Die Deutsche Börse leistet sich zwei untere Ligen - den MDax und den TecDax. Das ist keine gute Idee, wie Osram zeigt. Die Börse sollte sich lieber am Deutschen Fußballbund ein Beispiel nehmen.

Der Osram-Chef hat noch einmal Glück gehabt: Er darf im September mit seinem Unternehmen in den MDax aufsteigen und muss nicht in den TecDax, in den die Deutsche Börse Osram eigentlich bugsieren wollte. Proteste von Investoren haben das verhindert.

Der Fall zeigt, wie renovierungsbedürftig die Regelung ist, mit dem MDax und dem TecDax zwei zweite Börsenligen zu führen. Sie entstammt der zur Jahrtausendwende herrschenden Modeerscheinung, nach der man die New Economy strikt von der Old Economy abgrenzen wollte. Sie ist außerdem ein Überbleibsel des Neuen Marktes, den man offenbar nicht ganz untergehen, sondern im Geiste noch ein wenig weiterleben lassen wollte. Denn der TecDax ist der offizielle Nachfolger des ins Jenseits beförderten Nemax 50, der einst der Leitindex des Neuen Marktes war.

Aber taugen solche nostalgischen Überlegungen als Daseinsberechtigung für eine Regelung der Börsenligen von heute? Ist die Unterscheidung zwischen New und Old Economy nicht ohnehin längst überkommen? Und selbst wenn man sie trifft, hat es dann Sinn, dies nur für die zweite Börsenliga zu machen, nicht aber für die erste? Zumal die Unterscheidung selbst oft gar nicht eindeutig zu treffen ist, wie das Beispiel Osram zeigt.

In seiner jetzigen Funktion als Teil der zweiten Liga gehört der TecDax also abgeschafft. An seine Stelle gehört wieder der MDax als alleinige Zweitliga. So, wie es früher schon einmal war. Der TecDax hat allenfalls noch eine Daseinsberechtigung als reiner Branchen- oder Themenindex außerhalb des Ligakonzeptes – etwa für Investoren, die in die führenden deutschen Hightech-Werte investieren wollen. Dann müssten aber auch Aktien wie SAP oder die gute alte Deutsche Telekom in ihm enthalten sein. Als Teil einer zweigeteilten zweiten Börsenliga taugt der Index jedenfalls nicht.

Im Fußball hat man schon vor mehr als 30 Jahren erkannt, dass eine Zweitliga besser ist als zwei. Wenn dieses Licht schon damals dem DFB aufgegangen ist, sollte das der Deutschen Börse doch heute auch gelingen, meint ihr

Raimund Brichta