Wirtschaft

EU ermittelt im Finanzsektor Deutsche Bank erneut unter Verdacht

Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia geht dem Verdacht illegaler Absprachen im Handel mit Kreditausfallversicherungen nach.

Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia geht dem Verdacht illegaler Absprachen im Handel mit Kreditausfallversicherungen nach.

(Foto: picture alliance / dpa)

Sie gelten als Beschleuniger der Finanzkrise: Kreditausfallversicherungen. Rund ein Dutzend Geldhäuser sollen untereinander über Jahre den Handel abgesprochen haben. Unter den Verdächtigen ist auch Deutschlands Branchenprimus.

Deutsche Bank
Deutsche Bank 14,93

Insgesamt 13 Banken sind wegen des Verdachts illegaler Absprachen im Handel mit Kreditausfallversicherungen (CDS) ins Visier der EU-Kommission gerückt. Darunter ist auch die Deutsche Bank sowie der internationale Swap- und Derivate-Verband ISDA und der Finanzdaten-Anbieter Markit, wie die Wettbewerbsbehörde mitteilte. Sie stünden im Verdacht, ihre Stellung im billionenschweren CDS-Handel ausgenutzt und zwei Börsen-Betreiber ausgesperrt zu haben. Sollte sich der Verdacht erhärten, drohen den Geldhäusern Strafen, die bis zu zehn Prozent ihrer Jahreseinnahmen ausmachen können. Die betroffenen Institute seien nun aufgefordert worden, sich zu äußern.

Die EU-Ermittlungen - ähnliche Untersuchungen gibt es in den USA - laufen bereits seit zwei Jahren. Im Kern geht es um den Zeitraum zwischen 2006 und 2009 - also auch um den Höhepunkt der Finanzkrise. Den Finanzinstrumenten wurde angekreidet, die Ausbreitung der Finanzkrise nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008 beschleunigt zu haben: Die Banken, so das Argument, hätten über die Ausgabe von CDS enorme Risiken in die Bücher nehmen können, ohne von den Behörden groß kontrolliert zu werden.

Mit den Kreditausfall-Derivaten (Credit Default Swaps) sichern sich Investoren unter anderem gegen Pleiten von Staaten und Firmen ab. Allerdings können sie auch auf die Bonität eines Schuldners wetten und diesen damit in Bedrängnis bringen. Die EU wirft den Banken nun vor, sich illegal abgesprochen zu haben, um die Deutsche Börse und die Chicago Mercantile Exchange aus dem Markt fernzuhalten und selbst möglichst viel Geld zu verdienen.

Handel an Börse vorbei ist anfällig für Risiken

Dies wäre laut Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia ein inakzeptables Verhalten. "Der außerbörsliche Handel ist für die Investoren nicht nur teurer als der Handel über die Börse. Er ist auch anfällig für systemische Risiken."

Zu den beschuldigten Instituten gehören neben der Deutschen Bank Citigroup, Goldman Sachs, UBS, Bank of America Merrill Lynch, Barclays, Bear Stearns, BNP Paribas, Morgan Stanley, Credit Suisse, HSBC, JP Morgan und RBS.

Die Deutsche Bank wollte sich zur Sache - wie die meisten anderen Institute - nicht äußern. Auch ISDA und Markit äußerten sich nicht. Bereits im April war bekanntgeworden, dass die EU-Kommission die Commerzbank in den Ermittlungen vorerst vom Haken gelassen hat.

Almunia erklärte, einige der Großbanken, die in die CDS-Tricksereien verwickelt seien, stünden auch im Mittelpunkt der Ermittlungen zum Zinsskandal. Hier wird den Instituten vorgeworfen, an den Referenz-Zinssätzen Euribor und Libor zu ihren Gunsten geschraubt zu haben. Namen nannte Almunia jedoch nicht. Drei Geldhäuser - RBS, Barclays und UBS - haben sich bereits mit den Aufsehern auf eine Geldbuße geeinigt, um die Ermittlungen zu beenden. Auch die Deutsche Bank ist in diesen Skandal verwickelt, hält sich bislang aber bedeckt, mit welcher Strafe sie rechnet.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen