Wirtschaft

Achtung: IPO-Hype Der Aktien-Rally könnte die Luft ausgehen

Kühler Kopf oder kalte Dusche: Die Häufung von Börsengängen kann auch auf ein Ende der Rally hindeuten.

Kühler Kopf oder kalte Dusche: Die Häufung von Börsengängen kann auch auf ein Ende der Rally hindeuten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Alibaba und andere Internet-Companies hypnotisieren derzeit die Anleger. In der derzeitigen Börsenphase sind aber vielleicht defensivere Unternehmen die bessere Wahl – auf jeden Fall die sicherere.

Noch größer als Google oder Facebook: Das IPO von Alibaba an der Wall Street hat am vergangenen Freitag alle früheren Börsengänge in den Schatten gestellt. Rund 25 Milliarden US-Dollar hat Gründer und Unternehmenschef Jack Ma durch das Listing an der NYSE eingesammelt.

Holger Knaup arbeitet als geschäftsführender Gesellschafter bei der Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und ist verantwortlich für das Portfolio- und Risikomanagement.

Holger Knaup arbeitet als geschäftsführender Gesellschafter bei der Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und ist verantwortlich für das Portfolio- und Risikomanagement.

Alibaba ist zwar das bislang größte IPO - beileibe aber nicht das einzige, das derzeit von sich Reden macht. Sogar in Deutschland, wo lange Zeit in Bezug auf Börsengänge so gut wie gar nichts ging, stehen mehrere "Kracher" an. Der Online-Modehändler Zalando will in den kommenden Wochen mehr als 600 Millionen Euro einsammeln, um sein internationales Wachstum zu finanzieren. Der Internet-Gemischtwarenladen Rocket Internet - selbst an Zalando beteiligt - will angeblich sogar 700 Millionen Euro durch seinen Börsenstart akquirieren und sich damit rund um den Globus weiter an hoffnungsvollen Start-ups beteiligen. Auch das Onlineportal Scout24 drängt aufs Börsenparkett. Hier sollen angeblich 25 Prozent der Anteile für 750 Millionen Euro verkauft werden.

Warnlampen an

Dass IPOs wieder funktionieren, ist schön für Alibaba & Co., aber weniger schön für bereits gelistete Unternehmen. Denn viele große Börsengänge signalisieren, dass sich eine Aufwärtsbewegung am Aktienmarkt dem Ende neigt. Zum einen steigt die Zahl der IPOs immer dann, wenn die Bewertungen hoch sind. Dann wollen möglichst viele Unternehmen die Hausse nutzen und noch zügig Kasse machen. Zum anderen fehlt das Geld, das Anleger in Alibaba , Zalando, Rocket Internet oder Scout24 investieren, zum Kauf bereits notierter Aktien. Der Börse geht gewissermaßen der Treibstoff aus. Für Anleger heißt dies: Warnlampen an.

Nun ist nicht unbedingt nach ein paar großen IPOs umgehend mit einer scharfen Korrektur zu rechnen. Angesichts rekordhoher Kurse an den Rentenmärkten und dem Katzenjammer beim Gold scheinen Aktien weiterhin fast alternativlos zu sein. Wir haben in diesem Jahr aber schon gesehen, dass die Luft dünner wird. Seit Jahresanfang pendelt der Dax zwischen 9000 und 10.000 Punkten. Außerdem fällt auf, dass der Markt immer stärker selektiert. Nur Aktien, die die Erwartungen übertreffen, legen weiter zu - siehe BMW (WKN 519000) oder Bayer (WKN BAY000). Unternehmen, die die Marktprognosen nicht erfüllen, werden dagegen gnadenlos abgestraft  - zum Beispiel Adidas (WKN A1EWWW) oder Lufthansa (WKN 823212).

Einzwelwerte mitunter interessanter als Gesamtmarkt

In einer so heterogenen Seitwärtsbewegung zahlt es sich immer aus, nicht den gesamten Markt zu kaufen, sondern auf Einzelwerte zu setzen, die besonders aussichtsreich erscheinen. Unternehmen beziehungsweise deren Aktien verfügen zudem über den Vorteil, dass sie sich als Sachwerte viel genauer und präziser analysieren lassen als fiktive Indizes.

Da in Bezug auf Bewertungen, Börsenzyklik und Geopolitik große Unsicherheiten herrschen, favorisieren wir derzeit vor allem Werte aus defensiven Branchen wie Versorger, Versicherungen und Hersteller von Haushaltswaren. Das mag zwar auf den ersten Blick langweilig sein, Kursgewinne machen Aktien aber auch immer attraktiv. Diese erwarten wir auf Sicht der kommenden Monate unter anderem bei National Grid,  Allianz und Rekitt Benckiser.

Bei National Grid (WKN A0ETYW) handelt es sich um einen britischen Energieversorger, der außer im Königreich vor allem im Nordosten der USA tätig ist. Während bei RWE (WKN 703712) und Eon (WKN ENAG99) zuletzt die Ergebnisse einbrachen, steigerten die Briten im Geschäftsjahr 2013/2014 den Gewinn je Aktie um fünf Prozent auf umgerechnet 0,84 Euro. Rund zwei Drittel davon, nämlich 0,53 Euro, schüttete National Grid als Dividende aus. Daraus errechnet sich eine Dividendenrendite von circa 4,7 Prozent.

Allianz hat Lauf

Einen wahren Lauf hat derzeit die Aktie von Allianz (WKN 840400). In den vergangenen zwei Monaten stieg der Kurs um satte 14 Prozent. Vor kurzem kündigte der Versicherungskonzern an, die amerikanische Tochter Fireman's Fund nach vergeblichen Restrukturierungs-Versuchen aufzuspalten. Das unrentable Privatkunden-Geschäft wollen die Münchner verkaufen, das Firmenkunden-Geschäft soll integriert werden. Die Ankündigung kam bei den Unternehmensanalysten blendend an. Die UBS nennt als Kursziel 153 Euro, die Commerzbank 154 Euro.

Im Bereich Haushaltswaren ist zurzeit vor allem Reckitt Benckiser (WKN A0M1W6) interessant. In Deutschland ist das Unternehmen weniger mit seinem eigenen Namen, sondern mehr mit Marken wie Calgon, Nurofen oder Kukident bekannt. Hier sorgt vor allem die geplante Abspaltung des Pharmageschäfts für Fantasie. Für Toby McCullagh von der Citigroup ist Recktitt Benckiser unter den europäischen Anbietern von Haushalts- und Pflegeprodukten der Top Pick. Der Unternehmensanalyst hob sein Kursziel für die Aktie von umgerechnet 72,26 Euro auf 76,17 Euro an. Das bedeutet ein Kurspotenzial von rund zehn Prozent.

Disclaimer

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung GmbH zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar. Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen wurden aus Quellen zusammengetragen, die als zuverlässig gelten. Die Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung GmbH gibt jedoch keine Gewähr hinsichtlich deren Zuverlässigkeit und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung dieser Information ergeben.

www.albrecht-kitta-co.de

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen