Wirtschaft

Polen meldet Lieferausfall Drosselt Russland bereits Gasversorgung?

Eon-Erdgasspeicher in Hamburg-Reitbrook. Der derzeitige Liefer-Ausfall sei nicht besorgniserregend, versichert das Unternehmen.

Eon-Erdgasspeicher in Hamburg-Reitbrook. Der derzeitige Liefer-Ausfall sei nicht besorgniserregend, versichert das Unternehmen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Seit Wochenbeginn kommt in Polen weniger russisches Gas aus den Leitungen als vereinbart. Die Liefermenge sinkt um fast ein Viertel. Auch der deutsche Energiekonzern Eon beobachtet ein ähnliches Phänomen. Die Ursachen sind noch unklar.

Europäische Versorger erhalten weniger Gas aus Russland. Polen erklärte, seit Beginn der Woche weniger Gas vom russischen Monopolisten Gazprom zu bekommen. Auch beim deutsche Versorger Eon komme es zu "verringerten Liefermengen", sagte ein Firmensprecher. Zudem sei in der Slowakei, von wo aus russisches Gas in andere europäische Länder weiterfließt, am Mittwoch etwas weniger Brennstoff angekommen, erklärte das Wirtschaftsministerium des Landes. Der Rückgang bewege sich jedoch innerhalb der üblichen Schwankungsbreite.

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Der Grund für die geringeren Liefermengen blieb zunächst offen. Gazprom erklärte, alle Zielmärkte entsprechend der für den Export verfügbaren Mengen zu beliefern.

Zunächst war bekannt geworden, dass Polen derzeit weniger Erdgas erhält, als von Gazprom zugesagt. Am Montag habe die Menge um 20 und am Dienstag um 24 Prozent unter der vertraglich fixierten Menge gelegen, teilte der staatlich kontrollierte Gasversorger PGNiG mit. Polen erhält den Energieträger aus Weißrussland und der Ukraine, durch die das Erdgas in Pipelines fließt. Derzeit versucht der Gasversorger zu verstehen, woran die Drosselung der Liefermenge liegt. Die Frage sei, ob es technische oder geschäftliche Gründe dafür gebe.

Polen ist schon früher in Mitleidenschaft gezogen worden, als ein Streit zwischen Gazprom und den Transitländern über die Bezahlung und die Preise des Erdgases tobte. PGNiG kompensiert die fehlenden Liefermengen durch den Gasbezug aus anderen Ländern. Zudem sind auch dort die Speicher angesichts des bevorstehenden Winters gut gefüllt.

Vorwürfe an Russland vom ukrainischen Netzbetreiber

Die Verringerung der Gasliefermenge sei ein Versuch Russlands, die "Lieferungen aus Polen zu stören", hieß es beim ukrainischen Netzbetreiber Ukrtransgaz. Die polnische Regierung wirft dem Kreml seit Jahren vor, den Staatskonzern Gazprom für seine politischen Zwecke zu nutzen. Schon bei früheren Konflikten, bei denen sich Russland mit den Transitländern Weißrussland und der Ukraine über Preise und Zahlungen stritt, wurden die Gaslieferungen an Polen reduziert. Daraufhin konnte das Land die größten Unternehmen nicht mehr beliefern.

Laut der "Financial Times" hat der Kreml bereits damit gedroht, seine Gaslieferungen nach Europa zu drosseln, damit von dort aus kein überschüssiges Gas mehr in die Ukraine geliefert werden könne, heißt es der Zeitung zufolge in einem Bericht der EU-Kommission. Hintergrund ist die Gaskrise zwischen Russland und der Ukraine, die bereits seit Monaten schwelt. Moskau hatte wegen unbezahlter Rechnungen den Gashahn im Juli zugedreht, weil Kiew nicht bereit war, die Preiserhöhungen mitzutragen.

Offiziell wollte der russische Staatskonzern Gaszprom den Bericht aber nicht bestätigen. Davon höre er zum ersten Mal, sagte ein Sprecher der "Financial Times". Die Reexporte von russischem Öl von Europa in die Ukraine sind jedoch schon länger umstritten. Dies sei ein "halb betrügerischer Mechanismus", sagte Gazprom-Chef Alexei Miller. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte bereits im Juli erklärt, man könne nicht einfach "Gas durch die gleiche Röhre in die andere Richtung leiten".

Quelle: ntv.de, kst/DJ/rts

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