Wirtschaft

Reinigendes Gewitter ist fällig Tech-Aktien bleiben aussichtsreich

Trotz möglicher Sommergewitter kann hier die Party weitergehen.

Trotz möglicher Sommergewitter kann hier die Party weitergehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach dem fulminanten Jahresauftakt könnte es zur Jahresmitte an den Börsen unruhig werden. Langfristig betrachtet bleiben europäische Aktien und US-Tech-Werte dennoch ein Kauf.

Der Dax ist dieses Jahr bereits um zwölf Prozent gestiegen, der Dow Jones immerhin um acht Prozent, wovon in Euro gerechnet allerdings nur ein Prozent übrigbleibt. Nach den starken Kursanstiegen ist ein Sommergewitter gewissermaßen überfällig. Traditionell ist der Zeitraum zwischen Ende Mai und Ende September kein besonders guter; insbesondere in den Monaten August und September kam es in der Vergangenheit immer wieder zu heftigen Kursrückschlägen.

Marco Herrmann ist seit 1992 für renommierte Banken und Fondsgesellschaften tätig. Seit 2010 verantwortet er als Geschäftsführer die Anlagestrategie der FIDUKA.

Marco Herrmann ist seit 1992 für renommierte Banken und Fondsgesellschaften tätig. Seit 2010 verantwortet er als Geschäftsführer die Anlagestrategie der FIDUKA.

In den Sommermonaten sind die Aktienmärkte besonders anfällig, weil Urlaubszeit herrscht. Die Handelsumsätze sind dann dünn, wodurch auch kleinere negative Nachrichten eine große Wirkung entfalten können. Dieses Jahr könnten möglicherweise vorgezogene Neuwahlen in Italien für Unruhe sorgen. Dort müssen die Wähler bis Mai 2018 über ein neues Parlament abstimmen. Da die Reform des Wahlgesetzes aber auf gutem Weg ist, könnte es schon früher zur Abstimmung kommen.

Italexit-Risiko ist überschaubar

In Italien gibt es derzeit weder in der Bevölkerung noch in der Parteienlandschaft eine mehrheitliche Unterstützung für den Euro und die Europäische Union (EU). Nur noch die Demokratische Partei (PD) von Matteo Renzi tritt für die Gemeinschaftswährung und die EU ein. Die Italien-Wahl könnte somit - zumindest kurzfristig - für eine erhöhte Unsicherheit sorgen und die Aktienmärkte belasten. Solange die europafeindliche Fünf-Sterne-Bewegung jedoch daran festhält, keine Koalition zu bilden, sind die Gefahren überschaubar, da dann die PD als stärkste Partei die Regierungsbildung übernehmen dürfte. So betrachtet, scheint ein EU-Austritt Italiens doch wohl unwahrscheinlich.

Ein größeres Risiko resultiert schon eher aus der (zu) guten Stimmung in der Realwirtschaft. Die wirtschaftlichen Frühindikatoren wie der Ifo-Geschäftsklimaindex oder der Economic Sentiment Index der EU Kommission haben schon lange nicht mehr gesehene Niveaus erreicht. Da kann das Sentiment schnell umkippen. Es besteht Potenzial für Enttäuschungen.

Vor allem europäische und US-Tech-Titel interessant

Mehr als ein bereinigendes Sommergewitter erwarten wir allerdings nicht. Im besten Fall läuft die Konsolidierung auf einem hohen Kursniveau ab. Denn die langfristigen Aussichten bleiben positiv. Das gilt vor allem für europäische Aktien. Diese bewegen sich in einem starken wirtschaftlichen Umfeld. In Europa ist die Konjunktur zuletzt sogar stärker als in den USA gewachsen. Gleichzeitig sind die Bewertungen deutscher und europäischer Aktien fair und befinden sich im historischen Vergleich nur auf Durchschnittsniveau. Gegenüber Anleihen sind sie sogar ausgesprochen günstig bewertet. Schon seit Wochen vermelden europäische Aktienfonds erhebliche Mittelzuflüsse. Dabei profitieren Investoren von außerhalb des Euroraums zusätzlich von der Aufwertung der Gemeinschaftswährung.

US-Aktien sind dagegen in der Breite teurer, selektiv aber interessant. Die Internet- und Tech-Werte wecken derzeit Erinnerungen an die Nifty Fifty. In den 60er-Jahren koppelten sich Werte wie Coca-Cola, Pepsi, McDonald's oder IBM vom Gesamtmarkt ab und stiegen, obwohl das Umfeld an der Wall Street nicht gut war. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) der "schicken Fünfzig" lagen im Bereich von 40. Heute wird der US-Aktienmarkt mit einem KGV von 18 bewertet, was schon als teuer gilt.

Jetzt könnten amerikanische Internet- und Tech-Aktien eine ähnliche Outperformance hinlegen. Die Kurse von Amazon und von der Google-Mutter Alphabet haben zwischenzeitlich bereits die 1000-Dollar-Marke geknackt. Laut einer Studie von Merrill Lynch fließt derzeit so viel Geld in Technologie-Aktien wie seit mehr als 15 Jahren nicht mehr. Zwar sieht das kurzfristig schon etwas nach Übertreibung aus. Die Charts haben jedoch noch keine Fahnenstange ausgebildet, vielmehr steigen die Aktienkurse von Amazon, Alphabet & Co. schon seit Jahren eher kontinuierlich. Die Finanzströme sprechen aktuell klar für europäische Aktien und amerikanische Tech-Titel. Trotz möglicher Sommergewitter kann hier die Party noch weitergehen.

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Quelle: ntv.de

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