den steigenden Zinsen in den USA. Damit wird Gold als Anlagealternative weniger attraktiv. Außerdem läuft die US-Wirtschaft ganz gut. Auf Euro-Basis, in Yen oder Rubel steigt der Goldpreis aber sehr wohl. Das liegt daran, dass die Währungen gegenüber dem Dollar stark abwerten.

Trotz vieler Risiken scheint Gold als sicherer Hafen nicht mehr gefragt zu sein...

Derzeit gibt es nicht viele Risiken. Die Griechenland-Krise scheint gelöst zu sein, Inflation ist kein Thema. Die wirtschaftlichen Risiken sind auch nur gering.

Erwarten Sie, dass die Fed zur Jahresmitte tatsächlich die Zinsen anheben wird? Das würde den Goldpreis belasten.

Unsere Volkswirte gehen davon aus, dass die US-Notenbank erst im September die Zinsen anheben wird. Sie erwarten zudem, dass der Euro bis zum Jahresende auf 1,03 Dollar je Euro nachgibt. Im nächsten Jahr könnte der Euro sogar die Parität erreichen.

Mit welcher Entwicklung des Goldpreises rechnen Sie bis Jahresende?

EZB Bilanzsumme - Goldpreis in Euro

EZB Bilanzsumme - Goldpreis in Euro

Ich sehe kein großes Kurspotenzial. Am Jahresende könnte er auf dem aktuellen Niveau notieren, oder möglicherweise ein bisschen darüber. Weil der Euro aber gegenüber dem Dollar nachgeben sollte, dürfte der Goldpreis auf Euro-Basis um mehr als 10 Prozent steigen.

Bemerkenswert ist die enge Korrelation zwischen der Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank und dem Goldpreis auf Euro-Basis. Wenn man davon ausgeht, dass die EZB ihre Bilanzsumme auf 3 Billionen Euro ausweiten wird, spricht das für ein Kursplus bei Gold von 10 Prozent auf Euro-Basis.

Weshalb ist Ihrer Meinung nach der Platinpreis derzeit so stark unter Druck? Zuletzt gab es ja kräftige Abflüsse aus Platin-ETFs.

Der Preis hat unter den kräftigen Verkäufen der Investoren gelitten. Wir gehen aber davon aus, dass er wieder steigen wird. Denn das Platinangebot ist weiterhin knapp, während die Nachfrage, gerade aus dem wichtigen Autosektor, weiter steigt. Denn der weltweite Automarkt dürfte weiter wachsen.

Obwohl die US-Öllagervorräte seit Wochen viel stärker steigen als erwartet, hat sich der Ölpreis zuletzt kräftig erholt. Wie passt das zusammen?

Der aktuelle Kursanstieg ist fundamental nicht gerechtfertigt. In den USA steigen die Lagerbestände kräftig und die Produktion steigt ebenfalls. Gerade letzteres spricht für sinkende Kurse, denn weltweit gibt es ein deutliches Überangebot an Öl. Die von den niedrigen Ölpreisen angeschobene Konjunkturerholung in den USA ist mehr als ausreichend im Ölpreis eingepreist.

Die Preise für etliche Industriemetalle, wie Kupfer, notieren in der Nähe der Mehrjahrestiefs. Das deutet auf sehr schwache Perspektiven für die Weltwirtschaft hin, oder sehen Sie das anders?

Nicht für die Weltwirtschaft, aber für die Emerging Markets. China hat hohe Überkapazitäten bei Industriemetallen. Dabei schwächt sich das Wirtschaftswachstum in China ab. Die Preise für Industriemetalle sind unserer Meinung nach aber stärker gefallen, als es fundamental gerechtfertigt ist. Es steht zwar nicht so gut um die Nachfrage nach Industriemetallen. Der Preisrückgang war aber übertrieben groß, weshalb sich die Preise zuletzt auch deutlich erholt haben.

Mit Eugen Weinberg sprach Egmond Haidt

Quelle: ntv.de

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