Wirtschaft

Währungskurse bereiten Probleme Linde wird pessimistischer

Der Industriegase-Spezialist und Anlagenbauer Linde bietet für das dritte Quartal ein gemischtes Bild. Das bisherige Wachstumstempo kann nicht gehalten werden. Daher zeigt sich das Unternehmen für das Gesamtjahr etwas zurückhaltender.

Für den Gase- und Anlagenbaukonzern Linde hat der Gegenwind im dritten Quartal zugenommen. Der Konzern litt vor allem unter der Abschwächung zahlreicher Währungen im Vergleich zum Euro. Zwar konnte der Münchner Konzern zwischen Juli und Ende September beim Umsatz und operativen Konzernergebnis erneut zulegen. Allerdings fiel die Wachstumsdynamik deutlich schwächer als bislang aus. Nun gibt der Konzern das bislang angepeilte operative Ergebnisziel von mindestens vier Milliarden Euro auf und strebt stattdessen nur noch rund vier Milliarden Euro an. Unverändert will Linde aber den Umsatz im Gesamtjahr im Vergleich zu Vorjahr steigern.

"Wir haben uns ganz gut geschlagen, obwohl sich die Konjunktur alles andere als dynamisch entwickelt hat und die Währungskurse vor allem im dritten Quartal verstärkt gegen uns gelaufen sind", sagte Konzernchef Wolfgang Reitzle.

Schuldenberg wächst

Wie es weiter hieß, legte das operative Konzernergebnis (EBITDA) auf Jahressicht um unter anderem dank des Sparprogramms 8,5 Prozent auf gut eine Milliarde Euro zu. Zwischen 2013 und 2016 will das Unternehmen die Bruttokosten um 750 Millionen bis 900 Millionen Euro senken. Im Visier hat das Unternehmen dabei die Bereiche Einkauf, IT und vor allem die Versorgungskette des Flaschen- und Flüssiggasgeschäfts.

Die Erlöse kletterten im Quartal um 5,4 Prozent auf knapp 4,3 Milliarden Euro. Sie wurden durch ungünstige Wechselkurseffekte gebremst. Schwache Währungen - etwa US-Dollar und Britisches Pfund - sorgten bei Linde für Gegenwind. Nach Steuern blieben 363 Millionen Euro. Vor einem Jahr waren es noch 329 Millionen.

In der größten Sparte - dem Geschäft mit Industrie- und Medizingasen - konnte Linde trotz positiver Konsolidierungseffekte durch die Übernahme des US-Unternehmens Lincare die Erlöse im Quartal nicht steigern. Sie stagnierten bei 3,5 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis legte hier um 7,5 Prozent auf 998 Millionen Euro zu.

Allerdings ließ die Lincare-Übernahme den Schuldenberg bis Ende September um 128 Millionen Euro auf 8,6 Milliarden Euro wachsen. Linde hatte Lincare im vergangenen Jahr für rund 3,6 Milliarden Euro übernommen. Das Unternehmen versorgt Atemwegspatienten zu Hause mit Sauerstofftherapien. Lincare steht seit August 2012 in der Konzernbilanz. Das Gesundheitsgeschäft gilt als weniger konjunkturanfällig im Vergleich zum angestammten Geschäft mit Industriegasen.

Nach neun Monaten steht nun ein Erlösplus von 8,7 Prozent auf gut 12,5 Milliarden Euro zu Buche. Das operative Ergebnis legte um 11,8 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro zu. Unter den Strich stehen vor dem letzten Jahresviertel nun knapp 1,1 Milliarden nach 971 Millionen Euro vor einem Jahr.

Mittelfristziele in Gefahr

Für die Zukunft zeigte sich Linde vorsichtig und stellte die Mittelfristziele angesichts der Wechselkursentwicklung in Frage. Für 2016 peilt Linde zwar weiterhin ein operatives Konzernergebnis von mindestens fünf Milliarden Euro an. Das Ziel unterliegt aber der Annahme, dass es bei den Wechselkursen im Vergleich zum Jahresende 2012 nicht zu deutlichen Verschiebungen kommt. Sollten sich die Währungskursrelationen auch in den kommenden Jahren ähnlich gestalten wie zuletzt, würde dies das operative Konzernergebnis im Jahre 2016 um rund 250 Millionen Euro verringern, warnte Linde.

Mit der Geschäftsentwicklung liegt Linde im Branchentrend: Der französische Rivale Air Liquide hatte im dritten Quartal wegen des starken Euro sogar einen Erlösrückgang um ein Prozent auf 3,76 Milliarden Euro hinnehmen müssen. Ergebniszahlen veröffentlicht der Wettbewerber nur zum Halbjahr und für das Gesamtjahr. Air Liquide hatte nur mitgeteilt, dass sich das operative Geschäft "erfreulich" entwickele. Am Ziel eines Gewinnwachstums im laufenden Jahr hält der Konzern fest.

An der Börse ließen sich Markteilnehmer nicht von den vorsichtigen Aussagen abschrecken. Die Zahlen seien im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, hieß es auf dem Parkett. Das operative Konzernergebnis lag sogar etwas über den Analystenschätzungen. Die leichte Rücknahme des operativen Ergebnisziels für das Gesamtjahr sei wegen der ungünstigen Wechselkurse bereits im Vorfeld von Analysten erwartet worden.

Die Aktie ging in einem positiven Gesamtmarkt 0,4 Prozent schwächer aus dem Handel.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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