Wirtschaft

Rohstoffexpertin sieht keine Wende "Es sind keine glänzenden Zeiten für Gold"

Ein schwarzer Tag für Goldfreunde: Ein überraschender Ausverkauf am Goldmarkt drückte den Preis auf ein Fünfjahrestief. Auch der Ölpreis fällt schon wieder. Woran das liegt, verrät Dora Borbély, Rohstoffexpertin der Dekabank.

n-tv.de: Gold sinkt in der Gunst der Anleger immer weiter. Zwischenzeitlich ist der Preis für die Feinunze auf den niedrigsten Stand seit über fünf Jahren gefallen. Was sind die Gründe für den Preisverfall bei Gold?

Dora Borbély: Da ist zum einen die Griechenland-Krise, die nunmehr an den Märkten abgehakt sein dürfte. Es besteht nicht mehr die Notwendigkeit, nach einem sicheren Hafen zu suchen. Da sich jetzt eine Lösung für Griechenland abzeichnet, schauen die Marktteilnehmer auch auf andere Themen und vor allem darauf, was US-Notenbankchefin Janet Yellen sagt. Für den Goldmarkt ist das nächste große Thema die anstehende Zinsanhebung in den USA. Die Zinswende in den USA wird bewirken, dass der Goldpreis fällt. Allerdings nicht so schnell, wie wir es in den letzten Tagen gesehen haben.

Warum ist der Goldpreis in den vergangenen Tagen besonders stark gefallen?

Neben den Nachrichten aus den USA, bewegte auch China den Goldpreis. Die Goldbestände der chinesischen Notenbank sind offensichtlich geringer als die Märkte erwartet hatten. Hinzu kommen der Aktienmarktcrash und die Sorgen um die Stabilität des chinesischen Aufschwungs. In einer Phase, in der die Märkte ohnehin pessimistisch sind, sind diese Nachrichten eine zusätzliche Enttäuschung. Dies hat dazu beigetragen, dass der Goldpreisverfall sich beschleunigte. Alles in allem bleiben die Notenbanken der Schwellenländer aber eine Stütze für den Goldpreis. Wir sehen keinen großen Abverkauf in den Schwellenländern. Im Gegenteil. Die Notenbanken der Schwellenländer stocken langsam ihre Goldbestände auf, und das wird mittel- bis langfristig eine Stütze für den Goldpreis sein.

Warum sind steigende Zinsen schlecht für den Goldpreis?

Gold wirft keine Zinsen ab. Deswegen ist Gold sehr beliebt in Niedrigzinszeiten. Sobald aber die Zinsen steigen, ist das zinslos angelegte Geld in Gold relativ gesehen weniger attraktiv. Das gilt vor allem für einen Zinsanstieg in den USA, der größten Volkswirtschaft der Welt.

Wie sinnvoll ist es für Anleger überhaupt noch, in Gold zu investieren?

Grundsätzlich ist Gold für Anleger, die nicht so viel Risiko eingehen möchten, als Beimischung in Ordnung. Es sollte aber kein zu großer Anteil des Vermögens in Gold angelegt werden, weil Gold keine Zinsen abwirft. Wenn man damit besser schläft, dann kann man ein bisschen Gold in seine Geldanlage beimischen. Langfristig gehen wir davon aus, dass man mit Goldanlagen die Inflation ausgleichen kann, viel mehr aber nicht. Es sind keine glänzenden Zeiten mehr für Gold.

Auch die Ölpreise sind auf dem Weg nach unten. Die Preise sind auf dem tiefsten Stand seit Anfang April. Warum wird Öl immer billiger?

Wir haben einen überversorgten Markt. Daher sind die Preise sowieso schon niedrig. Der wichtige neue Faktor am Ölmarkt ist die Einigung im Atomkonflikt mit dem Iran. Die Marktteilnehmer haben realisiert, dass wieder mehr iranisches Öl auf den Markt kommen wird. Das wird aber erst nächstes Jahr der Fall sein. Dennoch hat der Ölmarkt auf diese Nachricht in einem ohnehin schon pessimistischen Rohstoffmarkt reagiert und deswegen ist der Ölpreis zuletzt deutlich gefallen.

Mit Dora Borbély sprach Jasmin Gebele

Quelle: ntv.de

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