Wirtschaft

Chronik einer Krisenintervention Wie die Notenbanken rudern

Ein Rennen über lange Distanz. Alle legen sich ins Zeug, aber noch hat keiner die Ziellinie passiert.

Ein Rennen über lange Distanz. Alle legen sich ins Zeug, aber noch hat keiner die Ziellinie passiert.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Finanz- und Wirtschaftskrise zwingt die Zentralbanken seit drei Jahren zu zahlreichen Notmaßnahmen: Sie mussten die Märkte stabilisieren, Banken retten und mit massiven Leitzinssenkungen ganze Volkswirtschaften vor dem Absturz bewahren. In den USA und Großbritannien stützten die Notenbanken mit dem massiven Ankauf von Staatsanleihen die Märkte. Die Schuldenkrise in Europa hat inzwischen auch die lange zögerliche EZB zu diesem Schritt genötigt. Nun muss die Federal Reserve in den USA den bereits eingeleiteten Exit aus den Notprogrammen wegen der schleppenden Konjunkturerholung vorerst stoppen.

Im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Maßnahmen der Notenbanken seit Beginn der globalen Turbulenzen:

August 2007: Die Probleme an den Hypotheken- und Kreditmärkten greifen auf den Interbanken-Geldmarkt über. EZB und Fed sehen sich gezwungen, zusätzlich Liquidität in den Markt zu pumpen.

12. Dezember 2007: Die Notenbanken in den fünf wichtigsten Währungsräumen greifen gemeinsam ein, um ein Austrocknen der Geldmärkte zu verhindern.

15. September 2008: Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers öffnen die großen Zentralbanken die Geldschleusen, um mitten in der Panik an den Finanzmärkten die Geschäfte am Geldmarkt am Laufen zu halten.

8. Oktober 2008: Die wichtigsten Notenbanken weltweit senken gemeinsam die Zinsen - ein historischer Schritt.

4. Dezember 2008: Die EZB senkt ihren Leitzins überraschend um einen dreiviertel Prozentpunkt auf 2,5 Prozent. Es ist der größte Zinsschritt seit der Einführung des Euro und der Gründung der europäischen Notenbank.

16. Dezember 2008: Die Fed kappt ihren Leitzins auf eine Spanne zwischen null und 0,25 Prozent - ein Rekordtief.

18. März 2009: US-Notenbankchef Bernanke kündigt den Ankauf von Staatspapieren für zunächst 300 Mrd. US-Dollar an. Die Fed erweitert außerdem ihre bestehenden Programme zur Stützung der Kreditmärkte und Banken auf rund eine Billion US-Dollar.

7. Mai 2009: Die EZB senkt ihren Leitzins auf das Rekordtief von einem Prozent.

24. Juni 2009: Die EZB stellt den Banken der Euro-Zone erstmals für ein ganzes Jahr Liquidität zur Verfügung. Mehr als 1000 Banken rufen die Riesensumme von 442 Mrd. Euro ab.

6. Juli 2009: Die EZB beginnt offiziell mit dem Ankauf von Pfandbriefen.

16. Dezember 2009: 224 Banken aus der Euro-Zone rufen beim letzten Jahrestender der EZB knapp 100 Mrd. Euro ab. Das ist ein Wendepunkt. 2010 beginnt die EZB schrittweise mit ihrer Entziehungskur für das Bankensystem. Am Ende soll die Rückkehr zur Liquiditätsversorgung wie vor der Krise stehen.

19. Februar 2010: Die Federal Reserve erhöht den Zinssatz für Übernachtkredite von 0,5 auf 0,75 Prozent und verteuerte damit Notkredite für Banken erstmals seit Ausbruch der Krise.

25. März 2010: EZB-Chef Trichet kündigt an, dass die Notenbank auch über das Jahresende 2010 hinaus Sicherheiten mit einem schwächeren Rating als "A-" akzeptieren wird. Sie hilft damit indirekt den griechischen Banken und erleichtert die Refinanzierung Griechenlands.

10. Mai 2010: Die EZB kündigt im Kampf gegen die eskalierende Schuldenkrise in der Euro-Zone an, am öffentlichen und privaten Anleihemarkt in großem Stil aktiv werden zu wollen. Die Notenbank gibt damit ihren Widerstand gegen den Ankauf von Staatsanleihen der Euro-Länder auf, der Kritikern zufolge zu einem Ansteigen der Inflation führen könnte. Laut EU-Vertrag kann die EZB die Anleihen nur am Sekundärmarkt erwerben und nicht direkt bei den Regierungen.

10. August 2010: Die Fed stoppt unter dem Eindruck der nur zähen Konjunkturerholung in den USA und der andauernden Misere am Arbeitsmarkt den begonnenen Exit. Sie will Geld, dass sie durch Fälligkeit bereits erworbener Immobilienpapiere bekommt, wieder reinvestieren und neue Staatsanleihen kaufen. Sie hält damit die Unterstützung für die Wirtschaft aufrecht, anstatt sie wie geplant langsam abzubauen.

Quelle: ntv.de, dpa

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