Wirtschaft

Kanadier führt Bank of England Carney soll für Wachstum sorgen

Der Kanadier Mark Carney staeht an der Spitze der Bank of England.

Der Kanadier Mark Carney staeht an der Spitze der Bank of England.

(Foto: REUTERS)

Er ist der erste Ausländer auf dem Posten: Der Kanadier Carney hat seine Arbeit bei der britischen Zentralbank aufgenommen. Die Erwartungen sind riesig. Nichts weniger als die lahmende Wirtschaft soll er ankurbeln. Für Aufmerksamkeit sorgen er und seine Frau zunächst aber auf anderen Gebieten.

Die englische Notenbank hat einen neuen Chef: Zu Wochenbeginn hat der Kanadier Mark Carney den Posten als Gouverneur der Bank of England angetreten. Der 48-Jährige ist der erste Ausländer auf dem Chefsessel. Er übernahm das Amt von Mervyn King, der zehn Jahre lang an der Spitze der britischen Notenbank gestanden hatte. Finanzminister George Osborne hatte Carney persönlich ausgesucht. Der als charismatisch beschriebene ehemalige Investmentbanker hatte als Gouverneur der kanadischen Notenbank Erfolge beim Umgang mit der Finanzkrise gefeiert.

Die Politik in Großbritannien erwartet von Carney, dass die Notenbank ihren Teil zur möglichst raschen Erholung der Wirtschaft beiträgt. Die Aufgabe erscheint übergroß. Die Finanzkrise hat Großbritannien besonders schwer getroffen. Im ersten Quartal wuchs die Wirtschaft um 0,3 Prozent. Und Statistiker bestätigten letzte Woche, dass das Land Anfang 2012 Null-Wachstum verbuchte und nicht wie bisher angenommen geschrumpft war.

Die Erwartungen an Carney sind groß. Die britische Handelskammer hat ihn in einem offenen Brief aufgefordert, mehr für die Unterstützung der Betriebe zu tun. Knapp eine Woche nach der Übernahme der Aufgaben von seinem Vorgänger Sir Mervyn King tagt bereits der geldpolitische Ausschuss der Zentralbank an der Londoner Threadneedle Street. Dabei wird mit Spannung erwartet, ob Carney den Leitzins auf dem historischen Tiefstand von 0,5 Prozent belässt oder an der Zinsschraube dreht. Noch interessanter für Beobachter ist die Frage, ob es dem Neuen gelingt, den Ausschuss für eine weitere Runde des sogenannten "Quantitative Easing" zu gewinnen.

Ausnahmetalent soll Aufschwung bringen

Mit Hilfe von Anleihekäufen hatte der bisherige Zentralbankchef in den vergangenen Jahren zusätzliches Geld in Höhe von 375 Milliarden Pfund in den Markt gepumpt. Der Erfolg ist umstritten. Zu seinem Abschied forderte King wiederholt, 25 weitere Milliarden locker zu machen - konnte sich damit aber nicht durchsetzen.

Der Ex-Investmentbanker (Goldman Sachs) und Oxford-Absolvent Carney gilt als Ausnahmetalent. Er soll nun endlich für Wirtschaftswachstum sorgen. Optimisten werten die zunehmend positiven Wirtschaftsindikatoren, größeren Schwung im Bauwesen und langsam wieder steigende Exporte als Zeichen, dass Kings Politik in die richtige Richtung führt.

Kritiker bemängeln dagegen, dass King mit seiner Geldpolitik inflationäre Tendenzen in Kauf nahm. Zeitweise war die Teuerungsrate auf 5,2 Prozent gesprungen. Das war gut für den Staat, weil die Schuldenlast etwas an Gewicht verlor - aber schlecht für die Verbraucher, die höhere Lebenshaltungskosten in Kauf nehmen mussten. Auch derzeit liegt die Inflation in Großbritannien mit 2,7 Prozent deutlich über der Zielmarke der Bank of England von zwei Prozent.

In London ist Carney derweil bereits vor seinem Amtsantritt aufgefallen. Es blieb den Medien nicht verborgen, dass seine Abschiedsparty bei der kanadischen Zentralbank den Steuerzahler 30 000 kanadische Dollar kostete. Und auch seine Frau rückte in den Fokus, nachdem sie über soziale Medien kundgetan hatte, sie könne in London keine adäquate Wohnung für das Ehepaar und die vier Töchter finden - trotz Mietzuschuss von jährlich 250 000 Pfund.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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