Wirtschaft

Wenn die Aktienmärkte zittern Welche Anlegertypen haben die Nase vorne?

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der Dax notiert gut 2000 Punkte unter seinem Allzeithoch - das bedeutet einen Verlust von fast 20 Prozent. Ist der Markt damit schon wieder reif für den Einstieg? Das hängt von der Investmentstrategie ab.

Die Nervosität hat an den Aktienmärkten wieder spürbar zugenommen - abzulesen ist dies an Angstbarometern wie dem VDax New (in Deutschland) oder dem Vix (in den USA). Diese Volatilitätsindizes sind in den zurückliegenden Wochen um rund 50 Prozent in die Höhe geschossen.

Die Schwankungen dürften vorerst hoch bleiben. Denn die wirtschaftliche Verfassung Chinas und die entsprechenden Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sind bislang unklar. Dazu kommt die leidige Frage, ob, und wenn ja, wann die amerikanische Notenbank Fed den ersten Zinsschritt macht - schon am 17. September, im Dezember oder erst Anfang 2016.

Außerdem könnte demnächst wieder ein möglicher Grexit auf der Tagesordnung stehen. Denn der Wahlausgang und damit die Antwort auf die Frage, wer künftig Griechenland regiert, ist völlig ungewiss. Dieses Potpourri aus Unsicherheiten sorgt fast täglich für irrationale Marktbewegungen mit hohen Kursausschlägen. Längerfristige makroökonomische Überlegungen spielen dagegen zurzeit eine untergeordnete Rolle.

Carsten Riehemann ist Geschäftsführender Gesellschafter bei Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und seit Mitte der 90er Jahre als Vermögensverwalter und Vermögensberater für Unternehmer, Privatkunden und Stiftungen tätig.

Carsten Riehemann ist Geschäftsführender Gesellschafter bei Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und seit Mitte der 90er Jahre als Vermögensverwalter und Vermögensberater für Unternehmer, Privatkunden und Stiftungen tätig.

Generell mögen Börsianer keine hohen Volatilitäten, da sie diese als Risiken interpretieren. Dabei bieten Korrekturen aber auch immer die Gelegenheit, zu vermeintlich günstigen Kursen wieder in den Markt einzusteigen. Ob dafür jetzt schon der richtige Zeitpunkt gekommen ist, hängt maßgeblich von der Strategie ab, die der Anleger verfolgt.

Stratege streut - Taktiker ist aktiv

Der Stratege verteilt sein gesamtes Vermögen nach festen Quoten auf die verschiedenen Assetklassen wie Anleihen, Edelmetalle, Barmittel und natürlich auch Aktien. Dabei verfolgt er eine Buy-and-hold-Strategie. Hintergrund: Historisch betrachtet liefern Aktien einen jährlichen Ertrag von sieben bis neun Prozent - rund 40 Prozent stammen davon aus Dividendenzahlungen. Bei diesem langfristigen Ansatz spielen Tagesschwankungen keine nennenswerte Rolle. Verfügt der Stratege zurzeit über Kapitalzuflüsse, investiert er gemäß der festgelegten Verteilung auf die Vermögensklassen auch einen Teil in Aktien.

Da der strategische Investor das Auf und Ab der Börsen immer voll mitmacht, muss er emotional gefestigt sein. Denn die Welt dreht sich medial komplett prozyklisch: Wenn die Märkte fallen, berichten die Medien vor allem über die Risiken, steigen sie, stehen die Chancen im Mittelpunkt der Berichterstattung. Zur Beruhigung hat Börsenaltmeister André Kostolany Schlaftabletten empfohlen.  

Der Taktiker verfolgt dagegen ein aktives Management. Er kauft Aktien, wenn sie preiswert sind und schlägt sie los, wenn sie teuer sind. Das verkaufen auch die meisten Fondsmanager als ihre Strategie. Die wenigsten erzielen damit allerdings nachhaltige Erfolge.

