Wirtschaft

Öl wird wieder teurer Brent-Förderer aussichtsreich

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(Foto: REUTERS)

Öl-Investments zählten 2014 zu den schlechtesten Anlagen überhaupt. Der Preis scheint aber seinen Boden gefunden zu haben. Gute Chancen bieten vor allem vier Produzenten der Sorte Brent.

Trotz aller Rekorde bei Dax und Dow: In den vergangenen Wochen hat der Ölpreis alle anderen Vermögensklassen geschlagen - und zwar mit Abstand. Seit seinem Sechs-Jahrestief Ende Januar hat sich die amerikanische Sorte WTI um rund 17 Prozent verteuert. Der Preis für europäisches Öl, also die Sorte Brent, legte sogar um fast ein Drittel zu. Für die steigenden Notierungen sind mehrere Gründe verantwortlich.

Nach dem dramatischen Preissturz im vergangenen Jahr war eine technische Erholung mehr als überfällig. Gemessen an den 2014 erlittenen Kursverlusten fällt diese bislang noch recht übersichtlich aus. Aber auch fundamental spricht einiges dafür, dass der Ölpreis weiter steigt. Denn global betrachtet entwickelt sich die Konjunktur gar nicht so schlecht. Trotz seiner jüngsten Prognosesenkung rechnet der Internationale Währungsfonds in diesem Jahr noch immer mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent. Dadurch dürfte sich auch die Nachfrage nach Öl zumindest stabilisieren. Verschiedene Experten erwarten sogar eine höhere Ölnachfrage. In ihrem jüngsten Monatsbericht rechnet die Opec mit 29,21 Millionen Barrel pro Tag, die das Ölkartell vorerst ausliefern könnte. Das sind immerhin 430.000 Fass oder 1,5 Prozent mehr als zuvor kalkuliert.

Konzerne zücken die Rotstifte

Gleichzeitig könnte das Angebot im weiteren Jahresverlauf stagnieren oder sogar sinken. Denn angesichts des abgestürzten Ölpreises haben die Fördergesellschaften ihre Investitionsvorhaben rigoros zusammengestrichen. Allein Shell will in den kommenden drei Jahren 15 Milliarden Dollar sparen. Auch BP und die österreichische Gesellschaft OMV haben bereits milliardenschwere Kürzungen angekündigt. Schlumberger, die größte Ölservice-Gesellschaft der Welt, entlässt 9000 Mitarbeiter, was immerhin sieben Prozent der gesamten Belegschaft entspricht.

Vor allem kostenintensive Explorationsvorhaben werden vorerst auf Eis gelegt. Amerikanische Dienstleister berichten bereits von rückläufigen Bohrtätigkeiten in den USA. Hier zeigt die Preisflaute besonders schnell Wirkung, da Lagerstätten, die durch die Frackingtechnologie erschlossen werden, schneller versiegen als herkömmliche Quellen. Um die Produktion auf demselben Level zu halten, müssen daher ständig neue Bohrtürme errichtet und in Betrieb genommen werden. Beim aktuellen Preisniveau rechnet sich das aber nicht.

Vor diesem Hintergrund prognostiziert die Opec, dass die weltweite Produktion außerhalb des Kartells 2015 um 420.000 Barrel pro Tag sinken wird. Mit der voraussichtlich leicht steigenden Nachfrage und der möglicherweise etwas sinkenden Förderung könnte das derzeitige Überangebot an Öl schon bald der Vergangenheit angehören.

Brent schlägt WTI

Carsten Riehemann ist Geschäftsführender Gesellschafter bei Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und seit Mitte der 90er Jahre als Vermögensverwalter und Vermögensberater für Unternehmer, Privatkunden und Stiftungen tätig.

Carsten Riehemann ist Geschäftsführender Gesellschafter bei Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und seit Mitte der 90er Jahre als Vermögensverwalter und Vermögensberater für Unternehmer, Privatkunden und Stiftungen tätig.

Seit Jahresanfang hat sich die Nordseesorte Brent deutlich stärker verteuert als WTI in den USA. Wahrscheinlich hängt dies damit zusammen, dass das amerikanische Wirtschaftswachstum seinen Höhepunkt möglicherweise schon überschritten hat. Zum einen fährt die US-Notenbank Fed ihre ultra-lockere Geldpolitik zurück - seit Oktober kauft sie keine Anleihen mehr. Zum anderen könnte in den Vereinigten Staaten der niedrige Ölpreis die konjunkturelle Entwicklung beeinträchtigen. Zwar profitieren auch in den USA die Unternehmen und der private Konsum von den niedrigen Energiekosten. In der Frackingindustrie und bei den Ölservicegesellschaften werden aber Tausende gut bezahlte Stellen gestrichen. Rund 15 Prozent des US-BIP stammen aus der Ölbranche. Die konjunkturellen Wachstumsraten könnten sich daher in den USA abflachen, wenn nicht sogar zurückbilden.

In Europa zeigt sich das genau entgegengesetzte Bild. Hier fängt die EZB erst im März an, umfangreich Anleihen zu kaufen. Dass eine solche Maßnahme das Wirtschaftswachstum durchaus unterstützt, hat die Fed in den USA in den zurückliegenden zwei Jahren eindrucksvoll bewiesen. Aber auch schon heute, vor Beginn der erneuten Liquiditätsspritzen der EZB, zeigen in vielen Euroländern die Konjunkturindikatoren nach oben. In Deutschland stieg im Januar der Ifo-Index bereits das dritte Mal in Folge. Auch in den südlichen Peripheriestaaten wie Spanien oder selbst Griechenland zieht das Wirtschaftswachstum wieder an. Die zahlreichen Spekulanten, die in den Rohstoffmärken auf künftige Entwicklungen wetten, dürften die konjunkturell bedingten Preiseffekte spürbar verstärken.

Obwohl wir gerade bei der europäischen Ölsorte Brent vorerst weiter mit steigenden Preisen rechnen, raten wir von einem Investment in den Rohstoff selbst ab. Denn bei entsprechenden Zertifikaten, die Öl über die Terminmärkte kaufen, belaufen sich die sogenannten Rollverluste derzeit je nach Sorte auf 1,4 bis 1,8 Prozent pro Monat. Anleger haben es hier ungemein schwer, Geld zu verdienen.

Vier vielversprechende Ölaktien

Aussichtsreicher sind Produzenten, die Öl der Sorte Brent fördern. Eine wirklich interessante Konstellation ergibt sich beim norwegischen Ölproduzenten Statoil (WKN 675213). Denn die norwegische Krone korreliert positiv mit dem steigenden Ölpreis. Für den Anleger aus dem Euroraum bedeutet dies eine doppelte Ertragschance. Auch die französische Total (WKN 850727) weist ein positives Chancenprofil auf. Die Aktie ist deutlich unterbewertet. Bei BP würden die Anleger profitieren, wenn die Entschädigungszahlungen für die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko geringer als bislang angenommen ausfallen sollten. Schließlich halten wir Royal Dutch Shell (WKN A0D94M) für interessant, weil der Konzern zwar bei seinen Investitionen massiv sparen will. Die Dividende soll aber konstant bleiben. Hier setzen Anleger also auf stabile Gewinnausschüttungen.

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Quelle: ntv.de

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