Wirtschaft

Börsianer zweifeln an Trump Megachance für Crash-Propheten

US-Präsident Donald Trump

US-Präsident Donald Trump

(Foto: REUTERS)

Seit Trumps Amtsantritt vergeht kaum eine Woche ohne Negativ-Schlagzeilen, doch Börsianer hat das bisher kaum interessiert. Nun wird allerdings die Reißleine gezogen. Ist der Trump-Boom bald vorbei?

Es ist die heißeste Wette des Jahres - Donald Trump soll die US-Firmen mit Deregulierung und Steuerprogrammen nach vorne bringen, darauf war der Trump-Call an den Finanzmärkten aufgebaut. Seit November sind die Aktienmärkte nach oben katapultiert, doch jetzt wackelt der Stuhl im Weißen Haus ungefähr so stark wie jener von Thomas Tuchel bei Borussia Dortmund. Muss der Trump-Trade rückabgewickelt werden?

Sollte dies passieren, haben die Aktienmärkte verdammt viel Korrekturpotenzial. Mancher sprach in den vergangenen Tagen schon von einem "Trump-Beben" an den Börsen, doch der kleine Rücksetzer bei US-Aktien und beim Dax in dieser Woche war nicht mehr als ein laues Lüftchen. Man muss sich einmal vor Augen führen, wo die Kurse herkommen. Der Dax lag vor 15 Monaten unter 9000 Zählern, derzeit tendiert er bei rund 12.600 Punkten.

Sollte Trump fallen, würde dies massive Unsicherheit am Markt nach sich ziehen, und eine Korrektur von 10 oder 15 Prozent wäre nur ein stärkerer Wind. Ein Sturm träfe die Märkte, wenn der Dax zügig auf 10.000 Punkte fiele oder gar darunter. Investoren vergessen schnell und sollten einmal bedenken, welche Wucht die Märkte in den Jahren 2000, 2003 oder 2008 entfaltet haben.

Wer wirklich auf einen Sturz Trumps und ein Platzen der Trump-Wette spekulieren möchte, der greift zu Put-Optionsscheinen mit Basis 10.000 Punkte im Dax (WKN DG7UDD) oder etwa 2000 Punkte beim S&P 500 (WKN CE3T4V). Solche Papiere, die alle bis zum September 2017 laufen, sind wie eine vorübergehende Versicherung gegen Turbulenzen, und dank der noch immer niedrigen Volatilität am Markt sind sie momentan ausgesprochen günstig.

Dafür sprechen ebenfalls andere Eigenschaften, wie Sebastian Bleser aus dem Zertifikate-Team der HypoVereinsbank onemarkets erklärt: "Diese Puts sind auch durch den tiefen Basispreis eine günstige Versicherung gegen einen kräftigen Einbruch und legen besonders stark zu, wenn der Index sich dem Basispreis annähert." Verluste aus der Absicherung entstehen allerdings, wenn die Indizes bis zur Fälligkeit nur moderat korrigieren und den Basispreis nicht erreichen oder sogar wieder zulegen. Letzteres bedeutet aber gleichzeitig, dass Anleger mit ihrem Dax-Depot Gewinne einfahren, der Preis für die Puts ist dann die Prämie gegen einen möglichen Crash, quasi wie eine Kfz-Versicherung fürs Auto. Am Ende hoffen Anleger und Autofahrer, dass der Versicherungsfall nicht eintritt, und eine Put-Prämie bis September von rund 0,4 Prozent im Dax ist verkraftbar, allerdings ist die Selbstbeteiligung bis 10.000 Punkte zu beachten.

"Vorsichtigere Anleger, die eine geringere Selbstbeteiligung möchten, also eine Absicherung zu höheren Kursen, können Puts mit einem höheren Basispreis wählen", beschreibt Adrian Hurler, Derivateexperte von Goldman Sachs die Variationsmöglichkeiten bei der Absicherung. "Diese Papiere sind dann teurer, gleichen die Verluste im Depot aber bereits bei leichten Kursrückgängen aus", so Hurler weiter.

US-Aktien sind teuer

Was noch neben der gestiegenen politischen Unsicherheit dazu kommt, ist die Bewertung von US-Aktien. Sie ist hoch, sehr hoch sogar. Gleichzeitig weist zum Beispiel der US-Automarkt darauf hin, dass in der US-Wirtschaft längst nicht alles rund läuft. In Europa ist beim Wachstum ein zyklisches Top nicht von der Hand zu weisen, Sentimentindikatoren wie der Ifo- oder ZEW-Index notieren auf Höchstständen und sind keineswegs ein Einstiegssignal, sondern vielmehr ein Warnsignal. Denn die Kurse laufen häufig vorweg, im Februar 2016 lagen beide Indikatoren am Boden - danach begann der Aufschwung.

Zur Erinnerung - wesentliche Teile der jüngsten Rally sind auf der Wette "Trump" aufgebaut, große Investoren könnten nach und nach ihre Einschätzungen revidieren und Geld abziehen - selbst in einem Umfeld, in dem Cash nur ein Parkplatz, aber keine echte Alternative ist. Gold und der US-Dollar waren zuletzt Hinweisgeber, dass eine Fluchtbewegung recht schnell einsetzen kann. Für Dax-Investoren gilt zudem, dass ein noch stärkerer Euro nicht wirklich positiv wäre. Denn viele Unternehmen im deutschen Leitindex hängen am Export und da erfreut ein festerer Euro ab einem bestimmten Level nicht wirklich. Die heißen Wetten kühlen auch für Dax-Titel allmählich ab.

Disclaimer: Dieser Beitrag stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Aktien oder Anlageprodukten dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.

Quelle: ntv.de

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