Wirtschaft

Nach historischem Iran-Deal Folgen Öl-Aktien dem Ölpreis nach unten?

Der Rückgang des Ölpreises hat auch die Aktien aus dem Sektor deutlich belastet.

Der Rückgang des Ölpreises hat auch die Aktien aus dem Sektor deutlich belastet.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der schwache Ölpreis hat in den vergangenen Wochen die Aktien der Ölmultis gedrückt. Nach dem Iran-Abkommen wächst das Risiko, dass das Überangebot am Markt weiter zunimmt. Wie sehen die Perspektiven aus?

Viele Investoren beschäftigt die Frage, in wieweit die Einigung mit dem Iran den weltweiten Ölmarkt verändern wird. Dieser Deal ist eine Zäsur in der internationalen Politik als auch am weltweiten Ölmarkt. Man geht behutsam vor: Die Sanktionen gegen den Iran werden zumindest bis Mitte Dezember in Kraft bleiben, wenn die Vereinten Nationen einen Bericht vorlegen, ob sich der Iran an die Vereinbarung des Atom-Abkommens hält. Anschließend soll das Öl verstärkt auf den Weltmarkt fließen.

Der iranische Ölminister Bijan Namdar Zanganeh hat angekündigt, dass das Land nach einem Wegfall der Sanktionen die Ölexporte um 500.000 Barrel pro Tag erhöhen werde. Weitere 500.000 Barrel pro Tag sollen in den nächsten sechs Monaten hinzukommen. Derzeit produziert das Land rund 2,8 Millionen Barrel pro Tag und macht damit nur einen kleinen Teil des Weltmarkts aus.

Die US Energy Information Administration (EIA) prognostiziert, dass die weltweite Produktion im laufenden Jahr um 2,2 Millionen Barrel pro Tag auf 95,5 Millionen Barrel zulegen wird. Zusätzliches Öl aus dem Iran würde die Lage auf dem Ölmarkt weiter verschlechtern, beläuft sich das weltweite Überangebot aktuell doch bereits auf rund 2,5 Millionen Barrel pro Tag. Vermutlich dürfte der Ölpreis aber so schnell nicht vom potenziellen Ölangebot aus dem Iran belastet werden.

Öl-Aktien befinden sich auf Talfahrt

Denn etliche Experten bezweifeln, dass der Iran die Kapazitäten so schnell hochfahren kann. Die Analysten von Goldman Sachs gehen davon aus, dass der Iran ein Jahr brauchen wird, um die Produktion um 500.000 Barrel zu steigern. Denn das Land müsse nicht nur nach nachweisen, dass es sich an den Atom-Deal halte, sondern auch noch die Produktion bei vielen älteren Ölfeldern hochfahren kann. Laut den Analysten der BNP Paribas braucht das Land vor allem Investitionen aus dem Ausland, um die veraltete Technologie zu ersetzen.

Auch, dass der Iran laut Berichten etwa 30 Millionen Barrel Öl in Tankern lagert, dürfte an den Preisen nichts Wesentliches ändern. Denn es ist äußerst unwahrscheinlich, dass das Land mit einem Schlag dieses gelagerte Öl auf den Markt wirft - schließlich würden dann die Preise abstürzen. Dies wäre sicherlich nicht im Sinne des Iran.

Nach der zwischenzeitlichen deutlichen Erholung des Ölpreises, war er in den vergangenen Wochen wegen einer Serie schwacher Konjunkturdaten aus den USA und China deutlich unter Druck geraten. Mit einem Verbrauch von 19,5 Millionen Barrel pro Tag sind die USA der mit weitem Abstand weltgrößte Verbraucher des Rohstoffs vor China mit 11,2 Millionen Barrel.

Der Rückgang des Ölpreises hat auch die Aktien aus dem Sektor deutlich belastet. So ist das Papier der weltweiten Nummer Eins Exxon Mobil gegenüber dem Rekordhoch vom Juni 2014 um 20 Prozent gefallen. Die Aktie des europäischen Branchenprimus Royal Dutch Shell hat kaum weniger nachgegeben.

Gutes Geschäft im Raffineriebereich

Möglicherweise schätzen Investoren die Perspektiven für die Ölmultis aber zu trüb ein. Denn sie verdienen nicht nur an der Ölförderung, sondern erzielen auch einen wichtigen Teil ihres Gewinns im Raffineriegeschäft. Und genau in dem Bereich profitieren die Konzerne von den gesunkenen Ölpreisen. Weil die Auslastung der US-Raffinerien wegen der hohen US-Ölförderung im zweiten Quartal bei hohen 92,9 Prozent lag, dürfte das Geschäft im Raffineriebereich floriert haben.

Darauf deutet auch die Aktie von Valero Energy hin, dem größten US-Raffineriebetreiber. Sie notiert in der Nähe des Rekordhochs. Die hohen Margen im US-Raffineriebereich ziehen auch die Margen in Europa mit nach oben, weshalb die Multis in dem Segment auch dort gut verdient haben dürften. Bereits im ersten Quartal hatten Konzerne wie Exxon Mobil und die größten europäischen Konkurrenten, wie Royal Dutch Shell und BP, die Erwartungen der Analysten wegen der starken Entwicklung im Raffineriegeschäft deutlich übertroffen. Im Gegensatz zu Exxon sind die Europäer zudem auch im Ölhandel aktiv und können an der Volatilität des Ölpreises Geld verdienen.

Anleger werden sich daher die Quartalszahlen der Ölmultis für das zweite Quartal genau anschauen. BP präsentiert am 28. Juli die Ergebnisse. Royal Dutch folgt am 30. Juli und Exxon noch einen Tag später. Sollten die Geschäftszahlen der Multis wie im ersten Quartal wieder deutlich über den Erwartungen der Analysten liegen, könnten sich auch die Aktien der Titel merklich erholen.

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Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar.

Quelle: ntv.de

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