Wirtschaft

Kundengelder vermisstl MF-Global-Pleite schürt Unruhe

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(Foto: dpa)

Nachdem sich der US-Broker MF Global mit Wetten auf europäische Staatsanleihen verzockt hat, fehlen nun Kundengelder in dreistelliger Millionenhöhe. Noch ist unklar, ob das Unternehmen möglicherweise das Geld für eigene Geschäfte eingesetzt hat. An der Rohstoffmärkten sorgt die Pleite für Verunsicherung.

hat in der Finanzbranche weltweit Wellen geschlagen. Vor allem auf den Rohstoffmärkten führte die erste Insolvenz einer großen US-Finanzfirma aufgrund der Euro-Schuldenkrise zu erheblicher Verunsicherung. Der Handel mit Termingeschäften bei Gold, Rohöl und Getreide kühlte deutlich ab. Für Aufregung sorgte auch die Nachricht, das Brokerhaus vermisse Kundengelder in beträchtlicher Höhe.   

Die britische Finanzbehörde teilte mit, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sei für den Londoner Ableger von MF Global zum Verwalter ernannt worden, um "eine schnelle Rückkehr von Kundenvermögen" zu ermöglichen. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf mehrere mit der Sache vertraute Personen, die Firma vermisse Kundengelder in Höhe von hunderten  Millionen Dollar. US-Aufsichtsbehörden hätten das Fehlen der Gelder in den vergangenen Tagen bemerkt. Nach zunächst einer Milliarde Dollar, würden nun noch rund 700 Millionen vermisst. Die Insider gehen dem Bericht zufolge davon aus, dass während des Insolvenzverfahrens weitere Gelder wieder auftauchen werden. Die US-Behörden prüften, ob die Firma zuletzt Kundengelder für eigene Geschäfte verwendet habe.

Ein Händler in London sagte, sollte sich herausstellen, dass Kundengelder nicht zurückgezahlt werden, wäre dies eine Katastrophe für alle kleinen Broker und Banken, weil ihnen keiner mehr glauben würde. "Unvermeidlich belastet dies viele Märkte, bis volle Klarheit herrscht und die Situation bereinigt ist", sagte Rohstoffanalyst Nic Brown von Natixis.

Auf Risiko getrimmt

Zu Fall gebracht hat MF Global die Euro-Schuldenkrise. Unter der Führung des früheren Goldman-Sachs -Chefs Jon Corzine war die 200 Jahre alte Firma in immer riskantere Handelsgeschäfte eingestiegen und hatte zuletzt verstärkt auf Schuldpapiere aus Italien, Portugal und Spanien gesetzt. Als auch Verkaufsverhandlungen mit dem Rivalen Interactive Brokers Group scheiterten, sah das Traditionshaus keinen anderen Ausweg mehr und beantragte bei einem Gericht in Manhattan Gläubigerschutz. Damit gehört MF Global nach Vermögenswerten zu den zehn größten Insolvenzen in der Geschichte der USA.        

Trotz der breiten Auswirkungen, seien die Folgen nicht mit der Lehman-Pleite vergleichbar, zeigten sich die meisten Marktteilnehmer überzeugt. Als Lehman auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 zusammenbrach, führte die Bank Vermögenswerte in Höhe von 639 Milliarden Dollar in ihrer Bilanz. Bei MF Global sind es lediglich etwa 41 Milliarden, aber immer noch mehr als der Autobauer Chrysler 2009 bei seiner Insolvenz in den Büchern hatte. "In gewisser Hinsicht handelt es sich um Baby-Lehman", sagte Michael Epstein von CRG Partners. 

MF Global beschäftigt nach eigenen Angaben rund 2850 Mitarbeiter. Corzine übernahm die Unternehmensführung im vergangenen Jahr, nachdem er seinen Gouverneursposten in New Jersey verloren hatte. Er verpasste MF Global eine neue Strategie. Die Firma sollte weniger als Broker denn als Investmentgesellschaft tätig sein. Die Folge: Nach der belgisch-französischen Großbank Dexia hat nun auch die USA ein prominentes Opfer der europäischen Schuldenkrise.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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