Ratgeber

"Sparschwein war gestern" Das bringt die ETF-Anlageberatung im Netz

Geld legt man bei der Bank an. Eigentlich. Doch die traditionellen Geldhäuser bekommen immer mehr Konkurrenz. Neue Portale im Internet wollen Kunden für eine einfache Form der Geldanlage gewinnen. Doch bringt das was?

Anlageberatung per Internet findet bei den meisten Anbietern ohne persönliche Ansprache statt. Derzeit setzen die Plattformen vor allem auf standardisierte Abfragen.

Anlageberatung per Internet findet bei den meisten Anbietern ohne persönliche Ansprache statt. Derzeit setzen die Plattformen vor allem auf standardisierte Abfragen.

(Foto: imago stock&people)

Der Werbeslogan sitzt: "Sparschwein war gestern!" heißt es in einer Mitteilung der Geldanlageplattform Vaamo. Das Versprechen des Start-ups: Persönliche Anlageziele einfach erreichen. "Wir wollen den Kunden eine Alternative zu ihrer Bank bieten", erklärt Vaamo-Mitgründer Yassin Hankir. Die Zeit für Finanzberatung im Internet ist offenbar reif. Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht ein weiteres Fintech gestartet wird.

"Eigentlich ist es verwunderlich, dass das erst jetzt entsteht", sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. In der Tat: Während manch andere Branche in den vergangenen Jahren von jungen Start-ups kräftig durchgeschüttelt wurde, blieb es es der Geld- und Vermögensverwaltung bisher weitgehend ruhig, sieht man von den vergleichsweise jungen Direktbanken einmal ab. "Viele Kunden wollen sicher auch weiterhin einem Berater persönlich gegenübersitzen", sagt Oelmann. "Allerdings gibt es auch eine neue Generation, die nicht bis 18.00 Uhr in die nächste Filiale hetzen will."

Und genau diese Zielgruppe haben die neuen Fintechs nun im Visier: "Unser Angebot richtet sich an online-affine, selbstbestimmte Anleger, die keine persönliche Beratung wünschen", sagt Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Bank. Sein Unternehmen hat im November 2013 die Anlageplattform Quirion gestartet. Seitdem haben Anleger rund 300 Depots eröffnet und insgesamt 8 Millionen Euro investiert - und das trotz der Konkurrenz durch Anbieter wie Vaamo, Easyfolio, Financescout24 oder justETF.

Meist geht es um Indexfonds

Im Grunde funktionieren die Online-Anlageportale ähnlich: Anleger eröffnen ein Depot, entweder über das Postident-Verfahren oder die Video-Legitimation. Dann werden sie nach einem Anlageziel gefragt und sollen eine Anlagesumme festlegen. Wer noch seine Risikobereitschaft beziehungsweise Renditeerwartung definiert hat, kann entschieden, wie er sein Geld investieren möchte. In der Regel bieten die Plattformen eine Auswahl börsengehandelter Indexfonds an.

"Einfach, sicher und günstig" sei die Vermögensverwaltung bei Quirion, sagt Schmidt. "So einfach wie ein Tagesgeldkonto", wirbt Vaamo-Mitgründer Hankir. Und in der Tat: Anleger dürften sich auf den meist übersichtlich gestalteten Seiten schnell zurechtfinden. Die Fragen sind rasch beantwortet, am Ende wird eine überschaubare Anzahl an Produkten präsentiert. Auch auf das Risiko von Kursverlusten werden Kunden hingewiesen.

Mit einem solchen recht simplen Ansatz bleiben Online-Anlageportale aber unter ihren Möglichkeiten, findet Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Im Prinzip bieten die Portale die Möglichkeit, ein ETF-Portfolio zu strukturieren", sagt der Finanzexperte. "Echte Anlageberatung sollte aber an den individuellen Bedürfnissen der Verbraucher ansetzen."

Dazu müssten die Portale jedoch weit mehr Daten abfragen, zum Beispiel, ob der Kunde noch einen Kredit abbezahlt. Auch die Familienplanung oder ob der Arbeitsplatz sicher ist, sind aus Sicht Nauhausers wichtig. Doch diese Aufgabe wollen die Fintechs derzeit nicht unbedingt übernehmen. "Wir sind keine Anlageberater, sondern Finanzvermittler", erklärt Vaamo-Mitgründer Hankir.

Eine gewisse Erfahrung sollten Anleger hier mitbringen, findet Oelmann. "Solche Portale eignen sich gut für informierte Selbstentscheider." Auch wichtig ist ein Blick auf die Kosten, denn die Portale arbeiten nicht umsonst. Bis zu 1,19 Prozent werden für die Depotführung berechnet, und für die Fonds können Kosten anfallen.

Quelle: ntv.de, awi/dpa

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