Wirtschaft

Crash-Angst ist übertrieben Anleger sollten Korrektur nutzen

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(Foto: REUTERS)

Crash-Prognosen haben Konjunktur. Allerdings ist eher an den Börsen mit einer technischen oder politisch verursachten Korrektur zu rechnen. Das dürfte sich als günstige Einstiegschance erweisen.

Die Warnungen vor einem Börsenkollaps häufen sich: Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) fürchtet einen Banken-Crash in China, der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht den italienischen Bankensektor, der mit 360 Milliarden Euro an faulen Krediten belastet ist, kritisch. Und Hedgefondslegende George Soros sowie Blackrock-Chef Larry Finck warnen vor dem großen Ausverkauf an den Aktienmärkten. Und damit nicht genug: Die Analysten der Citygroup vergleichen das aktuelle Chartbild sogar mit dem Kursverlauf von 1987, als in den USA an dem "black monday" die Börse um fast 23 Prozent einbrach. Tatsächlich sind die Aktienkurse seit 2009 ungewöhnlich lange und vor allem außergewöhnlich stark gestiegen. Einerseits bedeutet das allein bereits eine gewisse Crash-Gefahr.

Dax
DAX 17.766,23

Andererseits sind Aktien jedoch nach wie vor preiswert. Das sogenannte Shiller-KGV, also das durchschnittliche und inflationsbereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der zurückliegenden zehn Jahre, notiert für Dividendentitel weiterhin deutlich unter dem von Staats- oder Unternehmensanleihen. Gemessen an den durchschnittlichen Gewinnschätzungen der Unternehmensanalysten (IBES) sind Aktien ebenfalls nicht überbewertet. Vielmehr notiert der europäische Aktienindex Stoxx 50 mit circa 2800 Punkten noch immer ein gutes Drittel tiefer als 2007. Der Dax als Kursindex, also ohne die Berücksichtigung von Dividenden, bewegt sich sogar noch unter dem Niveau des Jahres 2000. Auch der Nikkei-Index und der Hang Seng sind noch weit von ihren früheren Rekordständen entfernt. Nur die US-Börsen sind gut gelaufen.

Korrektur möglich

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Wamsler & Co. Vermögensmanagement u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 28 Jahre Berufserfahrung.

Thomas Wukonigg verantwortet bei der Wamsler & Co. Vermögensmanagement u.a. das Portfoliomanagement. Der Bankkaufmann verfügt über 28 Jahre Berufserfahrung.

Eine Verkaufspanik scheint vor diesem Hintergrund eher unwahrscheinlich. Trotzdem ist Vorsicht geboten: Zu einem Crash kommt es wohl eher nicht, aber eine Korrektur ist durchaus denkbar. Risiken bestehen zurzeit vor allem in den USA, auch wenn sich dort der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump gerade selbst demontiert, und in Italien. Das dortige Referendum über eine Verfassungsreform könnte Regierungschef Matteo Renzi das Amt kosten und die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone schwer erschüttern. Die Folgen könnten schlimmer als die des Brexit sein.

Schwerwiegender als diese politischen Entwicklungen sind allerdings derzeit die Maßnahmen der großen Notenbanken. In den USA scheint noch in diesem Jahr ein zweiter Zinsschritt möglich. Bereits die erste Leitzinserhöhung Ende vergangenen Jahres hat gezeigt, wie sehr die Börsianer steigende Zinsen fürchten. Zudem mehren sich die technischen Warnsignale in den Vereinigten Staaten, was auf eine Konsolidierung hinweist Dennoch gilt: Aktien bleiben alternativlos.

Anleger sollten eine mögliche Korrektur weniger als Gefahr begreifen, sondern eher als Einstiegschance nutzen. Denn langfristig betrachtet spricht viel mehr für als gegen Aktien. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte kaum daran vorbeikommen, ihr noch bis März 2017 befristetes Anleihenkaufprogramm zu verlängern. Auch die Bank of Japan dürfte ihre Geldpolitik eher noch weiter lockern, als die Zügel anziehen. Und in den USA geht es erst einmal nur um einen Zinsschritt von 0,25 Prozent. Für preiswerte Liquidität dürfte somit weltweit weiter gesorgt sein.

Gezielte Aktienauswahl

Unternehmen nutzen das billige Geld vor allem in den USA für schuldenfinanzierte Aktienrückkäufe und weltweit für kreditfinanzierte Übernahmen. Beides treibt die Aktienkurse nach oben. Die Aufgelder, die bei Fusionen und Übernahmen zurzeit gezahlt werden, weisen gleichzeitig auf eine Unterbewertung vieler Firmen und Sektoren hin. Es gibt jedoch innerhalb der Indizes starke Divergenzen und erhebliche Bewertungsunterschiede. In diesem Umfeld ist die Zeit für Stockpicker gekommen.

Aus Bewertungsgründen favorisieren wir als Anlageregion Europa. Dabei liegt unser Fokus auf Value-Werten, da diese seit 2006 underperformt haben und es aktuell Zeichen für eine Trendwende gibt. Außerdem sind Aktien aus den Bereichen Umweltschutz und grüne Technologie interessant, da hier vor allem chinesische Firmen massiv zukaufen. Mit einer gezielten Aktienauswahl lassen sich sogar dann gute Gewinne erzielen, wenn die Märkte insgesamt nur seitwärts laufen.

Disclaimer

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der Wamsler & Co. Vermögensmanagement zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar. Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen wurden aus Quellen zusammengetragen, die als zuverlässig gelten. Die Wamsler & Co. Vermögensmanagement gibt jedoch keine Gewähr hinsichtlich deren Zuverlässigkeit und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung dieser Information ergeben. www.wamslervv.de

Quelle: ntv.de

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