Wirtschaft

Barroso warnt vor Rückschlägen Eurozone hängt im Herbst durch

Jetzt nicht nachlassen!

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die Einkaufsmanagerdaten aus der Eurozone entwickeln sich schwächer als erwartet. Vor allem die Schwergewichte Frankreich und Deutschland verlieren im Herbst an Zugkraft. EU-Kommissionspräsident Barroso bereiten vor allem die politischen Risiken Sorge.

Der Herbst bringt vorerst nicht die erhoffte Konjunkturbelebung in der Eurozone. Industrie und Dienstleister wuchsen zwar im Oktober weiter, allerdings langsamer als zuvor. Verantwortlich dafür ist die Delle ihrer beiden größten Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich. In China hingegen liefen die Geschäfte der Industrie so gut wie seit sieben Monaten nicht mehr, was auf eine Belebung der Weltkonjunktur hoffen lässt.

Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft in der Eurozone fiel um 0,7 auf 51,5 Punkte, teilte das Markit-Institut zu seiner Umfrage unter 4000 Firmen mit. Ökonomen hatten einen Anstieg auf 52,5 Punkte erwartet. Das Barometer hielt sich aber über der Marke von 50 Zählern, ab der es Wachstum anzeigt. "Es ist noch zu früh, um von einem nachlassenden Aufschwung zu sprechen", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Wichtiger sei, dass sich der Index seit vier Monaten über 50 Punkten halte. Das deute auf ein Wachstum von 0,2 Prozent im vierten Quartal hin. "Obwohl nur moderat, geht der Aufschwung immerhin auf breiter Front weiter", sagte Williamson. Die Eurozone hatte sich erst im Frühjahr aus einer eineinhalbjährigen Dauer-Rezession gekämpft. Die Wirtschaft wuchs um 0,3 Prozent.

Stolpern kann man immer

EU-Kommissar Barrosso ist grundsätzlich optimistisch.

EU-Kommissar Barrosso ist grundsätzlich optimistisch.

(Foto: dpa)

Allerdings reichte das Tempo nicht, um Jobs zu schaffen. Im Gegenteil:  Auch im September wurden Arbeitsplätze abgebaut. "Dies bestätigt unsere Erwartung, dass es bis auf Weiteres keinen kräftigen Konjunkturaufschwung im Euroraum geben wird", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil.

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso warnt sogar vor Rückschlägen. Die EU habe zwar "allen Grund zur Zuversicht", dass sie die Eurokrise bewältigen könne, sagte er der "Bild-Zeitung". "Es ist jedoch wie beim Bergsteigen: Auch auf dem Rückweg kann man noch abstürzen." Das größte Risiko liege aber weniger auf der wirtschaftlichen als vielmehr auf der politischen Seite. "Wenn Länder politisch instabil werden, wenn es keine handlungsfähige Regierung gibt, ziehen sich die Anleger sofort zurück." Barroso forderte insbesondere Frankreich und Italien zu Reformen auf.

Die gesamte Eurozone befindet sich Markit zufolge inzwischen auf Wachstumskurs, doch habe die Dynamik bei den Schwergewichten Deutschland und Frankreich nachgelassen. Das Barometer für die deutsche Privatwirtschaft fiel um 0,6 auf 52,6 Punkte. Trotz des zweiten Rückgangs in Folge bleibe sie "in guter Verfassung", sagte Markit-Ökonom Tim Moore. "Die anhaltenden Auftragszuwächse deuten darauf hin, dass sie auch in den kommenden Monaten auf Wachstumskurs bleiben sollte."

Erreichbares Wachstumsziel

Darauf lassen auch Nachrichten aus China hoffen, wo die Geschäfte der Industrie so gut liefen wie seit sieben Monaten nicht mehr. Der Einkaufsmanager-Index von HSBC kletterte um 0,7 auf 50,9 Punkte. "Die Dynamik dürfte sich in den kommenden Monaten beschleunigen", sagte HSBC-Ökonom Qu Hongbin. Darauf deute die Auftragslage hin. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wuchs in den ersten drei Quartalen zum Vorjahreszeitraum um 7,7 Prozent. Damit dürfte das Ziel der Regierung für das Gesamtjahr von 7,5 Prozent erreichbar sein. Es wäre aber das geringste Plus seit 23 Jahren. Peking will die Wirtschaft unabhängiger von Investitionen machen und den Konsum stärken. Die Regierung nimmt dafür ein vorübergehend langsameres Wachstum in Kauf.

Quelle: ntv.de, rts

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