Wirtschaft

US-Wirtschaft im Krisenmodus Gold-Anleger schnuppern Morgenluft

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(Foto: dpa)

Der Goldpreis hat lange unter dem starken Dollar gelitten. Grund war die ausgeprägte Zinsfantasie in den USA. Jetzt dreht die Stimmung und beflügelt den Goldpreis. Reicht das für eine Trendwende?

Der Goldpreis zieht kräftig an - dank der miserablen US-Arbeitsmarktdaten. So wurden im März lediglich 126.000 Jobs statt der von Volkswirten vorhergesagten 245.000 Jobs geschaffen. Das war der niedrigste Wert seit März 2013. Gleichzeitig hat das Arbeitsministerium die Zahlen für Januar und Februar um insgesamt 69.000 Jobs nach unten korrigiert. Die Daten zeigen, wie stark sich der Arbeitsmarkt abgekühlt, von 423.000 Arbeitsplätzen für November 2014 über 264.000 für Februar 2015 auf nur mehr 126.000 für März.

Rückzieher bei den Analysten

In den vergangenen Monaten hatten Investoren allein die zuvor starken Daten vom Arbeitsmarkt als Argument dafür herangezogen, weshalb die Fed zur Jahresmitte oder zum Herbst die Zinsen anheben werde. Doch die Stimmung unter den Analysten kippt. "Wir glauben, dass es die richtige Politik wäre, Zinserhöhungen erst einmal auf Eis zu legen", schrieben die Analysten von Goldman Sachs nach der Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen. Die Finanzprofis, die bislang ein Wirtschaftswachstum "oberhalb der Konsensschätzung" propagiert hatten, befürchten nun, dass das Wachstum möglicherweise nicht stark genug sein könnte, um die Inflation anzuheizen.

Nach den jüngsten Arbeitsmarktdaten sind Spekulationen über Zinserhöhungen erst einmal beendet, zumal die Arbeitsmarktdaten nun gut zu vielen anderen US-Konjunkturdaten passen. Sie zeigen, dass sich die Wirtschaft derzeit so stark abschwächt, wie letztmalig nach der Lehman-Pleite. So waren die Einzelhandelsumsätze im Februar 2015 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Das war der dritte Rückgang in Folge. Die Auftragseingänge für die US-Industrie waren zwar im Februar um mickrige 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Davor waren sie aber sechs Monate in Folge gesunken. Derartig schwache Zahlen gibt es eigentlich nur, wenn die US-Wirtschaft bereits in der Rezession ist. Deshalb haben viele Volkswirte ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum für das erste Quartal gesenkt, im Konsens auf annualisiert zwei Prozent. Die schwächelnde US-Wirtschaft stützt tendenziell den Goldpreis, da die Wahrscheinlichkeit von Zinserhöhungen sinkt und somit keine Nachteile gegenüber Gold entstehen, die keine Zinsen abwerfen.

Spekulanten auf dem falschen Fuß erwischt

Auf eine derzeit besondere Situation am Goldmarkt weist Önder Ciftci vom Goldhändler Ophirum hin. "Vor der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten war die Zahl der Short-Positionen an den US-Terminmärkten auf den Rekordwert von mehr als 84.000 Kontrakten geklettert. Nachdem aber die Zahlen schwächer als erwartet ausgefallen waren und der Goldpreis zu steigen begann, mussten sich die Short-Spekulanten wieder eindecken und haben so die Aufwärtsbewegung beim Goldpreis noch verstärkt." Short-Positionen sind die Zahl der Futures- und Optionskontrakte an den Terminbörsen, mit denen Anleger auf einen Rückgang beim Goldpreis setzen. Das Gegenteil davon sind Long-Positionen. "Durch die aktuellen Eindeckungen hat sich die Zahl der Short-Positionen auf knapp 67.000 verringert, was aber dennoch deutlich über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre liegt", ergänzt Önder Ciftci.

Anleger sollten daher auch die Marke von rund 1225 Dollar je Unze genau im Auge behalten. Wenn dieser Widerstand nachhaltig nach oben durchbrochen wird, könnten die immer noch zahlreichen Spekulanten, die derzeit weiter auf fallende Kurse spekulieren, gezwungen sein, sich einzudecken. Dieser Short-Squeeze könnte der Notierung des Edelmetalls nochmals einen kräftigen Schub geben und Gold-Fans jubeln lassen. Sollte dies nicht gelingen, müssen sie sich weiter in Geduld üben.

Quelle: ntv.de

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