Wirtschaft

Luxus-Häuser gehen an Österreicher Berggruen versilbert Karstadt-Perlen

Das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) in der Tauentzienstraße am Wittenbergplatz in Berlin gehört zu den Premiumhäusern des Konzerns.

Das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) in der Tauentzienstraße am Wittenbergplatz in Berlin gehört zu den Premiumhäusern des Konzerns.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Karstadt-Eigner Berggruen macht die Befürchtungen wahr: Er verkauft mit dem Oberpollinger, dem Alsterhaus und dem KaDeWe die besten Teile des Unternehmens. Für die Gewerkschaft ist das die Zerschlagung des Unternehmens. Der Erlös soll investiert werden.

Der US-deutsche Investor Nicolas Berggruen verkauft die besten Stücke des Warenhaus-Konzerns Karstadt. Die Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko übernimmt nach eigenen Angaben die Mehrheit an zwei Karstadt-Gesellschaften, die als Filetstücke des angeschlagenen Warenhauskonzerns gelten. Signa kaufe 75,1 Prozent an der Karstadt Premium Group und 75,1 Prozent an der Karstadt Sports-Gesellschaft, teilte die Holding mit. Nach Ansicht von der Gewerkschaft Verdi bedeutet dieser Schritt "die Zerschlagung des Unternehmens Karstadt".

Der Milliardär Berggruen, der den Karstadt-Konzern aus der Insolvenz übernommen hatte, behalte die anderen Anteile - und die übrigen 83 Warenhäuser. "Dies ist mein Beitrag zur weiteren Gesundung des Unternehmens und mein klares Bekenntnis zum Geschäftsmodell Warenhaus", sagte Berggruen. "Das Kerngeschäft behalten wir komplett." Darin sehe er in den nächsten Jahren große Wachstumschancen.

300 Millionen für Sanierung

"Die Ankündigung, Sport- und Premiumhäuser zu veräußern, schürt Ängste bei den Beschäftigten vor einer Aufspaltung des Unternehmens und bringt große Unsicherheiten, was deren Zukunft angeht", sagte Verdi-Handelsexpertin Stefanie Nutzenberger. "Den Beschäftigten müsse nun erklärt werden, was dieser Schritt für sie bedeute."

Die Kartellbehörden müssen die Transaktion noch genehmigen, hieß es weiter. Im Gegenzug werde Signa 300 Millionen Euro in die Modernisierung von Karstadt investieren. Ein Kaufpreis werde nicht gezahlt. Die drei Luxus-Warenhäuser sind der Oberpollinger in München, das Alsterhaus in Hamburg und das KaDeWe in Berlin. Karstadt Sports verfügt über 28 Häuser.

Berggruen ändert Aufsichtsrat

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit Nicolas Berggruen (l) kurz vor dessen Übernahme des Konzerns 2010.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit Nicolas Berggruen (l) kurz vor dessen Übernahme des Konzerns 2010.

(Foto: picture alliance / dpa)

Signa ist nach Angaben Berggruens der "mit Abstand" größte Vermieter von Karstadt-Filialen. Wie der Investor mitteilte, wird zugleich ein Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrates von Karstadt vollzogen: Der Berggruen-Vertraute Jared Bluestein wird durch den Manager Stephan Fanderl ersetzt.

Berggruen hatte die Kaufhauskette 2010 aus der Insolvenz des Touristik- und Handelskonzerns Arcandor heraus übernommen und damit vor dem Aus bewahrt. Der Investor versprach damals, Arbeitsplätze zu erhalten und die Filialen zu modernisieren.

Investor hatte schon auf Kaufhof geschielt

Benko besitzt bereits die Immobilien von zahlreichen Karstadt-Warenhäusern. Signa hat nach eigenen Angaben in den beiden vergangenen Jahren für mehr als 1,5 Milliarden Euro 20 Warenhäuser erworben, die langfristig an Karstadt vermietet seien.

Der österreichische Investor hatte in Deutschland bereits die Fühler nach der Metro-Tochter Kaufhof ausgestreckt, die der Düsseldorfer Handelsriese dann aber doch nicht verkaufen wollte. Zu einem möglichen Interesse an weiteren deutschen Warenhäusern wollte sich ein Signa-Sprecher nicht äußern.

Benkos neuer Schachzug dürfte nun wieder Phantasien über eine Warenhaus-Hochzeit zwischen Karstadt und Kaufhof beflügeln. Ein Metro-Sprecher wollte die Karstadt-Transaktion nicht kommentieren.

Karstadt segelt indes weiter in unruhigem Fahrwasser. Der zum Jahresende ausscheidende Chef Andrew Jennings hatte dem Konzern zuletzt bescheinigt, bei seiner Sanierung noch nicht über den Berg zu sein. Allerdings beginne Karstadt, erste Früchte des begonnenen Umbaus zu ernten. "Wir starten mit leichtem Rückenwind in diesen Herbst, nachdem wir es zwölf Monate mit starkem Gegenwind zu tun hatten", hatte Jennings gesagt.

Gewerkschaft will Garantien

Karstadt hatte sich zur Sanierung einen Umbau verordnet. Dem fielen auch 2000 Stellen zum Opfer. Zudem hatte Karstadt seinen Ausstieg aus der Tarifbindung verkündet und Verdi sowie die rund 20.000 Mitarbeiter gegen sich aufgebracht. Beide Seiten wollen nach früheren Angaben am 23. und 24. September verhandeln.  Verdi wolle nun "Standort- und Beschäftigungssicherung, um den Menschen bei Karstadt eine verlässliche Perspektive zu geben", forderte Nutzenberger. Karstadt müsse zurück zur Tarifbindung.

Am Wochenende hatte Karstadt indes angekündigt, bei einer konjunkturellen Belebung die Gehälter der Mitarbeiter anzuheben. "Unser Plan sieht zwar weiterhin eine Tarifpause bis 2016 vor - allerdings mit einer Öffnungsklausel: Zieht die Wirtschaft überraschend wieder an, werden wir auch die Löhne in diesem Zeitraum stufenweise anheben", sagte Karstadt-Personalchef Kai-Uwe Weitz. Vollständig in den Tarifvertrag zurückkehren würde Karstadt dann 2016, "und das hieße dann auch rückwirkende Zahlung aller tariflichen Lohnerhöhungen".

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa/rts

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