Wirtschaft

Rendite verzweifelt gesucht Wo werden Anleger fündig?

Niedrigzinsen und sogar Strafzinsen bestimmen derzeit die Kapitalmärkte. Wer mehr Rendite haben will, muss auch mehr Risiken eingehen, aber welche?

Nicht nur Notenbanker sind in diesen Tagen von Unschlüssigkeit geplagt. Die EZB und Japans Zentralbank haben Strafzinsen eingeführt, um Banken zu mehr Kreditvergabe zu zwingen. Für Anleger hat das Konsequenzen: Einerseits dürfte das Niedrigzinsumfeld noch lange erhalten bleiben, andererseits wird eine auskömmliche Rendite nur mit einer Portion Mut zu ergattern sein.

Wer sich für Renditechancen am Anleihenmarkt umschaut, wird schnell feststellen, dass vermeintlich sichere Anlagen wie Bundesanleihen kaum noch Rendite abwerfen. Die Zehnjährige notiert aktuell bei 0,11 Prozent, und auch Tagesgeld bietet nicht immer viel mehr. Höhere Anleiherenditen sind aber im Unternehmensbereich zu finden. So kommt eine Anleihe von Daimler mit einer Laufzeit bis 2021 auf 0,38 Prozent – etwas mehr bei kürzerer Laufzeit, aber nicht sonderlich attraktiv.

Besser können dagegen Anleihenangebote von Banken ausfallen, beispielsweise Stufenzinsanleihen. "Mit Stufenzinsanleihen können Anleger auf festgelegte Erträge mit deutlichen Zinssteigerungen setzen", erläutert Jörn Schiemann, Anleiheexperte der IKB Bank, die Funktionsweise der Papiere. Sein Institut bietet mit der fünfjährigen Stufenzinsanleihe (WKN A169HH) die Möglichkeit, Zinsen gestaffelt von anfänglich 1,2 Prozent bis 2 Prozent im letzten Jahr zu ergattern. Allerdings sollten Anleger bei Anleihen grundsätzlich das Emittentenrisiko beachten. Das heißt: Ein Anleger kann sein Kapital unter Umständen vollständig oder sogar ganz verlieren.

Dividendenkönige gesucht

Mehr Rendite, aber auch mehr Risiko ist derzeit meist nur am Aktienmarkt zu erzielen. Hier gibt es verschiedene Strategien, die Anleger je nach Risikoeinstellung und Anlagehorizont verfolgen können. Eine sehr beliebte defensive Strategie ist, auf substanzstarke Unternehmen mit attraktive Dividenden zu setzen. Um das Risiko zu verteilen, bietet sich eine Index- oder Fondsinvestment an. Mit einem ETF auf den Stoxx Select Dividend 30 Index, etwa das Papier mit der WKN LYX0BB, profitieren Anleger von der Wertentwicklung der 30 dividendenstärksten Aktien in Europa.

Auf Sicht der vergangenen zwölf Monate hat der ETF eine klare Outperformance zu den großen europäischen Indizes gezeigt, aber auch gegenüber aktiv gemanagten Fonds mit dividendenstarken Aktien, etwa dem langfristig sehr erfolgreichen KBC Equity Fund High Dividend (WKN A0JKMW). Allerdings konnten alle drei keine positive aktuelle 12-Monatsperformance erzielen. Damit wird deutlich, dass auch eine- im Vergleich zu einem reinen Aktienfonds - defensivere Aktienmarktstrategie nicht risikolos ist.

Mit Rabatt in den Markt einsteigen

Eine auch bei Profis beliebte andere defensive Strategie ist das Schreiben von Call-Optionen gegen ein Depot von Aktien oder auch gegen einzelne Aktien, die im Besitz des Anlegers sind. Mit dem Optionsverkauf werden Zusatzeinnahmen generiert, die in einem seitwärts tendierenden Markt Vorteile gegenüber einer Aktienposition haben. Die Einnahmen aus der Optionsprämie federn auch Verluste aus Kursrückgängen ab, sichern die Aktien aber nicht vollständig ab. Allerdings begrenzt der verkaufte Call gleichzeitig die Gewinnchancen dieser Strategie.

Wer sie nutzen möchte, muss aber nicht unbedingt zu den Profis an den Terminmarkt. Sie lässt sich auch mit Zertifikaten umsetzen, nämlich mit Discountzertifikaten. Bei der Auswahl der Papiere sollten Anleger darauf achten, dass die Gewinnchancen im Vergleich zum Risikopuffer dem eigenen Chance-Risikoprofil entsprechen. Gerade für riskante Aktien können Discountzertifikate eine Alternative sein.

"Je größer die Unsicherheit und umso höher die Volatilität, desto attraktiver kann ein Discountzertifikat gestaltet sein", erklärt Matthias Hüppe, Derivate-Experte von HSBC den Einfluss der Volatilität auf die Papiere. Das bedeutet gleichzeitig, dass Aktien mit einer hohen Unsicherheit für ein Direktinvestment für den einen oder anderen Investor zu riskant sein können, aber mit einem Discountzertifikat mit entsprechendem Risikopuffer noch ein ansehnliches Chance-Risikoprofil möglich ist.

Ein Beispiel hierfür ist derzeit die Deutsche Bank. Das Discountzertifikat mit der WKN DG0BL6 hat einen tiefen Cap bei elf Euro, die Laufzeit endet im Oktober 2016. Der Risikopuffer beträgt rund 29 Prozent und die Renditechance macht bis zur Fälligkeit 8,4 Prozent aus. Auch wenn der Risikopuffer hoch ist, können Verluste entstehen.

Auch in Niedrigzinsphasen haben Anleger zahlreiche Investmentmöglichkeiten. Allerdings sollte eine grundsätzliche Entscheidung für ein Engagement für den Aktien- oder Rentenmarkt getroffen werden, da die Chancen und Risiken ganz unterschiedlich ausfallen.

Dieser Beitrag stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Aktien oder Anlageprodukten dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen