Wirtschaft

Immer höhere Zinsen Griechen und Spanier bluten

Griechenland und Spanien befinden sich im festen Griff der Finanzmärkte. Aufgrund fehlenden Vertrauens müssen beide Länder ihre Staatsanleihen zu immer höheren Zinsen losschlagen. In Athen gibt es unterdessen große Aufregung wegen der Herabstufung Griechenlands durch Moody's.

Die Griechen müssen kräftige Klimmzüge machen, um die Schuldenkrise zu mindern.

Die Griechen müssen kräftige Klimmzüge machen, um die Schuldenkrise zu mindern.

(Foto: AP)

Spanien und Griechenland müssen den Vertrauensverlust an den Finanzmärkten immer teurer bezahlen. Um ihre Staatsanleihen loszuschlagen, werden immer höhere Zinsen fällig. Unter den Ländern des Euroraums zahlt Spanien inzwischen den zweithöchsten Zins, um Anleger vom Kauf zweijähriger Titel zu überzeugen. Nur das hoch verschuldete Griechenland muss eine noch höhere Rendite bieten.

Die Risikoaufschläge für Griechenland stiegen deutlich, nachdem die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit für das südeuropäische Euro-Land auf "Ramsch-Status" herabgestuft hatte. Die EU-Kommission in Brüssel versuchte erneut, die Märkte zu beschwichtigen.

Unterdessen verlief die mit Spannung erwartete Auktion für Geldmarktpapiere Spaniens aber trotz des schwierigen Umfelds erfolgreich. Das Land konnte bei guter Nachfrage Titel über knapp 5,2 Milliarden Euro am Markt platzieren. Der größte Teil entfiel auf ein Papier mit einjähriger Laufzeit. Doch die Rendite, die Spanien den Anlegern bieten musste, lag spürbar über den früheren Auktionen.

Empörung in Athen

Die Rendite für zehnjährige griechische Anleihen stieg auf 8,65 Prozent, nachdem sie am Vorabend noch bei 8,32 Prozent gelegen hatte. Die griechische Bonität war von dem Ratingriesen Moody's um vier Stufen von "A3" auf "Ba1" und damit auf "Ramsch-Status" herabgesetzt worden. Zwar wirke der aufgespannte Rettungsschirm von Europäischer Union (EU) und Internationalem Währungsfonds (IWF), aber das geforderte Sparprogramm der griechischen Regierung berge erhebliche Gefahren für das Wirtschaftswachstum des Landes, lautete die Begründung von Moody's.

In Athen war die Empörung über das "Downgrading" groß. "Es ist ein Schlag unter die Gürtellinie", sagten griechische Zentralbanker. Die Fortschritte der Sparpolitik der Regierung von Ministerpräsident Giorgos Papandreou würden nicht berücksichtigt. Auch die EU- Kommission zerstreute Sorgen über die finanzielle Lage des Landes. Das Sparprogramm sei "solide und glaubwürdig", sagte ein Kommissionssprecher in Brüssel.

Spanischer Bankensektor macht Probleme

Auch die Renditen für spanische Anleihen legten zu, aber weit weniger stark. Für zehnjährige Anleihen stiegen sie von 4,67 Prozent auf 4,72 Prozent. Spanische Staatsanleihen mit zweijähriger Laufzeit lagen im frühen Handel bei knapp drei Prozent. Zum Vergleich: Deutschland muss Anlegern für zwei Jahre noch nicht einmal ein halbes Prozent an Zinsen zahlen.

Investoren misstrauen der Kreditwürdigkeit Spaniens nicht nur wegen der angespannten Staatsfinanzen. Vielmehr treiben Probleme des spanischen Bankensektors den Anlegern Sorgenfalten auf die Stirn. So berichten etliche heimische Banken über Refinanzierungsprobleme am Interbankenmarkt, auf dem sich die Geschäftsbanken mit kurzfristiger Liquidität versorgen. Nach Angaben der Zeitung "El País" liehen sich spanische Banken im Mai erstmals mehr als 85 Milliarden Euro bei der Europäischen Zentralbank (EZB).

Hintergrund der spanischen Probleme ist das Platzen der Immobilienblase auf der iberischen Halbinsel: Die Hauspreise sind stark gefallen. Gleichzeitig werden in Spanien Risiken gesehen, dass Schuldner ihre Hypothekenkredite nicht bedienen können. Damit erhöht sich auch das Risiko für spanische Kreditinstitute - vornehmlich für die Sparkassen -, die letztere derzeit in Fusionen treibt. Eine ähnliche Abwärtsspirale am Immobilienmarkt in den USA war einer der Hauptauslöser der weltweiten Finanzkrise.

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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