Wirtschaft

"Es könnte enden wie in Kuba" Was passiert, wenn die Drachme kommt?

Weiter Euro oder wieder Drachme? Was so einfach klingt, birgt viele Risiken und Probleme.

Weiter Euro oder wieder Drachme? Was so einfach klingt, birgt viele Risiken und Probleme.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone wird politisch offen diskutiert. Aber wie schnell könnte die Währungsumstellung gelingen? Welche Probleme birgt sie - und ist danach wirklich alles besser? Ein Überblick.

Ob Griechenland zu seiner alten Währung Drachme zurückkehrt oder doch beim Euro bleibt, ist ungewiss. Fest steht: Wird die Drachme wieder eingeführt, drohen jede Menge Probleme. Und die fangen schon mit dem Druck neuer Banknoten an.

Wie schnell kann die Drachme gedruckt werden?

Das kann dauern. Experten rechnen damit, dass die Regierung zunächst Kupons statt Geldscheine und Münzen verteilen muss. "Es gibt nur eine Gelddruckmaschine in Griechenland", sagt der Präsident der Denkfabrik Global Strategy in Thessaloniki, Mario Efthymiopoulos. "Und die steht in Athen im Museum und funktioniert nicht mehr." Der weltgrößte private Gelddrucker De La Rue stellt sich auf die Rückkehr der Drachme ein. Angesichts eines mögliches Euro-Austritts Griechenlands müsse man sich auf alle Eventualitäten vorbereiten, sagte ein Insider, der anonym bleiben wollte.

Was kommt auf die Griechen bei einer Währungsumstellung zu?

"Es gäbe ein Chaos", sagt Efthymiopoulos. Die neue Währung würde dramatisch abwerten. Das würde den Import von Lebensmitteln, Benzin und vielen anderen Waren drastisch verteuern, wenn nicht unmöglich machen. Die Pharmaindustrie etwa bereitet schon eine Notversorgung der Griechen mit Medikamenten vor, sollte das Land nach einem Euro-Austritt in Zahlungsnot geraten. Die Hersteller nehmen sich das Vorgehen nach der Pleite Argentiniens 2002 zum Vorbild, als die Industrie eine Zeit lang ohne Bezahlung weiter Medikamente lieferte.

Kommt es zum Zusammenbruch der Banken?

Experten halten das für unvermeidlich. Bisher werden die Geldhäuser von der Europäischen Zentralbank am Leben gehalten. Die aber darf die griechischen Banken gemäß ihrer Statuten nicht mehr als Geschäftspartner akzeptieren und mit Krediten bei Kasse halten, wenn sie der Währungsunion nicht mehr angehören. "Die Wirtschaft würde dann ohne Zahlungs- und Kreditsystem dastehen", sagt der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer. "Es könnten kaum noch Rechnungen beglichen werden, die wirtschaftliche Aktivität würde gestoppt. Die politischen und sozialen Folgen eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs wären verheerend."

Kann der Staat Löhne, Renten und Rechnungen begleichen?

Das gilt als unmöglich. Schon jetzt nimmt der Staat trotz aller Sparmaßnahmen viel weniger ein als er ausgibt. Kommt es im Gefolge der Drachme-Einführung zum erwarteten Zusammenbruch der Wirtschaft, vergrößert sich das Haushaltsloch durch Steuerausfälle und steigende Arbeitslosigkeit. Internationale Geldgeber dürften sich schwer finden lassen. Die Euro-Länder, die Griechenland derzeit mit Milliardenbeträgen stützen, dürften ihr Geld zurückhalten, um eine Ausweitung der Krise auf angeschlagene Euro-Staaten wie Spanien zu verhindern.

Wird es Parallelwährungen geben?

Die Bertelsmann-Stiftung geht davon aus. "Es könnte enden wie in Kuba, wo mehrere Währungen genutzt werden", sagt ihr Experte Tyson Barker. Er rechnet auch damit, dass der Tauschhandel wieder in Mode kommen würde. Die im Umlauf befindlichen Euro-Banknoten behielten ihrer Wert. Wie in anderen Staaten auch - etwa Montenegro - dürfte der Euro für viele Geschäfte das wichtigste Zahlungsmittel bleiben.

Währungsumstellungen sind bereits gelungen - warum nicht auch in Griechenland?

In der Tat hat es seit 1945 zahlreiche Währungsreformen gegeben. In Deutschland beispielsweise, aber auch in viele ehemaligen Kolonialstaaten nach dem Sprung in die Unabhängigkeit. Allerdings steht Griechenland unter so großem Druck, dass eine geräuschlose Umstellung auf die Drachme unmöglich erscheint. Schon das Bekanntwerden von Vorbereitungen der Regierung auf ein Comeback der Drachme würde einen Bankenansturm auslösen. "Ein Euro-Austritt ist technisch machbar", sagte Analyst Davi Lea von Control Risk. "Aber das gut durchzuführen, ist extrem schwierig. Dazu bedarf es einer Menge Planung und Zustimmung. Und angesichts der aktuellen Umstände gibt es dafür keine Chance."   

Quelle: ntv.de, rts

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