Wirtschaft

Deflation am Horizont Chinas gefährlicher Boom

China wächst rasant - doch wie lange noch?

China wächst rasant - doch wie lange noch?

(Foto: REUTERS)

Wirtschaftliche Schwierigkeiten werden gemeinhin mit Griechenland oder den USA in Verbindung gebracht, nicht aber mit China. Doch auch die Volksrepublik gibt Anlass zur Sorge. Angesichts phänomenaler Wachstumszahlen klingt das merkwürdig. Ist es aber nicht.

Chinas Konjunktur brummt. Nach Ansicht der Weltbank wird die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt dieses Jahr um 9,3 Prozent zulegen. Für 2012 wird ein Wachstum von 8,7 Prozent vorausgesagt.

Doch Chinas Boom ist Fluch und Segen zugleich. Das Wachstum ist zwar beeindruckend, zugleich aber viel zu rasant. China droht die Überhitzung – und dann ein Konjunktureinbruch.

Für einige Ökonomen ist die Konjunktur bereits heiß gelaufen – die offiziellen Zahlen seien viel zu gering, argumentieren sie. Das ist nachvollziehbar. So zeugen die Preisschilder von einer alarmierenden Inflation. Offiziell lag die Teuerungsrate im Mai bei 5,5 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit drei Jahren. Vor allem Lebensmittel werden immer teurer – und das bekommt jeder Chinese zu spüren.

Inflation schreitet voran

Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sich die Preise im Schnitt um knapp 12 Prozent. Allein Schweinefleisch kostete 40 Prozent mehr. Auch für viele Grundnahrungsmittel müssen Chinesen tiefer in die Tasche greifen. Das trifft vor allem Hunderte Millionen Arme hart, denn sie sind gezwungen, den größten Teil ihres Geldes für Essen auszugeben. Für die Regierung ist das ein Pulverfass: In China kommt es jedes Jahr zu tausenden von lokalen Aufständen – die häufig niedergeschlagen und in der Regel totgeschwiegen werden.

Zu der hohen Inflation kommt es vor allem auch deshalb, weil China den Yuan faktisch an den Dollar gekoppelt hat. Das ist zwar ein massiver Vorteil für die Exportwirtschaft, die damit ihre Produkte auf dem Weltmarkt billiger anbieten kann. Doch im Gegenzug werden die Importe teurer – und damit wird die Inflation angeheizt. Sollte die Regierung den Yuan weiter aufwerten lassen, wird das den Inflationsdruck zwar nehmen – Chinas Exporteure, dem Rückgrat der Konjunktur, aber teuer zu stehen kommen.

Angst vor Immobilienblase

Auch die Immobilienpreise klettern rasant. Für viele Ökonomen ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Blase platzt. Wenn das passiert, werden Banken faule Kredite in Milliardenhöhe in ihren Büchern haben, die sie abschreiben müssen. Das wird sie in gewaltige Schwierigkeiten bringen – und damit die gesamte Wirtschaft.

Dazu kommt, dass Chinas Banken sich schon seit geraumer Zeit mit weiteren faulen Krediten herumschlagen. Grund ist der Druck Pekings oder lokaler Verwaltungen, staatliche Unternehmen mit dem nötigen Geld zu versorgen. Egal, ob das aus Sicht der Bank sinnvoll ist oder nicht. Zum Leidwesen der Institute werden viele Darlehen nicht zurückgezahlt und müssen abgeschrieben werden.

Chinas Wachstum ist zweifelsohne beeindruckend, allerdings profitieren davon nicht alle Regionen gleichermaßen. Die Städte wachsen, der Osten und der Süden des Riesenreichs boomen. Diese Unterschiede führen seit langem zu massiver Landflucht. Doch nicht nur die Ungleichgewichte zwischen den Provinzen wachsen, auch die Kluft zwischen Arm und Reich nimmt zu. Das bedroht ein System in seinen Grundfesten, bei dem Stabilität das höchste Ziel ist.

Deflation am Horizont

Doch das sind nur die drängendsten Herausforderungen. Mittelfristig steht das Land vor einem weiteren Problem. "Derzeit stehen Inflationsängste im Vordergrund", sagt der Star-Ökonom Nouriel Roubini. Doch das Land stehe vor einem scharfen Konjunktureinbruch – es drohe eine Deflation, also eine Phase fallender Preise.

Grund seien die massiven Investitionen in den vergangenen Jahren. Peking hatte während der Finanzkrise Hunderte Milliarden in die Wirtschaft gepumpt, um einen Abschwung zu verhindern.

"Das Problem ist, dass kein Land so produktiv sein kann, dass es 50 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt in neue Anlagen investiert ohne schließlich vor Überkapazitäten und einer wachsenden Zahl fauler Kredite zu stehen", sagt Roubini. Alle Phasen von exzessivem Investieren führten zu einer Finanzkrise und/oder einer langen Periode von geringem Wachstum."

Vor diesem Hintergrund rechnet er damit, dass China 2013 wahrscheinlich eine so genannte harte Landung hinlegt. Nicht nur für China sind das schlechte Aussichten. Sollte die Konjunkturlok eine Vollbremsung hinlegen, würde darunter die Weltwirtschaft leiden.

Quelle: ntv.de, mit rts

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