Wirtschaft

Daten sprechen dagegen Furcht vor Inflation

In Deutschland wächst die Angst vor der Inflation. Viele Volkswirte halten diese Furcht allerdings für unberechtigt und weisen auf aktuelle Daten hin.

In Deutschland ist die Angst vor Inflation tief verwurzelt.

In Deutschland ist die Angst vor Inflation tief verwurzelt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Verbraucherpreisentwicklung in Deutschland und im Euroraum ist in den vergangenen Monaten trotz einer spürbaren Konjunkturerholung sehr gedämpft geblieben und dürfte auch auf absehbare Zeit kein Hindernis für eine anhaltend lockere Geldpolitik im Euroraum darstellen. Im April stiegen die deutschen Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von lediglich 1 Prozent und im Euroraum um 1,5 Prozent. Dabei verzeichnete die Kernteuerung (ohne Nahrungs-, Alkohol- und Tabakpreise) mit 0,8 Prozent ein Allzeittief. In Deutschland stiegen die Güterpreise ohne unverarbeitete Nahrungsmittel und Energie auf Jahressicht um nur 0,6 Prozent.

Aufschluss über die weitere Inflationsentwicklung werden die am 27. und 31. Mai anstehenden vorläufigen Mai-Daten aus Deutschland und dem Euroraum geben. In Deutschland werden am kommenden Donnerstag zunächst die Verbraucherpreisdaten aus sechs deutschen Bundesländern und anschließend der vorläufige Ausweis des Statistischen Bundesamts inklusive des harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) veröffentlicht. Spaniens HVPI folgt am Freitag, bevor die Eurozone-Daten am Monatsende, zeitgleich mit den italienischen, veröffentlicht werden.

Ölpreis schwankt

Bestimmt war der Trend des Verbraucherpreisindex in den vergangenen Monaten vor allem vom Ölpreis, dessen kräftiger Anstieg die gesamten Preise etwas stärker zulegen ließ, als dies noch zu Jahresbeginn erwartet worden war. Aus diesem Grund spricht auch einiges dafür, dass die deutsche Jahresteuerung im Mai leicht zugelegt hat. Sollte sich der in den vergangenen Tagen beobachtete Ölpreisabsturz allerdings fortsetzen, dann wäre im Mai auch eine Stagnation bei 1 Prozent Jahresteuerung möglich.

Ein ähnliches Szenario - Stagnation bei 1,5 Prozent Jahresteuerung - ist für den Euroraum denkbar. Alexander Krüger, Volkswirt beim Bankhaus Lampe, geht davon aus, dass die Kernteuerung hier in den nächsten Monaten bei 1 Prozent oder knapp darunter liegen wird. "Wo soll die Inflation denn auch herkommen - wir haben unterausgelastete Kapazitäten, hohe Arbeitslosigkeit und keinen Druck von der Lohnseite", arumentiert er.

Deflationäre Tendenzen

Die EU-Kommission erwartet ausweislich des jüngsten Ausweises zur Wirtschaftsstimmung, dass die Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe des Euroraums im zweiten Quartal auf 75,5 Prozent von 72,3 Prozent im Vorquartal steigen wird. Der langjährige Mittelwert beträgt 81,2 Prozent. Man komme nicht daran vorbei, dass es im Euroraum das Risiko deflationärer Tendenzen gebe, sagte Krüger, stellte aber klar: "Ein Minus vor der Kernrate ist nicht unser Szenario."

Zugleich verwies Krüger aber darauf, dass in einigen Staaten zur Wiederherstellung von Wettbewerbsfähigkeit deflationäre Tendenzen sogar erwünscht seien, zum Beispiel in Portugal oder Spanien. In Spanien hatte die Jahreskernteuerung im April bei minus 0,1 Prozent gelegen.

Auch ING-Volkswirt James Knightley sieht vor allem für Griechenland, Portugal, Irland und Spanien erhöhte Deflationsgefahren, weil dort die Wirtschaftsleistungen sänken und eine aggressive Fiskalkonsolidierung vorgenommen werde. Für Knightley bedeuten vor allem diese Konsolidierungszwänge, dass eine geldpolitische Wende im Euroraum noch weiter entfernt ist als in den USA. "Das ist ein Grund für die Märkte, den Euro-Dollar-Wechselkurs weiter nach unten zu treiben", prognostizierte er. Allerdings würde eine solche Entwicklung auch zu einer höheren importierten Inflation führen, was deflationären Gefahren für sich genommen tendenziell entgegenwirken würde.

Einzelne EZB-Offizielle haben in diesem Zusammenhang bereits vor den Risiken gewarnt, die von Rohstoffpreissteigerungen ausgehen. Die von März stammenden EZB-Inflationsprojektionen implizieren für 2010 und 2011 allerdings noch Inflationsraten, die deutlich unterhalb des EZB-Preisstabilitätsziels von knapp 2 Prozent liegen. Neue Projektionen werden am 10. Juni veröffentlicht.

Quelle: ntv.de, DJ

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