Zu den Fakten: Bei einer Rezession der Weltwirtschaft fallen die Aktienmärkte erfahrungsgemäß um 20 bis 25 Prozent. So gesehen haben Dax & Co. ein Schrumpfen der globalen Konjunktur bereits weitgehend eingepreist. Es sieht jedoch gar nicht danach aus, dass es erneut zu einer Rezession kommt - auch nicht, wenn China schwächelt. Gleichzeitig sind Aktien nach der jüngsten Korrektur mit einem Dax-KGV von 12,5 historisch betrachtet eher günstig als zu hoch bewertet. Beides spricht für einen Einstieg.

Die Aktienmärkte neigen allerdings zu Übertreibungen - das gilt nach oben wie nach unten. Da die Stimmung erst einmal angeschlagen ist, kann es durchaus noch weiter bergab gehen. China, US-Zinsen, Deflationsgefahren (die Teuerung liegt in Deutschland nur noch bei 0,2 Prozent), die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die Flüchtlingswelle in Europa - Gründe lassen sich immer finden. Das gilt vor allem in der Zeit, in der es von den Unternehmen wenige Nachrichten gibt. Die nächste Berichtssaison beginnt erst Anfang Oktober.

Technisch betrachtet hat der Dax noch bis zu seinem letzten zyklischen Tief Luft nach unten. Dieses liegt bei 8572 Punkten. Wird es getestet, fiele noch einmal ein Verlust von 16 Prozent an. Vor diesem Hintergrund wartet der Taktiker erst einmal ab, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Parameter zum Einstieg zu erkennen sind.

Antizykliker sucht Schnäppchen

Beim Antizykliker handelt es sich um einen Schnäppchenjäger. Seine Maxime lautet: Der Erfolg eines Investments liegt im Einkaufspreis. Diese Strategie verfolgt zum Beispiel Warren Buffet. Die lebende Börsenlegende erzielt mit seinem Stockpicking seit Jahrzehnten rund doppelt so hohe Erträge wie der S&P 500. Buffet sagt von sich selbst, er agiere am besten bei Gegenwind. Ihm gelingt es immer wieder, die Unsicherheiten der Kapitalmärkte auszunutzen, um günstig Qualität einzukaufen. Der kultige Milliardär stieg zuletzt mit 4,5 Milliarden Dollar beim amerikanischen Raffineriekonzern Phillips 66 ein.

Ist der Antizykliker voll investiert, wird er entweder zum Langfristinvestor, also zum Strategen, oder zum Smartinvestor, der auch einmal taktisch das Risiko aus dem Portfolio nimmt, wenn die Sicht auf die Kapitalmärkte unklarer wird.

Der Cost-Averager verfügt über stetige Mittelzuflüsse mit denen er den Durchschnittskosten-Effekt nutzt. Meistens geschieht dies per Sparplan für einen oder mehrere Fonds oder ETFs. Der Cost-Averager investiert zum Beispiel jeden Monat dieselbe Summe Geld in seine Zielinvestments. Notieren diese hoch, erwirbt er wenige Anteile, stehen die Kurse tief, erhöht sich automatisch die Zahl der gekauften Stücke. Dadurch optimiert er seinen durchschnittlichen Einstandspreis. Im Prinzip ist es dem Cost-Averager egal, ob der Aktienmarkt haussiert oder in einer Baisse steckt - er kauft in allen Börsenphasen.

Langfristinvestoren sichern ab

Die allermeisten Anleger sollten sich in einer der vier genannten Investmentkategorien wiederfinden. Für die Langfristinvestoren, also Strategen und Cost-Averager, die langsam Bauchschmerzen mit ihrer vermeintlich hohen Gewichtung in Aktien bekommen, sind Stopp-loss Strategien, die auf dem Weg nach oben nachgezogen werden, geeignet. Für sie kommen auch Absicherungen über das Eingehen von Gegenpositionen infrage.

Die Verfechter der anderen Strategien sollten die Situation zum Ausbau der Aktienquoten langsam wieder nutzen. Im aktuellen Umfeld empfehlen wir hierfür defensive Werte.

 

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Quelle: ntv.de

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